The Butterfly`s Dream - Kelebeğin Rüyasi

Zonguldak an der türkischen Schwarzmeerküste im Jahr 1941: während in Europa ein furchtbarer Krieg tobt, der kurz davor steht, zu einem Weltkrieg auszuufern, führen die beiden Freunde Muzaffer (Kivanç Tatlituğ) und Rüştu (Mert Firat) ein recht idyllisches Leben. Die beiden mit Tuberkulose infizierten Männer arbeiten im einfachen Beamtendienst und müssen nicht, wie die meisten männlichen Bauern der Region, unter Tage im Bergwerk schuften. So bleibt ihnen genügend Zeit und Kraft, um ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Dichten, nachzugehen. Doch bislang ist ihr Traum, einmal in einem renommierten Literaturmagazin abgedruckt zu werden, unerfüllt geblieben. Doch allen Widerständen zum Trotz arbeiten die beiden Männer weiter daran, ihren Traum zu erfüllen. Als sie Suzan (Belçim Bilgin), die Tochter des reichen und mächtigen Herrn Zikri, kennen lernen, ist es besonders um Muzaffer sofort geschehen. Die beiden Freunde gehen eine Wette ein: wer Suzan das schönste Gedicht schreibt, der darf dann auch um ihr Herz werben. Doch nicht nur die Tatsache, dass Herr Zikri nicht duldet, dass seine Tochter ihre Zeit mit Tuberkulosekranken verbringt, steht einem möglichen Happy End im Weg. Als Rüştus Krankheit immer schlimmer wird und er in ein weit entferntes Sanatorium gebracht wird, scheint auch die Karriere als Dichter und Theaterautoren für immer beendet. Doch die schlimmsten Zeiten stehen den Freunden erst noch bevor…

Mit "The Butterfly`s Dream - Kelebeğin Rüyasi" hat Yilmaz Erdoğan, der im Film auch als gutmütiger Mentor der beiden Hauptfiguren zu sehen ist, eine bezaubernde Geschichte über Freundschaft und Liebe inszeniert. Gerade in der ersten Hälfte verzichtet Erdoğan trotz einiger dramatischer Momente auf eine erdrückende Schwermut, sondern setzt auf Leichtigkeit, Optimismus und sympathische Figuren. Eingebettet in wunderschöne Bilder und untermalt von zärtlicher Musik entfaltet sich die Geschichte auf geradezu poetische Art. Drama, Humor, Romantik, all das wird zu Beginn in einer perfekt aufeinander abgestimmten Dosis präsentiert. Die drei Hauptdarsteller sind zudem äußerst sympathisch und schaffen es schnell, ihre Charaktere als echte Sympathieträger zu etablieren.

Mit der zweiten Filmhälfte nimmt auch der Anteil des Dramas immer mehr zu. Zwar gibt es auch hier immer wieder einfach schöne Momente und bezaubernde Bilder. Doch die von positiven Gefühlen begleitete Leichtigkeit, die noch zu Beginn tonangebend ist, weicht hier mehr und mehr einer schweren Traurigkeit, die gerade in den letzten zwanzig Minuten etwas zu sehr überhandnimmt. Diese letzten Momenten sind recht harter Tobak, der nur bedingt mit der Stimmung des restlichen Films konform gehen will.

Dennoch: "The Butterfly`s Dream - Kelebeğin Rüyasi" ist ganz großes Gefühlskino, das nicht nur ein türkisches Publikum, sondern alle Zuschauer, die sich für schön gefilmte, intensive Dramen interessieren und die sich auch vor etwas Kitsch und ein wenig Pathos nicht scheuen. Beides wird zum Glück nur sehr gering dosiert eingesetzt, denn die Inszenierung von Yilmaz Erdoğan besticht eben ganz besonders mit seiner Zurückhaltung, mit seinen leisen Momenten und mit seiner einnehmenden Bildsprache. Ein schöner, wenngleich auch etwas zu langer Film, für den unterm Strich gilt: absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold