Gut zu Vögeln

Kann es noch schlimmer kommen? Erst wurde die junge Society-Reporterin Merlin (Anja Knauer) von ihrem Schauspieler-Freund (Kai Wiesinger) verlassen – und das kurz vor der Hochzeit. Und jetzt muss sie auch noch in die Männer-WG von Jacob (Max von Thun), dem besten Freund ihres Bruders Simon (Max Giermann) einziehen. Der smarte Barkeeper, der eigentlich keine Frau länger als eine Nacht in seiner Wohnung duldet, kommt so gar nicht mit den tränenreichen Folgen von Merlins gebrochenem Herzen klar. Ihm ist klar, dass er erst wieder Ruhe hat, wenn er der nervenden Heulboje einen exzellenten One-Night-Stand verschafft hat. Und so setzt er sein ganzes Können dazu ein, um Merlin dazu zu bringen, sich einer heißen Liebelei hinzugeben und so ihren Ex zu vergessen. Doch nachdem Merlin in Jacobs Bar nur extrem dämliche Männer trifft, kommt es, wie es kommen muss – und schon steckt nicht nur Merlin, sondern auch Jacob mitten in einem handfesten Gefühlschaos…

Es gibt so Filme, da lässt alleine der Titel schon Schlimmes erwarten. "Gut zu Vögeln" ist definitiv so ein Film. Liest man sich dann noch den Inhalt durch, ist eigentlich auch schon genau klar, was man hier zu sehen bekommt: Zoten, Klischees und noch mehr Zoten. In gewisser Weise wird dieses Vorurteil dann auch bestätigt. Doch zum Glück nur in gewisser Weise. Denn abgesehen von dem Titel und einigen nicht gerade hochgeistigen Gags hat Regisseurin und Co-Autorin Mira Thiel hier eine überraschend witzige und liebenswerte Komödie mit sehr sympathischen Darstellern und einigen sehr schönen Ideen abgeliefert.

Zwar kann auch Thiel nicht auf die mittlerweile leider obligatorische Toiletten-Szene verzichten. Doch schafft sie es, selbst so einem humoristisch tiefergelegten Moment einen gewissen Charme zu verleihen. Und der Höhepunkt des Besuchs in einer Disco am Ballermann, der hier natürlich nicht verraten werden soll, ist so herrlich überzogen dargestellt, dass man einfach nicht anders kann, als herzhaft darüber zu lachen. Sicherlich, einige der Gags sind wirklich extrem flach und sorgen höchstens für ein müdes Lächeln. Doch insgesamt sind die gelungenen Momente eindeutig in der Überzahl.

Dass so viele Gags funktionieren liegt allerdings auch an der guten Besetzung. Die Chemie zwischen der äußerst sympathischen Anja Knauer und einem sehr charismatischen Max von Thun stimmt auf den Punkt und hilft dabei, über einige schwächere Momente des Drehbuchs hinwegzutrösten. Aber auch Max Giermann als werdender Papa, der Angst davor hat, nun auch noch den letzten Funken Freiheit in seinem Leben zu verlieren, Katharina Schlothauer als seine hochschwangere Frau Clara und Samy Challah als Jacobs schwuler Mitbewohner sind wunderbar besetzt, da es ihnen gelingt, ihre Figuren allen Klischees trotzen zu lassen und sie somit extrem liebenswert machen. Es macht einfach Spaß, dieser bunten Truppe bei ihren romantischen Kapriolen zuzusehen. Das mag nicht besonders tiefgründig oder originell sein. Lustig und kurzweilig ist es aber allemal.

Getreu dem Motto "Es muss nicht immer der Grimme-Preis sein" bietet "Gut zu Vögeln" einfach gestrickte, dabei aber sehr gute Unterhaltung, die niemals versucht mehr zu sein, als sie ist. Wer es also gerne auch mal ein klein wenig schlüpfriger mag und wem der Sinn nach einer kurzweiligen Romantikkomödie aus Deutschland steht, der sollte sich dieses witzige Werk nicht entgehen lassen. Ganz klar: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold