Aufbruch zum Mond

Nach einer familiären Tragödie stürzt sich der Pilot Neil Armstrong (Ryan Gosling) voll und ganz in seine Arbeit. Unterstützt von seiner Ehefrau Janet (Claire Foy), bewirbt er sich für die Teilnahme an einem Astronautenprogramm und wird entgegen aller Erwartungen angenommen. Damit beginnen die langwierigen Vorbereitungen für eine Mission, mit der Armstrong in die Geschichte eingehen wird. Eine Mission, die aber auch zahlreiche Konflikte, Gefahren und Entbehrungen mit sich bringt…

 Nach dem gefeierten Überraschungserfolg "La-La Land" haben sich Regisseur Damien Chazelle und Hauptdarsteller Ryan Gosling erneut zusammengetan, um in "Aufbruch zum Mond" die Geschichte um die erste Mondlandung nachzuzeichnen. Doch nicht nur das Raumfahrtprogramm der NASA steht in diesem Drama im Mittelpunkt, sondern auch Neil Armstrong. Chazelle versucht, möglichst sachlich und authentisch nachzuzeichnen, welchen Einfluss die Arbeit, die großen Herausforderungen und dramatischen Rückschläge auf Armstrong und seine Familie hatten. Die Ausgangssituation ist dabei hoch emotional, da das Ehepaar gleich in den ersten Minuten mit einer Tragödie konfrontiert wird, die für alle Eltern der schlimmste Alptraum überhaupt ist.

In dem Raumfahrtprogramm sieht das Paar die Chance auf einen Neuanfang, doch gerade Janet wird sich mehr und mehr bewusst, dass sie ihren Mann verlieren könnte. Das bietet nicht nur jede Menge dramaturgisches Konfliktpotential, sondern auch die Möglichkeit, die Zuschauer mit großen Emotionen zu überschütten. Doch genau darauf verzichtet Chazelle weitgehend. Das hat viele Vor-, aber auch einige Nachteile. Der große Vorteil ist, dass sein Film fast gänzlich ohne das übliche Pathos auskommt und nie zu aufdringlich wirkt. Der Nachteil ist, dass er trotz starker Darsteller und faszinierender Bilder etwas unterkühlt und allzu nüchtern wirkt. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass einige Momente fast schon langweilig wirken, was angesichts der hohen Qualität der Inszenierung wirklich schade ist.

In der letzten halben Stunde zieht Chazelle dann aber alle Register. Obwohl der Ausgang der Mission bekannt ist, kommt hier nervenzerreißende Spannung auf, die sich erst auflöst, wenn Armstrong den Fuß auf den Mond setzt und seinen legendären Satz sagt: "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit." Es folgt ein Moment, der das Publikum eigentlich zu Tränen rühren sollte, was aber durch die emotional sehr zurückhaltende Inszenierung zu sehr unterdrückt wird. Es wäre an sich auch der perfekte Moment gewesen, den Film zu beenden, aber Chazelle setzt noch eine Szene dran, die seinem Stil absolut treu bleibt und daher in ihrer Nüchternheit auch sehr konsequent ist.

"Aufbruch zum Mond" ist ein guter, streckenweise sogar hervorragender Film, der vor allem durch die Schauspieler und die Kameraarbeit begeistern kann. Doch in seinem Bemühen, Kitsch und Pathos zu vermeiden, schießt Damien Chazelle leider übers Ziel hinaus und schafft es daher nur bedingt, sein Publikum wirklich mitzureißen. Sehenswert ist der Film auf jeden Fall, doch nur mit kleinen Einschränkungen.

Ein Artikel von Sebastian Betzold