Boss Baby - Schluss mit Kindergarten

An die Ereignisse rund um Baby Corp und seine Zeit als Boss Baby kann sich der erfolgreiche Geschäftsmann Ted Templeton nicht mehr erinnern. Zu seinem Bruder Tim hat er kaum nicht Kontakt. Der genießt sein Leben als Vollzeit-Papa, muss allerdings feststellen, dass die Zeit viel zu schnell vorbei geht. Seine ältere Tochter Tabitha fühlt sich jetzt zu alt, um ihrem Papa noch ein Kuss zu geben – ein Händeschütteln muss da als Gute-Nacht-Gruß reichen. Schuld daran scheint ihre neue Schule zu sein, die ein ganz spezielles Erziehungs- und Lernkonzept verfolgt. Wie gefährlich das werden könnte, muss Tim ausgerechnet von seiner baby-Tochter Tina erfahren, die sich als Undercover-Agentin von Baby Corp zu erkennen gibt. Gemeinsam mit Ted soll Tim aufdecken, was an der Schule ihrer Schwester vor sich geht und dem mysteriösen Schulleiter das Handwerk legen. Doch dafür muss Ted erneut zum Boss Baby werden…

"Boss Baby", das auf einem Bilderbuch von Marla Frazee basiert, war 2017 ein großer Erfolg im Kino, der zunächst in einer Fernsehserie fortgeführt wurde. Nun kommt mit "Boss Baby - Schluss mit Kindergarten" also die unvermeidbare Filmfortsetzung in unsere Kinos. Ganz klar: Wer den ersten Film mochte, der wird auch diesen zweiten Teil mögen.  Die Gags schlagen in genau die gleiche Kerbe und auch wenn die Story bemüht ist, neue Wege zu gehen, so gibt es doch etliche Parallelen zum Vorgänger. Insofern kann der neue Auftritt vom Boss Baby durchaus als gelungen bezeichnet werden, da das Zielpublikum ja zufriedengestellt wird.

Aber: Ein wirklich guter Film ist das ganze deshalb noch lange nicht. Der Film hat keinen Charme, ist komplett überdreht und uninspiriert. Alle zwei, drei Minuten kommt es zu einer hektischen "Actionszene", die nur durch triefend-kitschige "Familie-ist-das-höchste-Gut"-Momente unterbrochen werden. Richtig gute Gags? Fehlanzeige! Eine Story mit Witz und Herz? Weit gefehlt. Es gibt so viele wirklich schöne Animationsfilme für Kinder und für Familien- dieser hier gehört leider nicht dazu.

Nun noch ein Wort zur Synchronisation: Hier macht sich wieder einmal der unsägliche Trend negativ bemerkbar, Sprecherinnen und Sprecher nicht nach ihrem Talent, sondern nach ihrem Bekanntheitsgrad beim Zielpublikum auszuwählen. Das ist meiner Meinung nach ein Schlag ins Gesicht der professionellen Sprecherinnen und Sprecher, die ja ohnehin immer im Schatten stehen. Im Presse- und Promo-Material zu "Boss Baby - Schluss mit Kindergarten" wird so auch kräftig damit geworben, dass die erfolgreiche YouTuberin Saliha "Sally" Özcan eine Rolle übernommen hat. Ihre Fans mögen mir das verzeihen, aber sie liefert dabei wirklich keine gute Arbeit ab. Dieter Klebsch dagegen, der als Boss Baby große Teile des Films trägt und den Charakter der Vorlage sehr gut einfängt, wird mit keinem Wort erwähnt. Das mag aus Sicht des Marketing nachvollziehbar sein, zeigt aber auch, wie wenig die Arbeit von echten Talenten auf diesem Gebiet gewürdigt wird.

"Boss Baby - Schluss mit Kindergarten" ist für die Fans des ersten Films und der Serie sicherlich ein netter Spaß. Und für dieses Publikum ist das Ganze dann auch sehenswert – doch alle anderen sollten einen weiten Bogen um diese knallbunte Krabbelstube machen.  

Ein Artikel von Sebastian Betzold