von: Frank Berger & Christian Setzepfandt
erschienen: Societäts Verlag
am 27.05.2013
UNorte, jene Plätze also, die man in kaum einem Reiseführer findet und die nicht nur von Touristen, sondern auch von den meisten Einheimischen übersehen werden, scheinen in Frankfurt nicht gerade eine Seltenheit zu sein. Nachdem Frank Berger und Christian Setzepfandt 2011 ihren Lesern "101 Unorte in Frankfurt" vorstellten, wurde dieser ungewöhnliche Blick auf die Stadt begeistert aufgenommen. So begeistert, dass 2012 mit "102 Unorte in Frankfurt" eine Fortsetzung folgte. Und auch diese erwies sich schnell als großer Erfolg, weshalb sich die Autoren – auch mit Hilfe von Anregungen ihrer Leser – erneut auf die Suche nach ganz besonderen Orten in der Mainmetropole machten. Das Ergebnis liegt jetzt mit dem dritten Band der Reihe, der passenderweise "103 Unorte in Frankfurt" heißt, vor.
UNscheinbar kommen viele der 103 neuen Unorte daher. Doch wie schon in den beiden Vorgängern zeigen Frank Berger und Christian Setzepfand auch hier wieder, dass hinter manch schmuckloser Fassade eine spannende und interessante Geschichte steckt, die einen diese Orte mit ganz neuen Augen sehen lässt. Sei es ein Haus im Nordend, das 1885 Schauplatz eines Anarchistenmordes wurde, ein Hauseingang in der Kaiserstraße, der in den 1920er Jahren eine wichtige Funktion in der Frankfurter Gasversorgung innehatte, der Sitz der ersten Frankfurter Telefonvermittlung in der Stiftstraße, der beim Vorbeigehen unsichtbare Grindbrunnen am Untermainkai oder ein Haus in der Alten Gasse, in dem einst der Filmemacher Rainer Werner Fassbinder lebte – überall in der Stadt verstecken sich Orte mit einer bewegten Vergangenheit oder Plätze mit Besonderheiten, die sich Vielen erst durch die Lektüre dieses Buches erschließen werden.
UNbekanntes neu entdecken – darauf macht auch dieser dritte Band wieder große Lust. So lernt der Leser hier etwas darüber, wie eine Straße im Nordend zu dem ungewöhnlichen Namen "Eiserne Hand" kam, wo Frankfurts erste Eisenbahnbrücke steht, wo Apfelwein in U-Booten gelagert wird oder wo sich die tiefste Stelle der Stadt befindet. Man lernt das Orange Beach kennen, liest vom Kunstraub im Städel oder erfährt, wie die Verpflanzung eines Baums 1907 zu einem echten Medienereignis wurde.
UNmöglich ist es, von diesen Geschichten nicht mitgerissen zu werden und nicht die Lust zu verspüren, sich diese neuen Unorte einmal selbst anzusehen – oder sich auf die Suche nach weiteren verkannten Plätzen in der Stadt zu machen. Wer schon die ersten beiden Bände begeistert verschlungen hat, der sollte sich auch dieses dritte Buch nicht entgehen lassen. Empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold