The Liverpool Goalie

Das Leben ist für einen 13jährigen Jungen nur selten einfach. Doch Jo (Ask van der Hagen) hat es besonders schlimm erwischt. Nachdem sein Vater bei einem Duschunfall ums Leben gekommen ist, macht sich seine Mutter (Andrine Saether) ständig Sorgen, dass auch ihm etwas zustoßen könnte. Kein Wunder also, dass Jo überall potentielle Todesfallen sieht und sich deshalb auch gerne mal zurückzieht, wenn es gefährlich werden könnte. Und es ist auch wenig überraschend, dass der Junge seinem rüpelhaften Klassenkammeraden Tom Erik (Jostein Sranes Brox) keine Widerworte gibt, wenn dieser Jo ständig zwingt, die Hausaufgaben für ihn zu machen. Insgesamt hat er das Gefühl, dass er mit seiner von Vorsicht geprägten Lebenseinstellung ganz gut fährt. Doch dann kommt die hübsche Mari (Susanne Boucher) in seine Klasse und Jo ist vom ersten Moment Feuer und Flamme für die neue Mitschülerin. Zu dumm nur, dass sich das Mädchen ganz besonders für Fußball interessiert und Jos einzige Berührung mit dem Sport im Sammeln von Fußballsammelkarten besteht. Auf dem Spielfeld kann er ihr also nicht imponieren. Der einzige Weg wäre, die seltenste Sammelkarte überhaupt zu bekommen: die vom Liverpool Goalie!

"The Liverpool Goalie" ist der wohl beste Kinderfilm der letzten Jahre. Mit viel skurrilem, zum Teil bitterbösem und tief schwarzem Humor werden hier Ängste und Sorgen von Teenagern an der Schwelle zur Pubertät behandelt. Ohne jede Form von pädagogischem Zeigefinger inszeniert und erfüllt von einer umwerfenden Warmherzigkeit, wird immer wieder deutlich, dass die Macher ihr Zielpublikum absolut ernst nehmen. Sie blicken nicht auf sie herab, machen sich nicht über ihre Probleme lustig, auch wenn diese aus Sicht von Erwachsenen bisweilen wie Bagatellen erscheinen mögen. Allerdings wird eben nicht mit pädagogisch wertvoller Betroffenheit, sondern mit viel Humor gezeigt, wie doof das Leben als 13jähriger sein kann.

Man könnte nun beinahe in Versuchung kommen, zu behaupten, dass "The Liverpool Goalie" die norwegische Antwort auf "Gregs Tagebuch" sei. Doch damit würde man diese wundervolle Komödie weit unter Wert verkaufen. Obwohl gerade der erste "Greg"-Film ein paar gelungene Lacher zu bieten hat, wurde hier in erster Linie doch auf eher herkömmlichen und zotigen Humor vertraut. Die Macher vom "Liverpool Goalie" gehen weitaus origineller und cleverer zur Sache. Zugegeben, für kleine Zuschauer unter 11 Jahren dürften einige der Gags vielleicht noch zu clever sein. So war von Seiten der bei der Pressevorführung anwesenden Kinder das ein oder andere Mal beim lauten Gelächter der Erwachsenen die Frage zu hören, was daran denn jetzt so lustig gewesen sei. Doch von solchen Momenten abgesehen funktioniert der Film eben für alle Altersklassen – und das macht in meinen Augen erst einen richtig guten Kinderfilm aus.

"The Liverpool Goalie" sticht aus der Masse an zeitgenössischen Kinderfilmen angenehm hervor. Das könnte ihm allerdings auch zum Verhängnis werden, da der Witz sich so manches Mal unter der Oberfläche versteckt und nicht allzu offensichtlich daher kommt. So wird von den Kindern beim Zuschauen eben mehr Aufmerksamkeit gefordert, als das bei vielen anderen Kinderfilmen der Fall ist. Doch wer für seine Kleinen gerne mal etwas anspruchsvollere, dabei aber umwerfend komische und wirklich originelle Kost sucht, der wird mit einem wirklich wunderbaren Film belohnt, der nicht umsonst auf zahlreichen Kinderfilmfestivals ausgezeichnet worden ist. Kein 3D, keine Special Effects, keine sprechenden Tiere – aber dafür viel Witz und Herz. Besser kann das Geld für einen lustigen Kinonachmittag nicht investiert werden. Absolut empfehlenswert!!!

Ein Artikel von Sebastian Betzold