Unterwegs mit Mum

Nach dem großen Erfolg von "Selbst ist die Braut" meldet sich Regisseurin Anne Fletcher nun mit einer weiteren Komödie zurück, für die sie Barbra Streisand in deren erster Kinohauptrolle seit 1996 gewinnen konnte. Abgesehen von zwei kleinen Auftritten in zwei der "Focker"-Filme mit Ben Stiller und Robert De Niro hat sich Barbra Streisand in den letzten fünfzehn Jahren auf der Kinoleinwand sehr rar gemacht. Als energische Über-Mutti beweist sie jetzt, dass sie ihr komödiantisches Talent aber auch nach all den Jahren nicht verlernt hat.

In "Unterwegs mit Mum" spielt die zweifache Oscar-Gewinnerin die überfürsorgliche Joyce, der nichts mehr am Herzen liegt, als das Wohl ihres Sohnes Andy (Seth Rogen). Der versucht nun schon seit einiger Zeit erfolglos, ein von ihm erfundenes organisches Putzmittel an den Mann zu bringen. Dafür reist er quer durchs Land, bislang allerdings ohne den erwünschten Erfolg. Die nächste Etappe soll nun aber endlich die ersehnte Wendung bringen, hat Andy doch einige viel versprechende Termine organisieren können. Als Joyce ihrem Filius von ihrer ersten großen Liebe erzählt und Andy herausfindet, wo dieser geheimnisvolle Mann lebt, plant er, ein überraschendes Wiedersehen zwischen den Beiden zu organisieren. Zu diesem Zweck lädt er seine Mutter ein, ihn auf seine Geschäftsreise zu begleiten – eine Einladung, die er schon nach wenigen Meilen bereut. Denn ob mit schlüpfrigen Hörbüchern oder mit ihrem lautstarken Mitternachtssnack, Joyce lässt kaum eine Gelegenheit aus, um Andy gehörig auf die Nerven zu gehen. Doch bald stellt sich heraus, dass dieser turbulente Road Trip für Beide noch einige echte Überraschungen bereit hält…

Echte Überraschungen gibt es für den Zuschauer dagegen nicht. "Unterwegs mit Mum" ist eine brave Hollywood-Komödie vom Reißbrett, die altbekannte Gags und ausgetretene Klischees mit nur sehr wenigen wirklich originell wirkenden Momenten anreichert. Wer Road Trip-Komödien wie "Ein Ticket für Zwei" oder "Stichtag" kennt, dem werden sehr viele Szenen in "Unterwegs mit Mum" irgendwie bekannt vorkommen. Diese fehlende Eigenständigkeit verhindert dann auch, dass der Film nachhaltig in Erinnerung bleibt. Das Ganze ist nett, ganz witzig und tut keinem weh, gerät aber auch ganz schnell wieder in Vergessenheit.

Das Einzige, was die Komödie wirklich sehenswert macht, ist das amüsante Zusammenspiel von Barbra Streisand und Seth Rogen. Während sich Rogen auf sehr charmante Art zurückhaltend zeigt, sorgt Streisand als etwas zu fürsorgliche Mutti mit absoluter Fettnäpfchen-Treffsicherheit für einige sehr lustige Szenen. Dass Fletcher weitgehend auf den in US-Komödien momentan so beliebten Fäkalhumor verzichtet und sich eher etwas im besten Sinne altbacken wirkender Komik bedient, bringt der Mutter-Sohn Geschichte zusätzliche Sympathiepunkte ein. Und was in den ersten Minuten noch Gefahr läuft, dem Zuschauer schnell auf die Nerven zu gehen, wird am Ende doch noch zu einem sehr kurzweiligen und amüsanten Kinovergnügen.

Wer nicht besonders viel Wert auf Originalität legt und einfach nur eine harmlose, nette Familienkomödie der typisch amerikanischen Art sehen möchte, der kann sich getrost zu Joyce und Andy ins Auto setzen und sie bei ihrem chaotische Road Trip begleiten. Kein großer Wurf, aber nette Unterhaltung – und dafür gibt es dann auch ein zufriedenes: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold