Zulu

Es sieht zunächst nach einem Routinefall für die Mordkommission von Kapstadt aus, als im botanischen Garten die Leiche der 20jährigen Nicole Weiss gefunden wird. Doch je länger Ali Sokehla (Forest Whitaker) und sein junger Partner Brian Epkeen (Orlando Bloom) nach dem Mörder der jungen Frau suchen, desto mehr kommen sie weit verzweigten Machenschaften auf die Spur, deren Wurzeln bis in die Zeit des Apartheid-Regimes zurückreichen. Der Kampf gegen Drahtzieher des alten Systems, die sich mit den mächtigen Dealern in den Townships verbündet haben, sorgt bald schon für den ersten Todesfall in den Reihen der Polizei. Jetzt wird Ali und Brian klar, dass sie sich und ihre Familien in ernsthafte Gefahr bringen werden, wenn sie in diesem Fall weiter ermitteln. Doch selbst das hält die beiden ungleichen Ermittler nicht auf – denn die Machenschaften des Netzwerks, dem sie auf der Spur sind, könnte für viele Menschen gerade in den Townships tödliche Folgen haben…

"Zulu" beginnt wie ein sehr konventioneller Thriller, der ein wenig die Atmosphäre nordischer Krimikost verbreitet, diese aber mit der eher exotischen Kulisse Kapstadts mitreißend variiert. Nach dem spannenden, aber nicht gerade  besonders außergewöhnlichen ersten Akt nimmt die Geschichte aber eine ungewöhnliche Wendung, verbindet die Geschichte des Apartheid-Regimes mit den Machenschaften mit den Problemen des Lebens in den Townships und würzt das noch mit einem handfesten Thriller über die Machenschaften eines international agierenden Kartells. Und im Mittelpunkt des Ganzen stehen zwei Cops, die durch diesen Fall gezwungen werden, sich mit den Dämonen ihrer ganz eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Der französische Regisseur Jérôme Salle, der mit den beiden "Largo Winch" Filmen große Erfolge feiern konnte, hat einen sehr atmosphärischen, schonungslos brutalen Thriller inszeniert, der zwar nicht immer ganz logisch ist, insgesamt aber wirklich spannende Unterhaltung bietet. Einige kleine Nebenstränge wirken im Gesamtkontext zwar nicht wirklich notwendig und sorgen für kleinere Längen. Doch das wird durch die vielen sehr intensiven Momente wieder gut ausgeglichen. Besonders überraschend dabei ist Orlando Bloom, der als völlig kaputter Hitzkopf eine extrem starke und überzeugende Leistung abliefert und so neben dem Oscar-Preisträger Forest Whitaker problemlos bestehen kann. Das ungleiche Duo trägt den Film auch über seine etwas schwächeren Momente und macht das Ganze allein schauspielerisch zu einem echten Leckerbissen.

So heben die dichte Inszenierung, die atmosphärische Bildsprache und die starken Darsteller "Zulu" deutlich über das Thriller-Mittelmaß. Doch für einen exzellenten Vertreter des Genres reicht es am Ende dann trotzdem nicht. Das liegt zum größten Teil daran, dass sich Salle trotz höchster Ambitionen an dem Versuch, seine fiktive Geschichte mit realen Hintergründen anzureichern und so die  Lebensrealität in Südafrika und die Zerrissenheit des Landes aufzuzeigen. Trotz einer gehörigen Portion bitterer Gesellschaftskritik und einigen schockierenden Szenen fehlt dem Thriller aber unterm Strich die notwendige Tiefe, um dies auch tatsächlich zu erreichen.

Doch auch wenn "Zulu" nicht das ganz große Meisterwerk geworden ist, das sich im Kern des Films versteckt, so ist Jérôme Salle doch insgesamt ein herausragender und sehr spannender Thriller gelungen, den sich nicht allzu zartbesaitete Liebhaber anspruchsvollerer Genrekost auf keinen Fall entgehen lassen sollten. Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold