Ein MordsTeam

Die Erwartungen sind enorm groß: nachdem Omar Sy in "Ziemlich beste Freunde" weit über acht Millionen deutsche Kinobesucher begeistern konnte, wird sich sein nächster Auftritt garantiert an der wunderbaren Rolle des liebenswerten Driss messen lassen müssen. Und dieser Vergleich kann dann auch eigentlich gar nicht gewonnen werden. Doch auch wenn Sys neuester Film, die Krimikomödie "Ein MordsTeam", im direkten Vergleich nicht besonders gut abschneiden wird, so kann der Film von der unerwarteten Popularität des Hauptdarstellers mit Sicherheit profitieren. Und den meisten Zuschauern wird sich dann auch schnell offenbaren: Omar Sy ist mit Abstand das Beste an dieser überdrehten Komödie.

Denn schließlich spielt er hier wieder eine sehr ähnlich angelegte Rolle. Sein Vorstadtpolizist Ousmane ist mit seinem legeren Outfit, seiner großen Klappe und seinen nicht immer konventionellen Methoden nicht unbedingt das, was man einen Vorzeigepolizist nennen würde. Doch Ousmane lässt sich eben nicht verbiegen, schon gar nicht von einem versnobten Pariser Polizisten wie Francois (Laurent Lafitte), mit dem er zusammen arbeiten muss, nachdem in seinem Viertel die Leiche der Frau eines der wichtigsten Industriellen Frankreichs gefunden wird. Ousmane, der seit Monaten einem mysteriösen Ring der Pariser Unterwelt auf der Spur ist, ist davon überzeugt, dass der Mord direkt mit seinen Ermittlungen zusammen hängt. Schreibtischhengst Francois will an eine solche Verbindung zunächst nicht glauben. Er will lediglich seine Karriere voranbringen, und da passt die Verbindung des angesehenen Mordopfers zur Unterwelt so gar nicht in seinen Plan. Das ungleiche Duo gerät immer wieder aneinander und es scheint bald so, als würde die Ermittlung im totalen Chaos untergehen. Doch dann nimmt der Fall eine überraschende Wende…

Für "Ein MordsTeam" hat sich der ehemalige Werbefilm-Regisseur David Charhon ganz eindeutig von 80er Jahre Buddy-Cop Movies wie "Zwei stahlharte Profis"  oder "Nur 48 Stunden" inspirieren lassen. Und auch eine gehörige Portion "Beverly Hills Cop" weht durch die Pariser Vorstadt Bobigny, in der Ousmane in bester Axel Foley Manier seinen Dienst schiebt. Das Ganze wurde in zeitgemäße Optik verpackt mit ein wenig Action und leicht überdrehtem französischem Humor angereichert. In den Momenten, in denen diese Mischung funktioniert, ist "Ein MordsTeam" sehr unterhaltsam, witzig und kurzweilig. Doch die guten Szenen halten sich mit solchen die Waage, in denen die Gags einfach nicht zünden wollen und einfach nur verkrampft wirken.

In diesen Momenten ist es weniger die Tatsache, dass der Film jede Form von Originalität vermissen lässt, die einem kurzweiligen Kinovergnügen im Weg steht. Denn gut kopiert kann ja durchaus funktionieren und als gelungene Genre-Hommage angesehen werden. Doch dem Film fehlt noch etwas anderes, das sehr viel negativer wirkt: zwischen den beiden Hauptfiguren gibt es einfach keine stimmige Chemie. Sicherlich, zu Beginn soll das ja auch so sein. Doch auch in den Momenten, in denen sich die ungleichen Polizisten annähern, springt der Funke zwischen Omar Sy und Laurent Lafitte einfach nicht über. Dadurch fehlt dem Film letztendlich genau der Charme, der seine großen Vorbilder so erfolgreich gemacht hat.

Keine Frage, "Ein MordsTeam" bietet Freunden von französischen Krimikomödien und lockeren Buddy-Comedies  in den 90 Minuten Laufzeit genügend gute Momente, die viele der weniger gelungenen Gags schnell wieder vergessen machen. Doch wer aufgrund von Omar sy auf eine ähnliche Charmeoffensive oder auf nachhaltiges Gute-Laune-Kino wie bei "Ziemlich beste Freunde" hofft, der wird eine bittere Enttäuschung erleben. Daher gilt: nette Dutzendware ohne Langzeiteffekt – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold