Spider-Man: A New Universe

Der junge Miles Morales staunt nicht schlecht, als er nach einem Spinnenbiss die gleichen Superkräfte hat, wie Spider-Man. Doch hat er überhaupt das Zeug dazu, ein Superheld zu sein? Die Frage muss er sich schon bald stellen, als Spider-Man bei dem Versuch, eine gefährliche Maschine des Schurken Kingpin zu zerstören, getötet wird. Die Maschine öffnet ein Tor zu anderen Dimensionen und befördert verschiedene Versionen Spider-Mans in die Welt von Miles. Ein älterer, frustrierter Peter Parker wird widerwillig sein Mentor und gemeinsam mit Spider-Gwen, Spider-Man Noir, Spider-Ham und der Anime-Version Peni Parker wollen sie Kingpin das Handwerk legen. Doch können sie alle zurück in ihre jeweiligen Universen, bevor die ganze Welt durch Kingpins Maschine zerstört wird? 

Noch ein Spider-Man? Wer befürchtet, dass "Spider-Man: A New Universe" zum x-ten Mal die Origin-Story von Peter Parker erzählt, der kann beruhigt werden. Was hier auf die Leinwand gezaubert wurde – anders lässt sich das nur schwer beschreiben – ist etwas völlig Neues im Marvel-Universum. Nicht nur, dass es sich hierbei um einen Animationsfilm handelt, der sich visuell an den Stil alter Comichefte orientiert. Die Macher um das großartige Produzenten-Team Phil Lord und Christopher Miller ("The Lego Movie") haben es zudem geschafft, eine originelle Geschichte mit herrlich skurrilem Humor anzureichern, ohne dass dadurch die Spannung verloren geht. 

Bei diesem Spider-Man können streckenweise Tränen gelacht werden – etwa gleich zu Beginn, wenn hier herrlich selbstironisch eine der kontroversesten Szenen aus Sam Raimis "Spider-Man 3" aufs Korn genommen wird. Aber auch Spider-Ham, ein saumäßig guter Superheld der anderen Art, oder der großartige Spider-Man Noir – im Original gesprochen von Nicholas Cage – sorgen für jede menge Spaß. "Spider-Man: A New Universe" funktioniert so gut, weil er ganz anders an das Superhelden-Universum herangeht, als es andere Comic-Verfilmungen bislang getan haben. Das ist erfrischend und extrem unterhaltsam. 

Zugegeben, der visuelle Stil und die mitunter sehr schnellen Schnitte sind bisweilen schon etwas anstrengend. Es gibt Szenen, da wirkt der Film in 2D ein wenig so, als würde man die 3D Version ohne Brille sehen. Darauf muss man sich einlassen können, um den Film in seiner ganzen Pracht genießen zu können. Dann fallen einem auch die vielen kleinen Details – wie Werbung, Filmplakate u.ä. auf, die in jedem Universum etwas anders aussehen. Besonders schön ist auch einer der letzten Cameo-Auftritte – hier in animierter Form – des kürzlich verstorbenen Stan Lee, der neben einem amüsierten Schmunzeln auch für etwas Wehmut sorgt. 

"Spider-Man: A New Universe" ist nicht nur ein ungewöhnlicher Superheldenfilm, sondern auch ein Animationsfilm, der visuell wunderbar gegen den Mainstream-Strom schwimmt. Das perfekte Mittel gegen Superhelden-Müdigkeit und der Beweis, dass aus diesem Genre noch lange nicht die kreative Luft raus ist. Dafür gibt es in jeder Hinsicht die Bestnote und ein ganz klares: Absolut sehenswert – das gilt übrigens auch für die herrlich schräge Post-Credit Szene, die den ganz alten Spidy-Cartoons augenzwinkernd Tribut zollt. Großartig!

Noch ein Tipp: Der Film ist zwar ab 6 Jahren freigegeben, doch für dieses Alter ist er einfach zu schnell, zu laut und stellenweise auch zu düster. Unsere Empfehlung ist eher ab 9 Jahren!

Ein Artikel von Sebastian Betzold