Wie eng gesteckt die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen Realität und Inszenierung sein können, zeigt die großartige Dokumentation (?) "Banksy – Exit through the gift shop". Der ambitionierte, aber nur bedingt talentierte Hobby-Filmemacher Thierry Guetta beschließt, einen Film über die immer stärker wachsende Street-Art-Szene zu drehen. Immer mehr Künstler der Szene werden von Guettas Kamera eingefangen, ihre meist illegale, aber fast immer faszinierende Arbeit für die Ewigkeit festgehalten. Bald gibt es für Guetta nur noch ein Ziel: er will Banksy treffen, jenen legendären Street Art Künstler, dessen wahre Identität kaum Jemanden bekannt ist.
Mit viel Hartnäckigkeit und noch mehr Glück gelingt es Thierry Guetta tatsächlich, Banksy zu treffen und ihm sein Projekt vorzustellen. Doch statt zum Objekt der Dokumentation zu werden, dreht Banksy den Spieß um und stellt Guetta in den Mittelpunkt des Geschehens. Mit ungeahnten Folgen…
Mehr über diesen Film zu verraten, wäre eine Gemeinheit jedem potentiellen Zuschauer gegenüber. Denn so, wie es Banksy bislang geschafft hat, seine wahre Identität geheim zu halten, so lässt er auch bei seinem Film die Zuschauer immer wieder im Dunkeln darüber, ob er die Wahrheit erzählt oder nur ein weiteres, ambitioniertes Kunstwerk inszeniert hat. Doch ganz gleich, was nun Wirklichkeit ist und was inszeniert, ob der Film mehr Dokumentation oder "Mockumetary" ist - so oder so ist "Banksy – Exit through the gift shop" eine großartige Satire auf die zeitgenössische Kunstszene, die Schnelllebigkeit der Medienwelt und eine große Liebeserklärung an die Street-Art. Mal komisch, mal im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich, und immer hochgradig interessant präsentiert sich dieser wohl ungewöhnlichste Film des Jahres.
Wer sich gerne auf überraschende Kinoerlebnisse jenseits ausgetretener Pfade einlässt und sich gleichzeitig einmal wieder von einer richtig guten Satire unterhalten lassen möchte, der sollte sich diese "Dokumentation" auf keinen Fall entgehen lassen. Dass dem Zuschauer dabei auch noch ein guter Einblick in die Street-Art Szene gewährt wird, ist ein sehr angenehmer Nebeneffekt. Daher gilt: absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold
