Logan Lucky

Für Jimmy Logan (Channing Tatum) läuft es gar nicht gut. Erst verliert er seinen Job und dann eröffnet ihm auch noch seine Exfrau (Katie Holmes), dass sie mit der gemeinsamen Tochter in einen anderen Bundesstaat ziehen will. Ohne ein festes Gehalt wird Jimmy seiner Tochter nicht folgen können und wird sie vielleicht für immer verlieren. Das darf nicht passieren. Deshalb beschließt er gemeinsam mit seinem Bruder, dem einarmigen Barkeeper Clyde (Adam Driver), dass jetzt die Zeit gekommen ist, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen – in Form eines Raubüberfalls im ganz großen Spiel: Jimmy will die Einnahmen des größten NASCAR Rennens der Welt stehlen. Dafür braucht er aber den besten Safeknacker des Landes: Joe Bang (Daniel Craig). Der sitzt allerdings im Gefängnis – doch auch dafür hat Jimmy schon einen Plan. Einen Plan, der fast schon zu perfekt ist…

Lange hat es Steven Soderbergh ja nicht in seinem selbstgewählten Kino-Ruhestand ausgehalten. Nur vier Jahre nach seinem letzten Spielfilm kehrt er mit "Logan Lucky" zurück auf die große Leinwand. Die Hillbilly-Variante von "Ocean`s Eleven" – ein Vergleich, den er selbst augenzwinkernd während des Films zieht – zeigt auf sehr unterhaltsame Art, dass es eine gute Entscheidung von Soderbergh war, seinen Rückzug aus dem Kinogeschäft nicht von Dauer sein zu lassen. Allerdings hat man in den ersten Minuten auch den Eindruck, dass der eigentlich so versierte Filmemacher ein wenig eingerostet ist. Die Story braucht erstaunlich lange, um in Fahrt zu kommen. Es gibt zwar schon zu Beginn ein paar sehr amüsante Momente, doch so richtig zünden will der Funke hier noch nicht.

Doch wenn die Handlung erst mal Fahrt aufnimmt, dann schnellt auch der Spaßfaktor des Films deutlich in die Höhe. Zu verdanken ist das nicht nur dem Drehbuch, das mit geschickt konstruierten Wendungen und amüsanten Dialogen punkten kann. Auch die Darsteller, die offensichtlich große Freude an ihren Rollen hatten, machen diese Gaunerkomödie zu einem sehr kurzweiligen Vergnügen. Besonders ein blondierter Daniel Craig, der hier mit ungeheurer Konsequenz gegen sein Bond-Image anspielt, sorgt für einige wirklich witzige Momente, die so manchen Hänger zu Beginn wieder vergessen machen.

"Logan Lucky" mag nicht der ganz große Wurf sein. Aber gerade wenn Steven Soderbergh in der zweiten Hälfte wieder zur alten Form gefunden hat und seinem Publikum einfach nur ganz großen Spaß bietet, dann sind die kleinen berechtigten Kritikpunkte schnell vergessen. Wer einfach eine kurzweilige Gangsterkomödie mit einem tollen Ensemble, einem coolen Soundtrack und einigen richtig witzigen Szenen sehen möchte und dabei auch auf besonderen Tiefgang oder herausragende Originalität verzichten kann, der wird hier bestens bedient. Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold