Am Strand

Als sich Anfang der 1960er Florence (Saoirse Ronan) und Edward (Billy Howle) kennenlernen, ist das vom ersten Augenblick an Leidenschaft pur. Obwohl es die Eltern von Florence gar nicht gerne sehen, dass ihre Tochter mit einem jungen Mann aus einfachen Verhältnissen verkehrt, lässt sich die Liebe zwischen den Beiden nicht aufhalten. Und so kommt es, wie es kommen muss: Florence und Edward treten gemeinsam vor den Traualtar. Und als Mann und Frau können sie in der Hochzeitsnacht endlich ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen. Doch schnell stellt sich heraus, dass es noch etwas gibt, das zwischen dem Paar und einem erfüllten Liebesleben steht – etwas, das diese junge Ehe gleich in der ersten Nacht auf eine schwere Probe stellt…

"Am Strand" ist die zweite Verfilmung eines Romans von Ian McEwan, in dem Saoirse Ronan eine Hauptrolle spielt. Für ihre Darstellung in der Bestseller-Adaption "Abbitte" war sie 2007 für einen Oscar nominiert worden. Diese Ehrung hätte sie zwar hier ebenfalls verdient. Allerdings schafft es der Film nie, die emotionale Kraft von "Abbitte" zu erreichen. Und das, obwohl der letzte Akt durchaus zu Herzen geht. Doch die etwas zu getragene Inszenierung von Dominic Cooke verhindert, dass sich trotz starker Darsteller und bewegender Geschichte die Emotionen adäquat entfalten können.

Der Großteil des Films erzählt von der ersten Hochzeitsnacht, unterbrochen von Rückblenden, die zeigen, wie sich das junge Paar kennen und lieben gelernt hat. Es scheint eine ganz normale Liebesgeschichte zu sein. Doch je näher die Beiden ihrem "ersten Mal" kommen, desto mehr offenbaren sich unterdrückte Ängste und dunkle Schatten aus der Vergangenheit. Und plötzlich wandelt sich die schöne Romanze in ein bitteres Drama, dem sich ein wirklich traurig-schöner Epilog anschließt.

Saoirse Ronan und Billy Howle spielen das Paar so überzeugend, dass man ihre Liebe wirklich für echt hält. Und das ist enorm wichtig, damit das Ende auch funktioniert. Zwischen ihnen funkt es gewaltig, was die dramatische Wendung in ihrer Geschichte umso tragischer macht. Alleine das harmonische Zusammenspiel der zwei starken Hauptdarsteller macht "Am Strand" absolut sehenswert. Nur die stellenweise etwas spröde Inszenierung steht einem rundum gelungenen Gesamteindruck im Weg. Wer ruhige, typisch britische Liebes-Dramen mag, der kann hier trotz einiger Punktabzüge in der B-Note auf jeden Fall einen Blick riskieren. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold