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Nader und Simin – Eine Trennung

Nader und Simin – Eine Trennung

Iran 2011 - mit Leila Hatami, Peyman Moadi, Sareh Bayat, Shahab Hosseini, Sarina Farhadi ...

Filminfo

Originaltitel:Jodaeiye Nader az Simin
Genre:Drama
Regie:Asghar Farhadi
Kinostart:14.07.2011
Produktionsland:Iran 2011
Laufzeit:ca. 122 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.nader-und-simin.de

Nader (Peyman Moadi) und seine Frau Simin (Leila Hatami) scheinen ein wohl geordnetes Leben zu führen. Doch die heile Fassade des modernen Mittelstands bröckelt gewaltig. So sehr, dass Simin die Scheidung will. Denn sie möchte das Land verlassen, Nader aber will im Iran bleiben, um sich um seinen an Alzheimer erkrankten Vater zu kümmern. Vom Richter erhält das Paar keine Erlaubnis, sich scheiden zu lassen, doch die Trennung ist dadurch auch nicht mehr aufzuhalten. Simin zieht zurück zu ihren Eltern, Nader bleibt mit Tochter Termeh (Sarina Farhadi) und seinem kranken Vater alleine in der gemeinsamen Wohnung zurück. Da er Hilfe bei der Pflege des alten Mannes benötigt, engagiert er die junge Razieh (Sareh Bayat), einer streng gläubigen Frau aus ärmlichen Verhältnissen. Doch als Razieh den Pflegebedürftigen alleine in der Wohnung lässt, wirft Nader sie schon nach wenigen Tagen wieder raus. Doch als er erfährt, dass die hochschwangere Razieh ihr Kind angeblich durch einen von ihn verursachten Sturz verloren hat, beginnt nicht nur für seine Familie, sondern auch für Razieh und ihren jähzornigen Ehemann ein Alptraum, der eigentlich nur tragisch enden kann...

"Nader und Simin – Eine Trennung" räumte auf der Berlinale 2011 groß ab. Für den Film gab es den Goldenen Bären und auch die Darstellerinnen wurden mit einer Auszeichnung bedacht. Regisseur Asghar Farhadi zeichnet am Beispiel zweier gesellschaftlich unterschiedlicher Familien zum Einen ein vielschichtiges Bild iranischer Frauen. Während Razieh eher dem Bild entspricht, das westliche Zuschauer von Frauen im Iran haben, steht Simin für Moderne und den eher westlichen Idealen entsprechenden Mittelstand. Ihre Tochter Termeh, gespielt von Farhadis Tochter Sarina, dagegen ist Hin- und Hergerissen zwischen traditionellen Wertvorstellungen, Glauben und Moral, und dem modernen Lebensstil, den ihr die Eltern vermittelt haben.

Auch wenn jede der Frauen in der gleichen unfreien Gesellschaft lebt, so sind ihre Lebensumstände doch äußerst verschieden – was zwangsläufig zu Konflikten führt. Diese spiegeln sehr anschaulich das gesellschaftliche Drama wider, das Farhadi mit seinem ausgezeichneten Werk auf der anderen Seite erzählt. Dabei geht es dem Regisseur nicht so sehr darum, die politischen Zustände in seinem Land aufzuzeigen, auch wenn die im Gericht spielenden Szenen durchaus als Gesellschaftskritik verstanden werden dürfen. Vielmehr erlaubt er dem Zuschauer einen ungeschönten Blick auf die Wirklichkeit, die er auf fast dokumentarisch-nüchterne Art sehr emotional zu vermitteln versteht.

So gut die Inszenierung auch ist, so stark die Darsteller und so einnehmend die Geschichte, "Nader und Simin – Eine Trennung" dürfte es schwer haben, jenseits von Programmkino erprobten Publikum Anklang zu finden. Denn zum Einen wird der Zuschauer durch den fast schon unterkühlten Erzählstil emotional auf Distanz gehalten – auch wenn die Geschichte an sich aufwühlend genug ist, um wirklich zu bewegen. Auf der anderen Seite sind nur wenige Kinobesucher bereit, Geld dafür auszugeben, um sich über zwei Stunden lang mit einer deprimierenden Realität auseinander zu setzen. Das mag auf der einen Seite traurig sein, da es Filme wie dieser dadurch schwer haben, ein breiteres Publikum anzusprechen. Auf der anderen Seite aber ist es auch verständlich, dass die meisten Zuschauer lieber darin investieren, der Realität für eine kurze Zeit zu entfliehen – auch wenn diese Realitätsflucht weniger Anspruch, dafür aber einen höheren Unterhaltungswert bietet.

Arthaus-Liebhaber und solche Zuschauer, die sich von der Geschichte angesprochen fühlen, werden sicherlich dem Urteil der Berlinale-Jury zustimmen und in "Nader und Simin – Eine Trennung" ein großartiges Drama sehen. Für dieses Publikum gilt dann auch: trotz einiger Längen und dem eher deprimierenden Grundton: sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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Kino Trailer zum Film "Nader und Simin – Eine Trennung (Iran 2011)"
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