The Rite – Das Ritual

Dämonen suchen mal wieder das Kino heim und warten darauf, von mutigen Priestern ausgetrieben zu werden. Auch wenn der auf wahren Begebenheiten basierende "The Rite – Das Ritual" kein wirklich würdiger Nachfolger des Klassikers "Der Exorzist" ist, so sorgt der mysteriöse Thriller von Mikael Håfström ("Zimmer 1408") Dank guter Darsteller und einer atmosphärischen Inszenierung hier und da für ein wenig Gänsehaut.

Kurz vor der Vollendung seines Priesterseminars kommen dem jungen Michael Kovak (Colin O`Donoghe) Zweifel an seinem Glauben, weshalb er sich dazu entschließt, sein Studium abzubrechen. Doch sein Lehrer (Toby Jones) überredet ihn dazu, einige Zeit nach Rom zu gehen, um an einer Exorzistenausbildung im Vatikan teilzunehmen. Sollte er danach immer noch aufhören wollen, würde seine Entscheidung akzeptiert werden. Widerwillig stimmt Michael zu und fliegt nach Rom. Dort lernt er den eher unorthodoxen Pater Lucas (Anthony Hopkins) kennen, der ihn sofort zu einigen angeblich Besessenen mitnimmt, die der alternde Geistliche von ihren Dämonen zu befreien versucht. Anfangs lässt sich all das, was Michael zu sehen bekommt, rational erklären. Doch der Fall eines jungen schwangeren Mädchens führt den Skeptiker in ganz besonders finstere Tiefen seines eigenen Glaubens...

"The Rite – Das Ritual" ist eine Mischung aus religiösem Thriller und Mystery-Horror. Die Thriller-Elemente funktionieren Dank der atmosphärischen Kameraarbeit und dem unheilverkündenden Soundtrack recht gut. Die Horror- und Mystery-Elemente dagegen wirken mitunter etwas dick aufgetragen und beinahe schon unfreiwillig komisch – besonders dann, wenn das Böse in Form eines rotäugigen Esels auftritt. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass Håfström nicht in so manchem Moment für eine ordentliche Gänsehaut sorgen kann. Ein paar Szenen sind in dieser Hinsicht durchaus wirkungsvoll. Doch anders als "Der Exorzist", mit dem sich dieser Film zwangsläufig vergleichen lassen muss, fehlt Håfströms Film die alles dominierende bedrohliche Atmosphäre, die eben nicht nur durch wirkungsvolle Schockmomente etabliert werden kann.

Die Darsteller können durchweg überzeugen. Besonders Anthony Hopkins spielt seine Rolle mit einer Mischung aus notwendiger Ernsthaftigkeit und augenzwinkernder Übertreibung, die seine Leistung einmal mehr zu einem wahren Vergnügen macht. Aber auch der irische Newcomer Colin O`Donoghe ("The Tudors") macht seine Sache als zweifelnder Seminarist sehr überzeugend. Die guten schauspielerischen Leistungen sind in sehr atmosphärische Drehorte in Rom und Budapest eingebettet. Und genau diese Kombination macht "The Rite – Das Ritual" dann trotz seiner Schwachpunkte im Ganzen zu einem recht effektiven Thriller.

Wie viel Wahrheit an dieser Geschichte nun sein mag und wie viel nur der Fantasie von Matt Baglio, dem Autor der Buchvorlage, und Michael Petroni ("Die Chroniken von Narnia 3"), dem Drehbuchautoren, entsprungen ist, spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Sicherlich, die Anmerkung, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, soll dem Zuschauer eine ganz besonders intensive Gänsehaut verpassen. Doch dies gelingt nicht wirklich, da eben die fantastischen Elemente des Films nicht wirklich funktionieren und einfach überzogen wirken. So gilt unterm Strich, dass "The Rite – Das Ritual" ein ordentlicher Thriller mit guten Darstellern ist, der als Exorzismus-Horror allerdings nur bedingt überzeugen kann. Alles in Allem aber doch gerade noch sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold