The Sapphires

Die Schwestern Gail (Deborah Mailman), Julie (Jessica Mauboy) und Cynthia (Miranda Tapsell) träumen schon seit ihrer Kindheit davon, eines Tages ihrem tristen Alltag in einer kleinen Aborigine-Siedlung zu entkommen. Ihr musikalisches Talent könnte ihnen dabei einige Türen öffnen. Doch im Australien der 1960er werden Aborigines enorm diskriminiert und außerhalb ihrer Siedlungen nur mit Anfeindungen konfrontiert. So ist es auch kein Wunder, dass die Schwestern bei einem Talentwettbewerb von der Jury völlig ignoriert werden, obwohl sie mit Abstand die besten Sängerinnen sind. Nur der irische Musiker Dave Lovelace (Chris O`Dowd) erkennt das Potential, das in den jungen Frauen schlummert. Er überredet sie, ihn als ihren Manager zu engagieren und sich an der Interpretation von Soul-Musik zu versuchen. Das ist die Geburtsstunde von The Sapphires, an deren Erfolg noch Niemand so recht zu glauben wagt. Doch als die Schwestern dafür engagiert werden, mit ihrer Musik die Moral der Truppen in Vietnam zu unterstützen, könnte sich das ganz schnell ändern…

Der australische Musikfilm "The Sapphires" basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Tony Briggs, der darin die wahren Erlebnisse seiner Mutter und seiner Tante in einen fiktionalen Rahmen eingebaut hat. Regisseur Wayne Blair folgt bei seiner Adaption des Theaterstücks nahezu allen gängigen Regeln des Musikfilms, weshalb der Zuschauer hier keine allzu großen Überraschungen erwarten sollte. Dass der Film von einigen amerikanischen Kritikern als australische Version von Bill Condons "Dreamgirls" bezeichnet wurde, ist in vielerlei Hinsicht zutreffend, auch wenn Blair die Musik weit weniger aufdringlich und Musical-haft einsetzt, als Condon das getan hat. Bei "The Sapphires" stehen die Charaktere im Vordergrund und ihre Veränderung im Angesicht von Erfolg, Krieg und Rassismus.

Das ist vielleicht nicht besonders überraschend, dafür aber extrem mitreißend, amüsant und bewegend. Das liegt nicht nur an der eingängigen Musik, sondern in erster Linie an dem natürlichen und überzeugenden Spiel der drei Hauptdarstellerinnen. Zwar sind die drei so unterschiedlichen Schwestern und ihre Konflikte untereinander etwas klischeehaft gezeichnet. Doch Deborah Mailman, Jessica Mauboy und Miranda Tapsell füllen diese Charaktere auf derart einnehmende Art mit Leben, dass man über die Tatsache, dass ihnen vom Drehbuch die notwendige Tiefe verwehrt wird, gerne hinwegsieht. Unterstützt werden die Drei von einer nicht weniger überzeugenden Shari Sebbens und einem wirklich wunderbaren Chris O`Dowd ("The IT Crowd"), der den an sich völlig kaputten Dave Lovelace mit ansteckender Wärme und jeder Menge Herz spielt.

"The Sapphires" war in seiner Heimat Australien ein großer Erfolg, konnte aber im Ausland bislang nur wenig überzeugen. Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass der Film in Deutschland die Massen in die Kinos locken wird. Angesichts zahlreicher, von großer Werbung begleiteten Blockbustern und sommerlichen Temperaturen könnte er sogar völlig untergehen. Das wäre aber wirklich schade, da der Film seine schöne Geschichte auf sehr einnehmende Art erzählt und mit seiner Musik für eine nachhaltig gute Laune sorgt. Wer die Soul-Musik der 60er und 70er Jahre mag und gut gespielte Musikfilme mit einer Mischung aus Drama, Romantik und ein wenig Humor schätzt, der sollte den Damen von "The Sapphires" unbedingt eine Chance geben. Nicht nur sehens-, sondern auch extrem hörenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold