Das schönste Mädchen der Welt

Cyril (Aaron Hilmer) ist intelligent, schlagfertig und ein talentierter Rapper. Eigentlich die besten Voraussetzungen, um in der Schule beliebt zu sein – wäre da nicht die riesige Nase, mit der sich Cyril herumquälen muss. Sie macht ihn zum Außenseiter und nicht selten zum Gespött der Schule. Kein Wunder, dass Cyril keine Lust auf die Klassenfahrt nach Berlin hat. Das ändert sich schlagartig, als seine neue Mitschülerin Roxy (Luna Wedler) den Bus betritt. Ihr scheint Cyrils Nase nichts auszumachen und schnell freunden sich die Beiden, die absolut auf einer Wellenlänge liegen, an. Zu dumm nur, dass es für Roxy aber wirklich nur Freundschaft ist, denn sie hat sich in den schüchternen Rick (Damian Hardung) verguckt. Auch der Aufreißer Benno (Jonas Ems) hat es auf die Neue abgesehen und Cyril wird klar, dass er handeln muss, um Roxy vor dem schmierigen Benno zu schützen. Widerwillig startet er eine Verkupplungsaktion, die Rick in einem extrem guten Licht dastehen lässt. Doch da der in Wirklichkeit nicht die hellste Leuchte ist, droht der Schwindel bald aufzufliegen…  Eine "Cyrano de Bergerac"-Variation für die "Fack Ju Göhte"-Generation – kann das gut gehen? Es kann, wie Aaron Lehmann mit "Das schönste Mädchen der Welt" beweist. Zusammen mit Lars Kraume ("Das schweigende Klassenzimmer") und Judy Horney hat der Regisseur ein munteres Drehbuch geschrieben, das neben den bekannten Versatzstücken des Klassikers Edmond Rostand noch einige wirklich clevere Wortwitze, charmante Figuren und überzeugende Teenie-Romantik zu bieten hat. Die Gags sind zwar hier und da unter der Gürtellinie angesetzt. Doch wann immer der Film zu zotig zu werden droht, wird dies von einer gehörigen Portion Ironie und überraschend hintergründigem Humor aufgefangen. Ich bin mir natürlich bewusst, dass ich so gar nicht mehr zur Zielgruppe gehöre. Für mich ist die beste Cyrano-Adaption immer noch "Roxanne" mit Steve Martin. Spätestens dann, wenn Cyril in bester Sido-Manier maskiert seine Battle-Raps zum Besten gibt, dann muss man fast schon zwangsläufig als Zuschauer Ü30 oder Ü40 verwundert den Kopf schütteln. Es gibt Menschen, denen das gefällt? Die das als Kunst ansehen? Wirklich? Na ja, es muss einem ja auch nicht alles gefallen. Langer Rede, kurzer Sinn: Obwohl ich der Zielgruppe schon ein paar Jährchen entwachsen bin, hat mich der Film mit seinem Charme und seinem oft überraschend intelligentem Wortwitz voll und ganz überzeugt. Das liegt auch daran, dass mit Aaron Hilmer und Luna Wedler zwei wirklich sympathische und angenehm unverbrauchte Darsteller gefunden wurden. Sie machen absolut glaubhaft, warum sich Cyril und Roxy vom ersten Moment an so gut verstehen, warum zwischen ihnen eine Verbindung entsteht, bei der Cyrils große Nase so gar keine Rolle spielt. All das sorgt dafür, dass "Das schönste Mädchen der Welt" eine wirklich gelungene Komödie für junge Zuschauer geworden ist, die sich zwar vieler bekannter Teeniefilm-Versatzstücke bedient, diese aber originell, witzig und liebenswert zusammensetzt. Dafür gibt es ganz klar ein: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold