Veranstaltungen
Der ultimative Event-Guide für die Metropolregion FrankfurtRheinMain
April 2024
  • Mo
  • Di
  • Mi
  • Do
  • Fr
  • Sa
  • So
Ein Atem

Ein Atem

Deutschland/Griechenland 2015 - mit Jördis Triebel, Chara Mata Giannatou, Benjamin Sadler ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Drama
Regie:Christian Zübert
Kinostart:28.01.2016
Produktionsland:Deutschland/Griechenland 2015
Laufzeit:ca. 100 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.EinAtem.de

Ohne eine echte Perspektive für ihre Zukunft sieht die junge Griechin Elena (Chara Mata Giannatou) nur einen Ausweg: Sie möchte nach Deutschland auswandern um dort endlich einmal gutes Geld zu verdienen und sich ein anständiges Leben ermöglichen zu können. Doch kaum ist sie in Frankfurt angekommen, droht ihr Traum zu platzen. Denn beim Gesundheitscheck erfährt sie, dass sie schwanger ist. Keine Arbeit, keine Krankenversicherung – das ist nicht unbedingt das, was sich Elena für ihr Leben in der Fremde vorgestellt hat. Doch dann bekommt sie über eine Freundin einen Job als Kindermädchen bei den gutsituierten Ehepaar Tessa (Jördis Triebel) und Jan (Benjamin Sadler). Obwohl sie immer wieder mit Tessa aneinandergerät, da sie deren perfektionistischen Vorstellungen nie völlig entsprechen kann, genießt Elena die Zeit, die sie mit der kleinen Lotte verbringen kann. Aber dann verändert ein kurzer Moment der Unachtsamkeit alles. Den Folgen versucht die junge Frau durch die überstürzte Flucht zurück in ihre Heimat zu entgehen. Doch es gibt Dinge, vor denen kann man einfach nicht fliehen – wie etwa vor der Verzweiflung einer Mutter, die bereit ist, für ihr Kind zu kämpfen, koste es, was es wolle…

Mit "Ein Atem" hat Regisseur Christian Zübert ("Hin und weg", "Dreiviertelmond") ein sehr intensives, aber auch schwieriges Drama inszeniert. Die etwas verschachtelte Erzählweise, durch die Zübert die Geschichte sowohl aus Elenas, als auch aus Tessas Perspektive entwirft, könnte den Film für einige Zuschauer durchaus etwas zu sperrig erscheinen lassen. Doch andererseits erhält das Ganze gerade dadurch auch einen gewissen Reiz. Wenn man als Zuschauer Tessa kennenlernt, macht man sich sehr schnell ein Bild von ihr, das sehr eindeutig zu sein scheint. Wenn man aber kurze Zeit später genau die gleiche Situation noch einmal aus ihrer Sicht erlebt und die näheren Umstände erzählt bekommt, sieht das schon ganz anders aus. Gerade in der ersten Hälfte entsteht so das sehr mitreißende Porträt zweier sehr unterschiedlicher Frauen, das deutlich macht, dass man mit vorschnellen Urteilen vorsichtig sein sollte.

Die zweite Hälfte des Films objektiv zu beurteilen, fällt mir persönlich schwer. Als noch recht frischgebackener Vater einer kleinen Tochter, der auch noch nicht unweit der Gegend lebt, in der sich das Drama um Tessas Tochter abspielt, hat mich diese Wendung in der Geschichte natürlich ganz besonders berührt und mitgerissen. Wo sich andere Kollegen an einer zu konstruierten Handlung gestört haben, habe ich eine emotionale Achterbahnfahrt durchlebt. Dabei konnte ich sowohl Elena und ihre panische Reaktion, aber eben ganz besonders Tessa und ihre Verzweiflung sehr gut nachempfinden. Und deshalb war für mich diese zweite Hälfte des Films, die das Geschehen dann bis nach Athen verlagert, auch extrem bewegend und packend. Dass dies nicht für alle Zuschauer ähnlich intensiv sein wird, kann ich an dieser Stelle nur vermuten, da mir hier – und das kommt wahrlich selten vor – einfach der professionelle Abstand, um den ich ansonsten bemüht bin, fehlt.

Was allerdings ohne jeden Zweifel beurteilt werden kann, ist das sehr starke Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen. Chara Mata Giannatou überzeugt als junge Griechin, die alles versucht, um sich – und vielleicht auch einer eigenen kleinen Familie – in Frankfurt ein besseres Leben aufbauen zu können, mit einer erfrischenden Natürlichkeit und einer einnehmenden Ausstrahlung. Jördis Triebel steht mit ihrem Spiel, das im Verlauf des Films immer mehr Facetten offenbart, dem in Nichts nach. Es sind dann auch diese beiden Frauen, die mit ihren mitreißenden Darstellungen über einige Drehbuchschwächen und Klischees hinwegtrösten.

"Ein Atem" ist insgesamt ein intensives Drama, das von seiner unaufgeregten, aber dennoch aufregenden Inszenierung und den starken Hauptdarstellerinnen lebt. Auch wenn einige Momente vielleicht tatsächlich etwas zu konstruiert sein mögen, kann der Film Liebhabern des deutschen Arthaus-Dramas durchaus ans Herz gelegt werden – und deshalb gibt es von mir dafür ein klares: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

Media:

  • Ein Atem
  • Ein Atem
  • Ein Atem
  • Ein Atem
  • Ein Atem
  • Ein Atem
Kino Trailer zum Film "Ein Atem (Deutschland/Griechenland 2015)"
Loading the player ...