Abschussfahrt

Paul (Tilman Pörzgen), Berny (Chris Tall) und Max (Max von der Groeben) sind nicht gerade die Coolsten an ihrer Schule. Da ist es auch kein Wunder, dass es mit den Mädels nicht so recht klappen will. Das soll sich auf der Klassenfahrt nach Prag ändern. Hier wollen es die Kumpels endlich mal so richtig krachen lassen. Nach langweiligen Stadtführungen und schier unendlichen Stunden im mehr als heruntergekommenen Hotel ist alles für eine wilde Partynacht vorbereitet. Doch dann die Hiobsbotschaft: Paul hat sich von seiner Angebeteten Juli (Lisa Volz) um den Finger wickeln lassen, sich um ihren autistischen Bruder Magnus (Florian Kroop) zu kümmern, während sie sich mit einem anderen Typen in einem Club vergnügt. Doch davon wollen sich die drei Freunde nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Mit Magnus im Schlepptau düsen sie in einer alten Stretch-Limo durch das Prager Nachtleben. Natürlich dauert es nicht lange, bis die Kumpel ins erste Fettnäpfchen treten – und schon bald scheint die gesamte Prager Unterwelt hinter ihnen her zu sein…

Mit "Abschussfahrt" liefert Tim Trachte nach dem preisgekrönten TV-Thriller "Davon willst du nichts wissen" sein Kinodebüt als Regisseur und Drehbuchautor ab. Dabei versucht er sich an einer Teenie-Komödie, die sich munter bei den amerikanischen Kollegen von "American Pie" und "Euro Trip" oder den britischen "Inbetweeners" bedient und das Ganze noch mit einer Prise "Hangover" gewürzt. Die nicht gerade subtil servierten Gags drehen sich in erster Linie um Sex, Alkohol und diverse Körperflüssigkeiten, wobei jedes noch so abgegriffene Klischee ausgiebig zelebriert wird. Wer hier etwas auch nur annähernd Neues erwartet, der wird schon nach wenigen Minuten den Kauf der Kinokarte bitter bereuen.

Wer aber genau weiß, worauf er sich einlässt und eben auch nichts anderes sehen möchte, als eine zotige Comedy für Zuschauer zwischen 12 und 18 Jahren, der wird in vielen Momenten durchaus gut unterhalten. Die Hauptdarsteller sind sehr sympathisch, wobei gerade der junge Comedian Chris Tall für einige richtig gute Lacher sorgt. Im Verlauf der wilden Partynacht gibt es auch immer wieder einige recht originelle Einfälle, die als gutes Gegengewicht zu den vielen abgenutzten Klischees funktionieren. Die Reaktion einer Mitschülerin etwa auf die Ankündigung des Lehrers, dass es im Hotel kein Internet und Handyempfang gibt, oder der dubiose Limousinen-Fahrer, der einfach alles besorgen kann, sind wirklich lustige Ideen, die gerade beim Zielpublikum gut ankommen dürften.

Sicherlich, "Abschussfahrt" ist eine sehr einfach gestrickte Komödie mit vielen zum Teil unnötigen Zoten und wenigen Überraschungen. Doch weder die Darsteller, noch die handwerkliche Umsetzung muss sich vor den internationalen Vorbildern verstecken. Schade ist nur, dass sich in dem Bemühen, möglichst viele Lacher zu generieren, nicht der Charme entwickeln kann, der einige der bekannteren Werke dieses Genres so erfolgreich gemacht hat. So bietet diese Klassenfahrt zwar für die Zielgruppe recht gute Unterhaltung, schafft es aber nicht, sich aus der Masse an ähnlich strukturierten Teenie-Komödien abzuheben. Daher gilt: ordentliche Mischung aus guten Gags und Fremdschäm-Zoten, die zumindest dem Zielpublikum gefallen könnte. Und da das ja auch die Hauptsache ist, gibt es trotz etlicher Schwächen noch ein zufriedenes: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold