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Mitgift

Mitgift

Deutschland 2014

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Dokumentarfilm
Regie:Roland Blum
Kinostart:06.03.2014
Produktionsland:Deutschland 2014
Laufzeit:ca. 101 Min.
FSK:ab 0 Jahren
Webseite:www.mitgiftderfilm.de

Als die Berliner Mauer gefallen ist, war das für die Menschen in ganz Deutschland und für die Politik in Europa ein ganz besonderer Moment – ein Moment, den Filmemacher Roland Blum dokumentarisch festhalten wollte. Schließlich war die ehemalige DDR nach Öffnung der Grenzen und kurz vor der Wiedervereinigung einem drastischen und schnellen Wandel ausgesetzt, den Blum mit seiner Kamera einfangen wollte. Dabei fand er ein Land vor, das kurz vor dem ökologischen Kollaps stand. Schockiert vom desolaten Umgang mit der Umwelt, konzentrierte sich Blum vornehmlich auf diesen Aspekt des Lebens in den neuen Bundesländern, die er dann 2001 und 2013 noch einmal besuchte. Die Aufnahmen, die er bei seinen drei Reisen durch die ehemalige DDR eingefangen hat, dokumentieren tatsächlich einen Wandel, der vielerorts gut für die Natur, aber vom Nachteil für die Bewohner abgelaufen ist.

Blums Film "Mitgift" zeigt, wie das Ende von großen Umweltsündern wie Braunkohlegruben oder Filmherstellern die Natur (scheinbar) wieder aufblühen ließ, die Regionen aber gleichzeitig in hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit für die Anwohner stürzte. Gerade am Beispiel der Region um Bitterfeld wird auf mitunter erschreckende Art deutlich, auf welchen Ebenen sich der Wandel eines Landes abspielen kann. Als Blum die Gegend 1990 zum ersten Mal besucht, steckt der Umweltschutz hier erst noch in den Kinderschuhen. Planungen gibt es, um neue Investoren und Bewohner in die Region zu locken. Gleichzeitig wurden aber derart viel Müll und Schadstoffe planlos in die Gewässer geleitet, dass Arbeiter selbst 2000 noch bei Sanierungsarbeiten Schutzanzüge tragen mussten und Aufnahmen nur aus sicherer Ferne mit Teleobjektiv möglich waren. Heute ist eben diese Gegend ein Naturschutzgebiet und die gefluteten Tagebaue um Bitterfeld die größte künstliche Seenlandschaft Deutschlands.

In Wolfen auf der anderen Seite haben die Veränderungen dafür gesorgt, dass die Arbeitslosigkeit gestiegen und viele Menschen aus der Region weggezogen sind. Angesichts der Tatsache, unter welchen Umständen die Menschen in der maroden Filmfabrik haben arbeiten müssen, stellt sich eben die Frage, ob diese oberflächlich betrachtet negative Entwicklung nicht auch positiv gesehen werden muss. Es ist ein sehr komplexes Thema, das Blum in seiner Langzeitdokumentation behandelt. Dass Wandel, ganz gleich, ob man ihn persönlich als positiv oder negativ empfindet, auch dann möglich ist, wenn man nicht mehr daran glauben mag, wird gerade anhand der Aufnahmen um Bitterfeld herum eindrucksvoll deutlich.

Keine Frage, "Mitgift" ist ein sehr interessanter, streckenweise auch unterhaltsamer und durchaus wichtiger Film. Ob die in Zusammenarbeit mit dem HR und dem SWR entstandene Dokumentation aber unbedingt ins Kino gehört, steht auf einem anderen Blatt. Auch wenn es beim 2013 aufgenommenen Material einige sehr schöne Aufnahmen gibt, gewinnt der Film weder an Qualität, wenn man ihn auf der Leinwand sieht, noch verliert seine Botschaft an Überzeugungskraft, wenn man ihn nur auf dem Fernsehschirm ansieht. Sehenswert ist die Dokumentation allemal, allerdings im Endeffekt eher als TV-Produkt, denn als Kinofilm!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Mitgift (Deutschland 2014)"
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