Es ist nur eine Phase, Hase

Eigentlich waren Autor Paul (Christoph Maria Herbst) und Synchronsprecherin Emilia (Christiane Paul) für ihre Freunde immer das Traumpaar schlechthin. Doch der Schein trügt: Paul steckt in einer Schaffenskrise und Emilia ist von der Untätigkeit ihres Gatten – auch im gemeinsamen Bett – mehr als frustriert. Als sie sich auf einen One-Night-Stand mit einem jüngeren Mann einlässt, ist das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Emilia merkt, dass sie Veränderung in ihrem Leben braucht und Paul kann ihr das nicht bieten. Das Paar trennt sich und der frustrierte Paul sucht Halt in Tabletten und einer Affäre mit einer jungen Lehrerin. Ist eine Scheidung unvermeidbar oder gibt es noch Hoffnung für das einstige Traumpaar?

"Es ist nur eine Phase, Hase" ist der neue Film von Florian Gallenberger, der 2001 mit einem Oscar für den besten Kurzfilm ausgezeichnet wurde und mit Filmen wie "John Rabe" oder "Der Überläufer" ein großes Talent für dramatische Stoffe bewiesen hat. Keine Frage: Gallenberger ist ein talentierter Filmemacher, auch wenn davon in dieser Komödie nicht viel zu spüren ist. Hier verlässt er sich auf richtig platte Gags und Klischees aus der untersten Schublade, so dass der Film alles ist  - nur nicht lustig. Christoph Maria Herbst hat in der Serie "Merz gegen Merz" gezeigt, wie witzig, bissig und dabei auch emotional eine Ehekrise in Film oder Serie sein kann. Hier nun muss er sich gleich zu Beginn eine Metallkugel in den Allerwertesten schieben – ne klar, ist verdammt witzig.

Christoph Maria Herbst, Christiane Paul, Jürgen Vogel – sie alle spielen gut. Doch was nützt das beste Spiel, wenn Drehbuch und Regie dagegen steuern. Und genau das ist hier der Fall: Die Story hat weder Witz noch Charme, die Dialoge sind erschreckend flach und den Figuren fehlt es an echtem Sympathiewert. Was hier schief gegangen ist, kann ich nicht beurteilen. Doch angesichts des vereinten Talents vor und hinter der Kamera ist es einfach nur traurig, dass davon auf der Leinwand so wenig zu sehen ist.

Ehekrisen im Film können so witzig sein ("Der Rosenkrieg") oder können emotional unglaublich bewegen ("Marriage Story"). "Es ist nur eine Phase, Hase" gelingt weder das eine, noch das andere. Und wenn der Film dann zum Ende hin doch noch die Kurve bekommt, dann ist es leider längst zu spät – da hat man als Zuschauer längst die Scheidung eingereicht! Nur bedingt sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold