The Circle

Mae Holland (Emma Watson) kann ihr Glück kaum fassen: Sie hat einen Job bei "The Circle", der mächtigsten Internetfirma der Welt ergattert. Begeistert von dem High-Tech Gelände, dem hochmodernen Equipment und den freundlichen Kollegen stürzt sich Mae in die Arbeit und erlangt so auch bald die Aufmerksamkeit von Firmengründer Eamon Bailey (Tom Hanks). Der sieht in der jungen Frau die perfekte Kandidatin für ein großes Experiment, das von Mae abverlangen würde, dass sie eine hundertprozentige Überwachung ihres Alltags akzeptieren würde. Mae erkennt, dass sie Teil einer bahnbrechenden Entwicklung im Bereich Internettechnologie sein könnte und stimmt zu – nicht ahnend, welche Folgen das für ihr eigenes Leben, aber auch das ihrer Familie und ihrer Freunde haben wird…

"The Circle" basiert auf dem gefeierten Roman von Dave Eggers. Was sich zunächst wie eine Fantasy-Geschichte lesen mag, entpuppt sich bei genauerer Überlegung als eine beängstigend realistische Vision einer nicht allzu fernen Zukunft. Überlegt man, wie leicht Menschen privateste Informationen über die sozialen Medien an die ganze Welt weitergeben, dann ist die Überlegung, dass Viele bereit wären, für Klicks und Likes komplett auf ihre Privatsphäre zu verzichten, gar nicht so abwegig. Wenn das dann noch so verpackt wird, dass es zum Wohle der Menschheit geschieht, weil man etwa Terroristen oder Verbrecher in nur wenigen Minuten überall auf der Welt finden und ihrer gerechten Strafe zuführen könnte, dann wäre wahrscheinlich auch in der Realität mit erschreckend wenig Widerstand aus der Bevölkerung gegen ein solches System zu rechnen.

Weshalb der Film so gut funktioniert, ist nicht nur, weil er ein bestimmtes Szenario recht glaubhaft nachzeichnet. Es liegt auch daran, dass Steve Jobs-Klon Eamon Bailey nicht als eiskaltes Monster gezeichnet wird, sondern als extrem charismatischer Visionär. Sicherlich, letztendlich geht es auch ihm um Geld und um Befriedigung seines Egos. Und ja, er hat auch Dreck am Stecken. Aber es gibt bei ihm auch Gründe für sein Handeln, die durchaus nachvollziehbar und ehrenwert sind. Das ist insofern wichtig, da sich der Zuschauer wie Mae fragen soll, ob Eamon nicht vielleicht doch Recht hat und seine Technologie für die Menschheit nicht Fluch, sondern Segen wäre. Dass die Grenzen zwischen richtig und falsch hier immer wieder zu verschwimmen scheinen, macht die Geschichte trotz einiger Längen und Logiklöcher bis zum Ende (das sich von dem im Buch deutlich unterscheidet) extrem spannend.

Tom Hanks ist als charismatischer High-Tech Milliardär perfekt besetzt und auch Emma Watson kann als anfänglich naive, dann aber mehr und mehr berechnende junge Frau überzeugen. Auch visuell ist der Film einnehmend umgesetzt. Beim Rundgang über das Firmengelände ertappt man sich tatsächlich dabei, hier auch arbeiten zu wollen, wohl wissend, dass der Schein mehr als trügerisch ist. Zugegeben, aus der Prämisse hätte noch sehr viel mehr herausgeholt werden können. Doch auch wenn nicht jedes Element der Inszenierung funktioniert, so ist "The Circle" unterm Strich ein wirklich fesselnder Thriller geworden, der einen tatsächlich ein wenig über die Aufgabe der Privatsphäre im Internet nachdenken lässt: Was bin ich bereit aufzugeben, um die Welt sicherer und besser zu machen?  Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold