00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse

Gangster aufgepasst, Verbrechen lohnt sich nicht mehr! Denn 00 Schneider, der genialste Ermittler Deutschlands, ist wieder da und sorgt dafür, dass unsere Straßen wieder sicherer werden. Und das ist auch gut so, denn derzeit treibt ein ganz besonders perfider Bösewicht sein Unwesen: Der Kettenraucher Jean-Claude Pillemann (Rocko Schamoni), genannt die Eidechse, sorgt mit dem Überfall auf einen Tabakladen, dem Diebstahl eines Huhns und sittenwidrigen Übergriffen für Angst und Schrecken. Um dem gewieften Verbrecher mit seiner ätzenden Spucke ein für alle Mal das Handwerk zu legen, unterbricht Roy Schneider (Helge Schneider) die Arbeit an seinen Memoiren, nimmt beim Waschmaschinenkauf mit seiner amerikanischen Tante (Tyree Glenn jr.) geniale Abkürzungen und schmeißt sich für Undercover-Ermittlungen in heiße Fummel. Selbst fiese Zahnschmerzen und ein entlaufener Gorilla können den genialen Kommissar nicht davon abhalten, den bösen Pillemann hinter Gitter zu bringen…

"00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse" markiert nach fast zwanzig Jahren Pause die längst überfällige Kino-Rückkehr von Kommissar Schneider nach seiner erfolgreichen "Jagd auf Nihil Baxter" von 1994. Wer befürchtet hat, dass 00 Schneider im Laufe der Jahre seine ganz spezielle Spürnase verloren oder seine etwas eigenen Ermittlungsmethoden eingetauscht hat und wer Angst hatte, dass sein geistiger Vater Helge Schneider seine Vorliebe für Skurriles zugunsten von eher massentauglichem Humor aufgegeben hat, der kann beruhigt sein. Denn auch Schneiders neuestes Werk ist ein absolut schräges Potpourri aus absurden Einfällen, herrlichen Sinnlosigkeiten und hemmungslos schwachsinnigen Gags. Die Handlung ist als solche nur rudimentär erkennbar und dient eigentlich nur dazu, einzelne Episoden lose miteinander zu verknüpfen.

Wer hier nach einem tieferen Sinn fragt, ist sicherlich bald der Verzweiflung nahe. Wenn etwa ein Gorilla (bzw. ein Mensch in einem sehr schlechten Gorillakostüm) in ein Café geht und das Gesicht einer älteren Dame in ein Stück Torte drückt, dann hat das für die Handlung ebenso wenig Bedeutung wie Schneiders Besuch bei einem Zahnarzt, der lieber Hand an seine Assistentin, als an die Zähne seiner Patienten legt. Auch wenn der Kommissar nach dem Kauf einer neuen Waschmaschine mit seiner "Tante" eine Abkürzung nimmt, die ihn über unwegsame Pfade in verschneite Höhen führt oder wenn sich eine Horde Staubsaugervertreter über die hilflosen Bürger der Stadt hermacht, dann sollte man nicht erwarten, dass es für derartige Vorgänge eine Erklärung oder eine Auflösung gibt.

Helge Schneiders Humor ist sehr speziell, was in seinen Filmen immer wieder auch auf Kostüme, Ausstattung und Masken gilt. Das ist auch bei "00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse" nicht anders. Es reicht nicht aus, ein bisschen was von Helge Schneider zu kennen und "Katzeklo" ganz lustig zu finden, um über die Jagd auf Jean-Claude Pillemann lachen zu können. Man muss Helge Schneider, seine Musik, seine Bücher und seine Filme wirklich lieben – erst dann eröffnet sich einem die Genialität, die hinter einer sich allen Regeln des Mainstreamkinos verweigernden Komödie steckt. Für Fans ist die Kino-Rückkehr von 00 Schneider daher absolut sehenswert. Für Zuschauer, die bislang noch keinen Helge Schneider Film gesehen haben und denen sich sein sehr eigener Stil nicht vollkommen erschließt, könnten das dagegen die längsten 96 Minuten ihres Lebens werden!

Ein Artikel von Sebastian Betzold