Er galt als eine der ganz großen Hoffnungen für die Demokraten im Wahlkampf um die Präsidentschaft. Doch so kometenhaft der Aufstieg von dem charismatischen Senator Gary Hart (Hugh Jackman) Ende der 1980er auch war, so unbarmherzig war auch sein Absturz, als die Presse Wind von einer angeblichen Affäre des Politikers bekam. Obwohl seine Frau (Vera Farmiga) unerschütterlich zu ihm steht, wird Hart das erste politische Opfer von Boulevard-Journalismus. Und obwohl hart vehement seine Überzeugungen verteidigt, kann er den dunklen Schatten, den die Affäre über seine Glaubwürdigkeit geworfen hat, nicht mehr abstreifen und er muss eine folgenreiche Entscheidung treffen…
"Der Spitzenkandidat" erzählt eine wahre Geschichte, die hierzulande wohl die Wenigsten kennen dürften. Doch den Einfluss, den die Ereignisse um den US-Senatoren auf den Umgang der Boulevardpresse mit Politikern hatte, spüren wir auch längst hier in Deutschland. Daher ist Regisseur Jason Reitman nicht nur ein mitreißendes, sondern auch relevantes Polit-Drama gelungen. Denn gerade in der heutigen Medienlandschaft scheinen private Fehltritte und Entgleisungen von Politikern eine viel größere Rolle zu spielen, als deren tatsächliche Arbeit. Das ist natürlich ein Missstand, über den geredet werden muss.
Doch der Film beleuchtet eben auch die andere Seite und regt die Zuschauer zu einer intensiven wie auch wichtigen Diskussion an: Ist die Integrität eines Mannes oder einer Frau, die ein politisches Amt bekleiden, noch gegeben, wenn er oder sie etwas moralisch Verwerfliches macht – auch wenn dies nur das Privatleben der betreffenden Person betrifft? Kann ein Privatmensch ohne weiteres von seinem Amt getrennt werden – oder sollte das überhaupt so sein? Doch wenn dem so ist, warum ist dann ein Donald Trump Präsident der USA?
Dramaturgisch kann "Der Spitzenkandidat" also schon mal aufgrund seiner Aktualität punkten. Doch auch schauspielerisch liegt die Inszenierung auf ganz hohem Niveau. Abgesehen davon, dass Hugh Jackmans Frisur etwas arg nach Perücke aussieht, liefert der Australier eine erstklassige Darstellung ab, die von einem wirklich tollen Ensemble unterstützt wird. Das mitreißende Spiel überträgt dann auch die übrigen Stärken des Drehbuchs sehr gut auf die Leinwand. Wer clevere und intelligente Polit-Dramen mit hohem Unterhaltungswert schätzt, der sollte seine Stimme unbedingt diesem Spitzenkandidaten geben. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold
