Ein Jahr vogelfrei!

Wirklich viel gibt es nicht, was das Leben von Brad Harris (Jack Black) lebenswert macht. Er ist Single, chronisch pleite und sein Job erfüllt ihn auch nicht gerade mit echter Freude. Lediglich seine Leidenschaft des Vogelbeobachtens macht Brad so richtig glücklich. Und daher ist es auch sein größter Wunsch, nur einmal der erfolgreichste Vogelbeobachter der Welt zu sein. Dafür müsste er ein so genanntes "Big Year" absolvieren, in dem die Teilnehmer im Laufe eines Jahres in sämtlichen Bundesstaaten der USA so viele Vögel wie möglich zu beobachten. Das kostet Zeit und Geld – und obwohl Brad eigentlich Beides nicht zu Genüge hat, wagt er sich in diesem Jahr daran, dem mehrmaligen Champion Kenny Bostick (Owen Wilson) seinen Titel streitig zu machen. Zu dumm nur, dass auch Bostick in diesem Jahr wieder antritt. Mit Hilfe des Geschäftsmanns Stu Preissler (Steve Martin), der sich mit seinem "Big Year" in den verdienten Ruhestand verabschieden möchte, könnte Brad allerdings durchaus eine Chance gegen den Rekordhalter Kenny haben. Doch der setzt natürlich Alles daran, um die Nummer Eins zu bleiben…

Nach seinen Kinoerfolgen "Der Teufel trägt Prada" und "Marly & ich" präsentiert Regisseur David Frankel mit "Ein Jahr vogelfrei!" eine neue Komödie, die mit Namen wie Jack Black, Owen Wilson und Steve Martin und seinem etwas unglücklich geschnittenen Trailer sehr viel Klamauk und Non-Stop-Comedy verspricht. Doch der von einem Sachbuch inspirierte Film bietet den Zuschauern dann doch eine ganz andere Art der Komödie, mit der sich wahrscheinlich gerade Fans von Jack Black nur bedingt anfreunden können.

Dabei ist es überhaupt erstaunlich, dass dem Thema Vogelbeobachten doch recht viel Komik und ein angenehm hoher Unterhaltungswert entlockt werden konnte. Doch der Humor bleibt insgesamt sehr zurückhaltend und animiert eher zum wohligen Schmunzeln, als zum herzhaften Lachen. Da die Geschichte eher unspektakulär bleibt und nicht sehr viel mehr bietet, als ein paar Vogel-Enthusiasten bei der Jagd nach möglichst vielen verschiedenen Vogelarten zuzusehen, bezieht der Film seinen Charme und seinen Witz in erster Linie aus dem guten Zusammenspiel der Darsteller und ihren liebevoll gezeichneten Charakteren. Es macht irgendwie Spaß, Brad und Stu dabei zu begleiten, wie sie versuchen, Kenny vom Thron zu stoßen. Gut, es ist nicht ganz nachvollziehbar, worin die derart große Faszination für Vögel liegen mag, dass man sogar die Beziehung zu einer Frau wie Rosamund Pike aufs Spiel setzt. Doch fortschreitender Handlung wird man als Zuschauer gerade von Brads Begeisterung angesteckt und verspürt sogar so etwas wie Spannung, wenn es auf die Zielgerade geht.

Neben dem sehr guten Darstellerensemble, zu dem sich auch kleine Auftritte von einer wunderbaren Anjelica Huston als raubeinige Schiffskapitänin, Brian Dennehy als Brads Vater oder von dem als Sheldon Cooper in der Serie "Big Bang Theory" bekannten Jim Parsons gesellen, spielt auch die zum Teil äußerst malerische Landschaft Nordamerikas eine tragende Rolle in dem sympathischen Film. In nur 55 Tagen wurden die 270 Szenen des Films an über einhundert Schauplätzen gedreht. Dass der Film trotz des extrem hektischen Drehplans so viel Ruhe ausstrahlt, ist schon ein kleines Kunststück.

"Ein Jahr vogelfrei!" ist mal amüsant, dann wieder sehr ruhig und geradezu nachdenklich, schwelgt mal in seinen schönen Bildern, um sich dann wieder etwas ungelenk an massentauglichem Slapstick-Humor zu versuchen. Das Endresultat ist ein netter, harmloser, aber doch irgendwie charmanter Film, der die Erwartungen an ein Gagfeuerwerk vielleicht enttäuschen mag, als kleine Komödie einer ganz besonderen Männerfreundschaft aber sehr gute Unterhaltung bietet. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold