Superclassico … Meine Frau will heiraten

Das Leben von Christian (Anders W. Berthelsen) liegt in Trümmern, seitdem ihn seine Frau Anna (Paprika Stehen) verlassen und mit ihrem neuen Liebhaber nach Argentinien gezogen ist. Die Beziehung zu seinem Sohn Oscar (Jamie Morton) ist kaum existent und Christians ehemalige Leidenschaft, sein kleines Weingeschäft, liegt mittlerweile auch mehr oder weniger bracht. Und so gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder setzt Christian all dem ein Ende, oder aber er setzt endlich seinen Hintern in Bewegung und kämpft um seine Frau, bevor die Scheidungspapiere unterschrieben sind. Christian entscheidet sich für letzteres, schnappt sich Oscar und fliegt mit ihm kurzerhand nach Buenos Aires, um Anna zurück zu gewinnen. Zu dumm nur, dass deren neuer Partner, der beliebte Fußballstar Juan Diaz (Sebastian Estevanez) nicht nur jünger und attraktiver, sondern auch noch sehr viel leidenschaftlicher und reicher ist, als Christian. Aber so leicht lässt er sich nicht entmutigen. In der für ihn völlig fremden Umgebung lernt er völlig neue Seiten an sich kennen und hofft, dass er Anna dadurch für eine Fortsetzung ihrer Ehe überzeugen kann. Doch angesichts des traumhaften Lebens, das Anna in Buenos Aires führt, scheint es dafür längst zu spät zu sein…

"Superclassico…Meine Frau will heiraten" ist romantische Komödie und Culture Clash Comedy in einem, wobei sich nordischer Charme und das sonnige Gemüt Argentiniens zu einem kurzweiligen Ganzen vermischen. Den größten Reiz des Films machen natürlich die Szenen aus, in denen Christian in Buenos Aires mit einer für ihn völlig fremden Kultur konfrontiert wird, sich mit einer liebestollen Haushälterin, einem mürrischen Winzer oder sehr höflichen Straßenräubern auseinandersetzen muss. Diese Begegnungen sorgen für einige wunderbare Momente, die ein wenig darüber hinweg trösten, dass Regisseur Ole Christian Madsen gegen Ende anscheinend die Ideen ausgegangen sind. Denn nach dem sehr originellen und spritzigen Anfang und der temporeichen ersten Hälfte, verliert die Komödie gerade im letzten Drittel immer mehr an Fahrt. Das Finale dann kommt etwas schwach daher, was auch daran liegen mag, dass einige Handlungsstränge des Films, wie etwa Christians Freundschaft mit dem alten Winzer, einfach im Nichts verpuffen und keine echte Auflösung erfahren.

Dennoch hinterlässt die Komödie einen insgesamt recht positiven Eindruck. Die sehr liebenswert gezeichnete Liebesgeschichte zwischen Oscar und der Touristenführerin Veronica (Dafne Schiling) etwa, Christians verzweifelte Versuche, einer Fußballübertragung zu entkommen, in der sein Widersacher Juan wie ein Gott gefeiert wird, oder aber auch die Gespräche, die er in einer kleinen Bar trotz der Sprachbarriere mit den Männern am Tresen führt, stecken voller Charme und liebenswertem Witz, so dass man am Ende gerne über das eher enttäuschende Ende hinweg sieht.

Dass der Film gut funktioniert, liegt auch an der guten Chemie zwischen den Darstellern. Besonders Anders W. Berthelsen ("Italienisch für Anfänger") und Paprika Steen ("Adams Äpfel") harmonisieren extrem gut miteinander. Man nimmt ihnen das entfremdete Ehepaar, zwischen dem aber dennoch eine ganz besondere Bindung besteht, absolut ab, was für den emotionalen Teil der Geschichte von enormer Wichtigkeit ist.

"Superclassico…Meine Frau will heiraten" scheint am Ende viel von seinem Potential zu verspielen. Dennoch ist Ole Christian Madsen ein netter Film mit viel nordischem Charme, einigen sehr amüsanten Dialogen und zu Herzen gehenden Momenten gelungen. Liebhabern von leichtfüßigen Komödien kann dieser kurzweilige Trip nach Buenos Aires daher auch wärmstens ans Herz gelegt werden. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold