Highway to Hellas

Was für ein undankbarer Job! Der Bankangestellte Jörg Geissner (Christoph Maria Herbst) wird auf die kleine griechische Insel Paladiki geschickt, um herauszufinden, ob die Voraussetzungen für einen vor einem Jahr bewilligten Kredit tatsächlich eingehalten werden. Denn die Bewohner der Insel wollen hier das Galapagos Griechenlands entstehen und so den Öko-Tourismus florieren lassen – und dafür brauchen sie natürlich Geld. Im Gegenzug haben sie versprochen, dass es einen schönen Strand, ein E-Werk und ein Krankenhaus gibt. Und das soll Bürohengst Geissner nun überprüfen. Doch auf der Insel wird er nicht gerade mit offenen Armen begrüßt. Besonders dem deutsch-griechischen Supermarktbesitzer Panos (Adam Bousdoukos) ist der "Kommissar" ein Dorn im Auge. Zusammen mit seinen Freunden versucht er alles, um Jörgs Auftrag zu sabotieren. Dabei geschieht etwas völlig Unerwartetes: zwischen den beiden Männern entwickelt sich tatsächlich eine Art Freundschaft und Jörg beginnt, die Insel und ihre Bewohner als mehr zu sehen, als nur ein lästiges Aktenzeichen. Doch das sieht seine Chefin gar nicht gerne…

In Zeiten, in denen gerade in den Medien immer wieder Stimmung gegeneinander gemacht wird, versucht "Highway to Hellas" dem durch die Finanzkrise angespannten deutsch-griechischen Verhältnis mit Humor zu begegnen. Im Stil des Kultfilms "Local Hero" sorgt Regisseur Aron Lehmann für einen Culture-Clash der besonders amüsanten Art. Dabei wird nicht gerade sparsam mit Klischees umgegangen, die allerdings in erster Linie dazu dienen, um mit ihnen spielerisch umzugehen und sie damit als das zu entlarven, was sie sind: Klischees eben. Zwar gelingt das nicht immer und so manches Mal wirkt der Humor etwas zu überdreht. Doch insgesamt ist Lehmann ein wirklich charmanter Film gelungen, der seine Zuschauer mit einem Lächeln auf dem Gesicht aus dem Kino entlässt.

Christoph Maria Herbst gibt den steifen Paragraphenreiter sehr sympathisch. Die Wandlung, die seine Figur im Lauf des Films durchlebt, mag arg vorhersehbar sein, wird von Herbst aber sehr glaubhaft vollzogen. Das liegt auch daran, dass die anderen Figuren so liebenswert gezeichnet sind, dass man auch als Zuschauer schnell sein Herz an Paladiki und seine schrägen Vögel verliert. Besonders Adam Bousdoukos ist als Ladenbesitzer mit einem großen Herz für attraktive Touristinnen einfach wunderbar. Die beiden ungleichen Männer sind ein sehr stimmiges Duo und man wünscht sich als Zuschauer schon bald, dass sie trotz aller Konflikte am Ende gute Freunde werden. Kein besonders weit hergeholter Gedanke bei einer solchen Komödie … aber trotzdem irgendwie einfach schön.

Wie das so oft der Fall ist, geht auch der Inszenierung von "Highway to Hellas" am Ende ein wenig die Puste aus. Charmanter und mitunter herrlich cleverer Witz weicht dann übertriebenen Slapstick, der einfach unpassend und unnötig wirkt. Das Ganze gipfelt dann zwar in einem sehr schönen Finale. Doch dorthin wäre man sicherlich auch auf etwas weniger überzogene und platte Weise gekommen. Doch zum Glück ist das nur ein kleiner Schönheitsfehler in einem ansonsten sehr positiven Gesamtbild, das seinen Betrachter nette Unterhaltung und ganz viel gute Laune vor schöner Urlaubskulisse bietet. Und dafür gibt es unterm Strich ein ganz klares: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold