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Der stille Schrei B3 Verlag

Der stille Schrei

von: Leon Specht

erschienen: B3 Verlag

am 06.07.2012

www.bedrei.de

Amazon Link : Der stille Schrei

Eigentlich könnte Claudia Röder ein beschauliches Leben führen. Sie lebt in einem schmucken Haus im hessischen Jossgrund, einer idyllischen Region im Spessart. Ihr Mann ist weit über das Städtchen hinaus beliebt und einflussreich. Luxus ist in Claudias Leben allgegenwärtig. Doch sie fühlt sich in ihrem goldenen Käfig gefangen, denn ihr Mann ist ein übler Choleriker, der sie nicht nur regelmäßig schlägt, sondern auch vergewaltigt. Als Claudia in Frankfurt Hilfe bei einem Psychologen sucht, gibt dieser ihr einen ungewöhnlichen Rat: sie soll ein Lauftraining absolvieren und am Frankfurt Marathon teilnehmen. Die körperliche Arbeit auf dieses ganz bestimmte Ziel hin würde sie der Lösung ihrer Probleme näher bringen. Dies scheint allerdings zunächst nicht der Fall zu sein, als sie ihren Lauftrainer Tim kennen lernt und sich zwischen den Beiden eine ganz besondere Freundschaft anbahnt. Denn ihrem Mann ist das Training ein Dorn im Auge, den er wieder sehr gewalttätig zu ziehen versucht. Doch das ist für Claudia nur noch mehr Ansporn, um weiter zu trainieren...

"Der stille Schrei" ist der erste von drei geplanten Spessart-Krimis, die der hessische Unternehmensberater und Psychologe Dr. Hans-Jürgen Breuer unter dem Pseudonym Leon Specht veröffentlicht hat. Den Kampf einer gepeinigten Ehefrau, sich aus ihrer Opferrolle zu befreien, würzt er dabei mit viel Lokalkolorit, wobei nicht nur Burgjoss und Bad Orb, sondern auch Frankfurt eine tragende Rolle spielen. Es ist dem Buch anzumerken, dass sich der Autor in der Region, die er beschreibt, auskennt und dass er sie auch sehr gerne mag. Denn es sind gerade der Lokalkolorit, der dieses Buch sehr unterhaltsam macht. Auch sein psychologisches Fachwissen wirkt sich positiv auf die Geschichte auf, die ansonsten ein paar kleinere Dramaturgische Schwächen aufzuweisen hat.

Diese könnten allerdings der Erzählperspektive geschuldet sein. Da die Geschichte, von einem eher unnötigen Prolog abgesehen, aus der Perspektive von Claudia geschrieben ist, ist es nur allzu verständlich, dass einige emotionale Entwicklungen anderer Charaktere, wie ihrer besten Freundin oder ihres Trainers Tim, etwas zu kurz kommen und dann, wenn sie als Tatsache präsentiert werden, für den Leser nicht immer ganz nachvollziehbar wirken. Worum es sich dabei handelt, soll an dieser Stelle freilich nicht verraten werden. Doch wer beim Lesen an einigen Stellen den Eindruck einer gewissen Oberflächlichkeit bekommt, der sollte sich auf jeden Fall in Erinnerung rufen, aus wessen Sicht die Geschichte geschrieben ist. Dadurch wird so mancher mögliche Kritikpunkt wieder ins rechte Licht gerückt.

Ein paar kleine stilistische Schwächen machen sich hier und da allerdings doch bemerkbar. So würde sicherlich niemand, dessen Leben von ständigen Shoppingtouren bestimmt wird, davon sprechen, dass sie sich ständig in "Konsumtempeln" aufgehalten hätte. Und auch Ausdrücke wie "starrte starr vor sich hin" sollten wenn möglich vermieden werden. Dennoch: unterhaltsam ist dieses Psycho-Drama allemal. Und es muss ja nicht immer die ganz große Literatur sein, die einem den Feierabend, das Wochenende oder den Urlaub versüßt. Daher gilt: wer gerne kurzweilige Unterhaltung irgendwo zwischen Thriller und Drama, gewürzt mit jeder Menge Lokalkolorit mag, der kann getrost diesem "stillen Schrei" lauschen. Empfehlenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold