Das Theater Alte Brücke in Sachsenhausen ist bekannt dafür, gerne mal etwas Neues auszuprobieren. Da wird ein Stück schon mal inmitten der Zuschauer aufgeführt, es gibt Stehgreif-Musicals oder Wiener Kabarettprogramme. Und auch mit seiner neuesten Inszenierung „Plan B“ beweist Theatergründer Alexander Beck ein gutes Gespür für interessante Stoffe abseits des üblichen Bühnengeschehens. Dabei klingt die Prämisse des Stücks erst einmal nicht wirklich ungewöhnlich. Basierend auf einem Hörspiel des Darmstädters Ivar-Leon Menger erzählt „Plan B“ die Geschichte von Finn (gespielt von Jan-Peter Nowak), einem Dauer-Studenten und Filmliebhaber, der seit Jahren schon keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter (Sabrina Faber) hatte. Grund dafür ist der verhasste Steifvater (Stefan Pescheck), der keine Gelegenheit auslässt, um Finn schlecht zu machen. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Finn lädt die Beiden zu sich ein, angeblich, um sich mit ihnen zu versöhnen. Doch Finn verfolgt einen ganz anderen, perfiden Plan, der eigentlich perfekt schien. Doch dann taucht Finns Kumpel (Glen-Michael Arriola) auf und alles läuft aus dem Ruder…
Mehr soll an dieser Stelle über die Geschichte nicht verraten werden. Nur so viel: Es geht ganz schön zur Sache. Und wie so oft bei den Stücken, die im Theater Alte Brücke aufgeführt werden, liegen humorvolle Augenblicke und sehr intensives Drama ganz nah beieinander, wobei die Spannung ab einem bestimmten Moment an bis zum Finale hin stetig gesteigert wird. Doch was genau macht dieses Stück jetzt so besonders? Die Geschichte oder das tolle Ensemble, zu dem auch noch Franziska Langer gehört? Sicherlich, das sind schon gute Gründe, die das Stück sehr sehenswert machen. Wirklich besonders aber wird es erst durch die Inszenierung, die einen multimedialen Ansatz verfolgt. Hier wird Theater mit Versatzstücken von Film, Videokunst und natürlich auch von Hörspiel zu einem faszinierenden und mitreißenden Ganzen vermischt.
Dabei steht – und auch das ist üblich in dem charmanten Theater – der Unterhaltungswert immer im Mittelpunkt. Hier verliert sich die Inszenierung nicht in ihrem künstlerischen Anspruch, sondern nutzt diesen unterstützend, um die Erfahrung für den Zuschauer noch intensiver zu machen. Das ist insofern von Vorteil, da das Spiel der Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne nie durch den künstlerischen Aspekt überlagert wird und somit seine ganze Kraft entfalten kann. Denn so clever die Geschichte auch aufgebaut wird und so faszinierend der technische Aspekt der Inszenierung auch sein mag, ohne überzeugende Schauspieler würde das Ganze nicht funktionieren. Und in diesem Fall funktioniert es – und wie!!!
Das ist nichts für ganz schwache Nerven, aber wer spannende Kost in Hitchcock-Manier schätzt und wer toll gespielte Psychothriller mag, der sollte sich diese mehr als gelungene Bühnenadaption von „Plan B“ nicht entgehen lassen! (Text: Sebastian Betzold)
Textquelle und weitere Informationen: https://www.theater-alte-bruecke.de/
