Wir kaufen einen Zoo – Blu-Ray

Film: Über sechs Jahre hat es gedauert, bis Cameron Crowe ("Almost Famous", "Jerry Maguire") nach seinem letzten Spielfilm "Elizabethtown" ein neues Werk ins Kino gebracht hat. Doch das Warten hat sich gelohnt. Denn sein auf dem autobiografischen Buch von Benjamin Mee basierender Familienfilm "Wir kaufen einen Zoo" ist Wohlfühlkino der ganz besonders bezaubernden Sorte, das dem Zuschauer zwei Stunden puren Sonnenschein schenkt. Der Film erzählt die Geschichte des Journalisten Benjamin (Matt Damon), der den Tod seiner Frau nicht verwinden kann, da er überall an seine große Liebe erinnert wird. Und so entscheidet er sich für einen Neuanfang. Gegen den Rat seines Bruders Duncan (Thomas Hayden Church) und trotz vehementer Proteste seines Sohnes Dylan (Colin Ford) kauft Benjamin ein altes Landhaus, zu dem auch ein riesiges Grundstück gehört. Doch auf den 70.000 Quadratmetern des Anwesens befinden sich nicht nur Bäume, Wiesen und Felder. Zu dem Haus gehört auch noch der einstmals so beliebte Rosemoor Animal Park, ein mittlerweile geschlossener Zoo, der aber immer noch Dutzende Tiere beherbergt. Deren Überleben war bislang durch die Nachlassregelung der ehemaligen Besitzer geregelt. Doch nun, da der Zoo einen neuen Besitzer hat, ist es an Benjamin, dafür zu sorgen, dass der Zoo weiter geführt werden kann. Das Team um die engagierte Tierpflegerin Kelly Foster (Scarlett Johansson) räumt dem unerfahrenen Neuling kaum Chancen ein und findet sich schon damit ab, sich bald um neue Jobs umsehen zu müssen. Doch Benjamin setzt sein ganzes Geld und all seine Willenskraft dafür ein, um den Zoo in neuem Glanz erstrahlen zu lassen und der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen zu können. Doch ob guter Wille alleine für dieses Unterfangen ausreicht, scheint schon sehr bald fraglich zu sein… Natürlich hat Cameron Crowe die Geschichte hinter "Wir kaufen einen Zoo" ein wenig verändert, um aus der wahren Begebenheit ein echtes Kinomärchen zu machen. So wurde etwa der Zoo aus dem Südwesten Englands in die USA verlegt. Zudem war der Kauf des Tierparks aus bürokratischen Gründen und aufgrund Mees völliger Unerfahrenheit wesentlich komplizierter, als das im Film dargestellt ist. Ganze zwei Jahre musste der ehemalige Kolumnist für die Zeitung THE GUARDIAN darauf warten, dass der Kauf abgesegnet wurde. Die wohl wichtigste Änderung aber ist, dass es nicht der Tod von Mees Frau war, der ihn zum Kauf des Zoos bewegt hat, da sie in Wirklichkeit erst verstarb, nachdem die Familie schon ihr neues Domizil bezogen hatte. Doch auch wenn dadurch der wahre Kern der Geschichte eigentlich nur auf den Kauf des Zoos reduziert wird, verfügt dieser doch noch über genügend Zauber, um aus der filmischen Umsetzung ein besonders charmantes Stück Filmmagie zu machen. Crowe erweist sich als perfekter Regisseur, um eben diese Magie auch umzusetzen. Dabei verlässt er sich auf genau die Stärken, die auch seine vorherigen Filme so herausragend gemacht haben. So steckt in seinem Drehbuch genau die richtige Mischung aus Drama und Komödie, die musikalische Untermalung ist perfekt abgestimmt und die Figuren sind extrem liebenswert gezeichnet. Das Team von Kelly Foster etwa ist eine Gruppe schrulliger, aber dennoch irgendwie richtig sympathischer Typen, mit denen man gerne noch mehr Zeit verbringen würde. Selbst der eitle und extrem penible Zooinspektor ist irgendwie so charmant dargestellt, dass es richtig Spaß macht, ihm dabei zuzusehen, wie er über Benjamins Existenz richtet. Dies ist natürlich nicht nur Crowes Regie und seinem Drehbuch zu verdanken, sondern auch den tollen Darstellern. Neben den vielen guten Darstellern, zu denen auch Patrick Fugit aus Crowes Meisterwerk "Almost Famous" oder der wunderbare Thomas Hayden Church ("Sideways") gehören, hinterlassen vor allem Matt Damon und eine sehr charmante Scarlett Johansson einen wirklich guten Eindruck. Damon zeigt sich hier von einer sehr zurückgenommenen, natürlichen Seite, die ihm gut zu Gesicht steht und auch seine schauspielerische Vielseitigkeit, die ihm ja gerne abgesprochen wird, beweist. Der heimliche Star des Films aber ist Maggie Elizabeth Jones, die als Benjamins siebenjährige Tochter Rosie die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert und für einige der liebenswertesten Momente des Films sorgt. Ein echter Glücksgriff für den Film. "Wir kaufen einen Zoo" macht keinen Hehl daraus, dass er kein tiefgründiges Drama, sondern ein purer Wohlfühlfilm sein will, der mit einfachen Mitteln (süße Kinder, lustige Tiere, traumhafte Landschaft, sympathische Gutmenschen) die