Nachdem er bereits seinen Roman "Odette Toulemonde" erfolgreich fürs Kino adaptiert hat, hat sich Eric-Emmanuel Schmitt auch bei der Verfilmung seines Buches "Oskar und die Dame in Rosa" wieder selbst auf den Regiestuhl gesetzt. Das Ergebnis ist wieder einmal ganz großes Gefühlskino nahe an der Kitschgrenze.
Der Film erzählt die Geschichte des kleinen Oskar (Amir), der erfährt, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Seine letzten Tage muss der 10jährige Leukämiekranke in dem Krankenhaus verbringen, in dem er schon viel zu lange liegt. Mit seinen Eltern, die Oskar einfach nicht die Wahrheit sagen wollen, will der Junge nicht mehr sprechen und auch dem Klinikpersonal gegenüber bleibt der Junge stumm. Nur die Dame in Rosa, die Pizzabäckerin Rose (Michèle Laroque) kommt mit ihrer direkten und energischen Art an Oskar heran, der fortan nur noch mit ihr sprechen will. Sein Doktor (Max von Sydow) engagiert Rose daher als Pizzalieferantin für das Hospital, unter der Voraussetzung, dass sie jeden Tag etwas Zeit mit dem Jungen verbringt. Und tatsächlich schafft Rose das Unmögliche: sie gibt Oskar seine Lebensfreude zurück und schenkt ihm Erfahrungen und Erlebnisse, die nicht nur Oskars letzte Tage ungeheuer bereichern…
Keine Frage, mit "Oskar und die Dame in Rosa" drückt Eric-Emmanuel Schmitt einmal mehr gehörig auf die Tränendrüse. Und Ja, die Art und Weise, auf die das bewerkstelligt wird, könnte durchaus als manipulativ bezeichnet werden. Doch auch wenn das Ganze gerade gegen Ende gefährlich nah ins Kitschgefilde abdriftet und Schmitt einige an sich originelle Ideen durch übertriebenen Einsatz zu Tode zu reitet (besonders die Momente, in denen Rose von ihrer angeblichen Vergangenheit als Wrestlerin erzählt), so ist der Film unterm Strich doch einfach nur schön.
Denn die lebensbejahende Botschaft der Geschichte wird von den Schauspielern so charmant und ergreifend vermittelt, dass dem Film seine offensichtlichen Schwachpunkte gerne verziehen werden. Besonders der 11jährige Amir wird garantiert in Windeseile die Herzen der Kinozuschauer erobern. Da es besonders die stillen Momente zwischen Oskar und Rose sind, die diesen Film so sehenswert machen, steht und fällt das Gelingen der Kinoadaption natürlich mit der Besetzung. Und hier kann der Film ohne jeden Zweifel punkten.
"Oskar und die Dame in Rosa" ist recht simpel gestricktes Kino, das unverblümt die Emotionen der Zuschauer attackiert und sich nicht mit weniger als mindestens zwei vollgeheulten Taschentüchern zufrieden gibt. Zum Glück ist die Inszenierung auf ihre Art charmant und die Darsteller einfach wunderbar, ansonsten hätte das Ganze leicht zu einer Übderdosis an Leinwand-Süße ausarten können. So aber ist der neue Film von Eric-Emmanuel Schmitt schlicht und ergreifend ein schöner Film fürs Herz und für die Seele. Und das macht das Werk dann auch: absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold