Wenn hunderte bleiche Menschen mit blutunterlaufenen Augen und zerfetzter Kleidung grunzend durch die Frankfurter City schlurfen, dann handelt es sich hierbei nicht etwa um Menschen, die beim Museumsuferfest etwas zu heftig und zu lange gefeiert haben, sondern um die Teilnehmer des immer beliebter werdenden Zombie Walks.
2007 wurde der Frankfurter Zombie Walk ins Leben gerufen, nachdem die Initiatoren im Netz Videos von ähnlichen Aktionen aus Kanada gesehen hatten. Ob sich auch in Deutschland eine große Community für ein solches Event finden ließe und wie das bei den ahnungslosen Passanten ankommen würde, war damals freilich noch überhaupt nicht abzusehen. Doch nachdem sich schon zum ersten Zombie Walk wenige Tage vor Halloween knapp 200 Hobby-Zombies zusammenfanden und die Resonanz durchweg positiv war, war es schnell beschlossene Sache, aus dem Walk eine jährliche Veranstaltung zu machen.
Es ist absolut erstaunlich, was für ein Talent und eine Kreativität die Teilnehmer dabei an den Tag legen. Hier kann so manches Outfit und Make-up entdeckt werden, das locker neben den Arbeiten professioneller Masken- und Kostümbildner bestehen kann. Auch begeistert die durchweg friedliche Atmosphäre, die trotz der extremen Morbidität der Veranstaltung eine sehr große Fröhlichkeit ausstrahlt. Wenn sich die Zombies vor dem Walk auf dem Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs zusammenfinden, dann kann man auch immer wieder beobachten, dass sich gerade ältere Menschen von dieser positiven Atmosphäre anstecken lassen und dass viele Reisende hier mehr Fotos machen, als von so manch anderer Frankfurter Sehenswürdigkeit.
Auch 2015 war der Zombie Walk wieder ein voller Erfolg. Mit unendlich viel Mühe, Liebe zum blutigen Detail und offensichtlicher Freude haben diese Untoten beweisen, dass auch Zombies große Lebensfreude und ein enormes Gemeinschaftsgefühl ausstrahlen können. Und auch, wenn einige von ihnen wirklich ganz schrecklich aussehen, muss man vor diesen Zombies keine Angst haben – die wollen doch nur spielen!
(Text von Sebastian Betzold)