Emotionen der Zuschauer manipuliert. Und das ist auch gut so. Denn Crowe lenkt nicht mit dem verkrampften Bemühen um Anspruch davon ab, einfach nur zwei Stunden einfache, schöne Unterhaltung zu bieten, die voller Herz steckt und einfach gute Laune macht. Er hat einen Ort auf die Leinwand gezaubert, an den man am Liebsten sofort reisen möchte und Figuren kreiert, die man gerne seine Freunde nennen würde. Ja, das ist mitunter etwas kitschig und am Ende kommt auch noch eine kleine Portion Pathos dazu. Aber das geschieht auf eine Art und Weise, von der man sich als Zuschauer nur allzu gerne einlullen lässt. Sie brauchen also keinen ganzen Zoo, sondern lediglich diese Blu-Ray zu kaufen, um sich richtig gut zu  fühlen. Und deshalb gilt auch: Absolut sehenswert!! Bild + Ton: Mit seinen sehr warmen Farben, einer guten Detailschärfe, die lediglich in einigen etwas weichgezeichneten Szenen aufgebrochen wird, und stimmigen Kontrasten kann das sehr saubere Bild der Blu-Ray in nahezu jedem Moment überzeugen. Der Sound bleibt weitgehend zurückhaltend. Die ruhige Musik und die Dialoge sind gut aufeinander abgestimmt. Hier und da sorgen kleinere Effekte, wie diverse Tierlaute oder Donner, für ein wenig Bewegung im Surround-Bereich. Gut! Extras: Für die Blu-Ray wurde ein wirklich überzeugendes Bonuspaket geschnürt. Los geht es mit einem Audiokommentar von Cameron Crowe, dem für den Schnitt verantwortlichen Mark Livolsi und Nebendarsteller JB Smoove, der im Film einen kleinen Auftritt als Makler hat. Obwohl gerade Smoove immer wieder versucht, die Unterhaltung aufzulockern, ist das Ganze zwar interessant, aber auch ein wenig trocken geraten. Lobenswert ist, dass es zum Kommentar, wie auch zu den übrigen Extras, optionale Untertitel in verschiedenen Sprachen gibt. Weiter geht es mit zwanzig geschnittenen bzw. verlängerten Szenen, die mit einer Gesamtlaufzeit von über 37 Minuten recht umfangreich ausgefallen sind. Der Zuschauer bekommt hier mehr vom ersten Zoo-Rundgang zu sehen, erfährt, dass Benjamin für die letzten Renovierungsarbeiten tatkräftige Unterstützung von vielen freiwilligen Helfern bekommen hat und dass zwischen Benjamins Bruder Duncan und Dylan eine recht enge Beziehung bestand, von der im Film nur wenig zu spüren ist. Die längste Sequenz beleuchtet aber die Zooeröffnung. Hier gibt es noch etliche Momente zu sehen, die einige Handlungselemente abschließen – wie etwa das Bild, das Dylan von Lily (Elle Fanning) mit dem ersten Sandwich bekommen hat oder aber die Fehde zwischen McCready ( Angus MacFadyen) und Zoo-Inspektor Ferris (John Michael Higgins). Auch die ehemalige Buchhalterin Rhonda (Carla Gallo) darf hier noch einen kleinen abschließenden Auftritt absolvieren. Auch wenn deutlich wird, warum einige der Szenen geschnitten worden sind, so hätte mancher Moment den fertigen Film durchaus bereichert. Sehenswert geht es weiter mit einem mehrteiligen Making of, das in knapp 75 Minuten ausführlich auf die Vorgeschichte, die Location und wie aus ihr ein Film-Zoo wurde, die Proben, den eigentlichen Dreh und die Arbeit mit den Tieren eingegangen wird. Eine sehr schöne und interessante Dokumentation, die weit über dem Niveau üblicher Promo-Making ofs liegt. Gerade zu sehen, wie aus der Greenfield Ranch im kalifornischen Thousand Oaks in wenigen Wochen ein echter Zoo gemacht wurde, ist wirklich beeindruckend. Weiter geht es mit einer 17minütigen Kurz-Doku über die Musik zum Film, wobei es sich in erster Linie um ein ausführliches Gespräch zwischen Cameron Crow und dem isländischen Musiker Jonsi, Mitglied der Band Sigur Rós, handelt. Damit nicht genug: neben etwa 7 Minuten an amüsanten Outtakes und einigen schönen Fotos vom Set bietet die Blu-Ray zudem noch eine halbstündige Dokumentation über den echten Benjamin Mee und die Geschichte, die Crowe zu seinem Film inspiriert hat. Absolut sehenswert!! Fazit: "Wir kaufen einen Zoo" ist vielleicht nicht Cameron Crowes tiefgründigster oder bester Film. Die warmherzige Geschichte bietet aber auf einer ganz einfachen Ebene pures Wohlfühlkino, das hier und da vielleicht einige kleine Längen aufweist, insgesamt aber mit seinen guten Darstellern, den schönen Bildern und der atmosphärischen Musik für wahre Wonne sorgt. Dies gelingt der Blu-Ray zusätzlich auch noch mit der guten technischen Umsetzung und einigen hervorragenden Extras. Für wen Unterhaltung nicht unbedingt spektakuläre Action bedeuten muss und wer es gerne auch mal etwas ruhiger und einfach nur nett und schön mag, der kommt an dieser Disc einfach nicht vorbei. Absolut empfehlenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold