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Die große Passion – DVD

Die große Passion – DVD

Deutschland 2011 - mit Christian Stückl, Otto Huber, Frederik Mayet, Andreas Richter, Eva Reiser ...

Filminfo

Genre:Dokumentarfilm
Regie:Jörg Adolph
Verkaufsstart:13.04.2012
Produktionsland:Deutschland 2011
Laufzeit:ca. 144 Min.
FSK:ab 0 Jahren
Anzahl der Disc:1
Sprachen:Deutsch (Dolby Digital 5.1, 2.0 Stereo)
Untertitel:Englisch
Bildformat:16:9
Extras:Diskussion, Empörung, Programmtipps
Label:if… Cinema
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Film: "Wir sind in Oberammergau von Berufswegen gezwungen, Gottes Kinder zu sein" Dieser Satz beschreibt sehr gut, was sich seit 1634 mit schöner Regelmäßigkeit in der kleinen oberbayerischen Gemeinde abspielt. Nachdem die Dorfbewohner seinerzeit nach überstandener pest geschworen hatten, regelmäßige Passionsspiele abzuhalten, wurden bislang 41mal im jeweils zehnjährigem Turnus die letzten fünf tage im Leben Jesu zur Aufführung gebracht. Mitspielen darf, wer in Oberammergau geboren oder mindestens 20 Jahre in der Gemeinde gelebt hat und darüber hinaus noch lange Haare hat. So gibt es vor allen Passionsspielen stets den Aufruf an Alle, sich Haare und Bart wachsen zu lassen. Die Aufführungen dauern mehrere Stunden und ziehen Besucher aus der ganzen Welt an. Alleine bei den Passionsspielen 2010 wurden in 109 Aufführungen über eine halbe Millionen Zuschauer gezählt. 

Schon die Verkündung der Darsteller ist ein wahres Großereignis, zu dem auch die bayerische Politprominenz anreist. Doch die eigentliche Vorbereitung zu den Spielen beginnt sehr viel früher. Filmemacher Jörg Adolph hat den Entstehungsprozess der Oberammergauer Passionsspiele 2010 von der ersten Planungsphase bis zu den Aufführungen begleitet, hat dabei im Laufe von fast drei Jahren über 30 Stunden Material eingefangen, aus dem er dann die knapp 140minütige Dokumentation "Die große Passion" zusammen geschnitten hat. Das Ergebnis ist erstaunlich humorvoll, charmant, ehrlich, spannend und hochgradig interessant. 

Adolph beschränkt sich völlig auf die Rolle des Beobachters. So lässt er den Zuschauer direkt und unverfälscht am Entstehungsprozess teilhaben. Im Mittelpunkt dabei steht Spielleiter Christian Stückl, der 2010 bereits zum dritten Mal die Leitung der Passionsspiele übernommen hat. Vom ersten Aufruf an die männlichen Dorfbewohner über das Casting, die Rollenauswahl, den Aufbau der Bühne, die Proben, Diskussionen ums Marketing bis hin zu den Aufführungen – Adolphs Kamera ist stets dabei. Auch, wenn es mal zu Streitigkeiten und hitzigen Diskussionen kommt, oder auch, wenn zwei der jungen Darsteller ein Interview bei einem christlichen Sender in den USA geben oder wenn die zahlreichen Statisten ausgewählt werden. Wie darf man die Passionsspiele vermarkten, wie sehr muss die Geschichte verändert werden, um dem Vorwurf zu entgehen, zu antisemitisch zu sein und kann auch der 2010er Jesus noch das Kreuz des 2000er Jesus benutzen? Mit diesen und vielen anderen Fragen und Problemen müssen sich Stückl und sein Team im Laufe der langen Vorbereitungsphase immer wieder auseinander setzten. Wie ruhig der Spielleiter dabei stets zu bleiben scheint, ist faszinierend mit anzusehen. 

Ohnehin macht der Film deutlich, dass hier kaum Egos, sondern eine wichtige Tradition gepflegt wird, was aus "Die große Passion" eben nicht nur eine Dokumentation über die Passionsspiele, sondern über das ganze Dorf und seine Geschichte macht. Es ist ein sehr liebevoller Film, der seinen Figuren und ihrer Passion sehr viel Respekt entgegen bringt, selber nicht wertet, sondern dies voll und ganz dem Zuschauer überlässt. Und dessen Wertung kann angesichts dieser unterhaltsamen zweieinhalb Stunden eigentlich nur positiv ausfallen. Ganz gleich, ob Sie sich für die Passionsspiele interessieren oder ob Sie einfach gerne Dokumentationen über von einer ganz bestimmten Leidenschaft erfüllte Menschen sehen, diesen hoch interessanten, niemals trockenen oder langweiligen, sondern erfreulich amüsanten Film sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Absolut empfehlenswert!  

Bild + Ton: Die technische Umsetzung liegt auf einem für Dokumentarfilme gutem Niveau. Das Bild ist sauber und die Schärfe kann weitgehend überzeugen. Dass es den ein oder anderen unscharfen oder verwaschenen Moment gibt, ist für eine Dokumentation nicht ungewöhnlich und sollte daher nicht negativ gewertet werden. Beim Ton fällt positiv auf, dass die meisten Gespräche gut verständlich sind und dass die Dolby Digital 5.1 Abmischung insgesamt einen zufrieden stellenden, sehr atmosphärischen Eindruck hinterlässt. Gut! 

Extras: Das knapp zwanzig Minuten umfassende Bonusmaterial besteht aus drei zusätzlichen Szenen und einem Streitgespräch zwischen Jürgen Wertheimer und Christian Stückl. Negativ fällt dabei einzig auf, dass es vom Bonusmenü aus keinen sichtbaren Weg gibt, zurück ins Hauptmenü zu gelangen. 

Fazit: "Die große Passion" ist eine wunderbare Dokumentation, die humorvoll, spannend und höchst interessant die Entstehung des Mammutprojekts Passionsspiele und die große Leidenschaft der Macher, die dahinter steht, nachzeichnet. Neben der knapp zweieinhalbstündigen Dokumentation, die sich in guter technischer Umsetzung präsentiert, befindet sich auf der DVD noch knapp zwanzig Minuten an sehenswerten Extras. Wer einnehmende Dokumentationen zu schätzen weiß oder schon immer einmal hinter die Kulissen der Oberammergauer Passionsspiele blicken wollte, der sollte sich diese schöne DVD auf keinen Fall entgehen lassen.

Ein Artikel von Sebastian Betzold