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Fliegeralarm mainbook Verlag

Fliegeralarm

von: Gerd Fischer

erschienen: mainbook Verlag

am 09.02.2014

www.mainbook.de

Amazon Link : Fliegeralarm

Montags-Demos, Rechtsstreitigkeiten, verzweifelte Appelle von geplagten Anwohnern, unzählige TV- und Zeitungbeiträge: seit ihrer Inbetriebnahme hat die neue Nordwest-Landebahn das Leben in und um Frankfurt verändert  - und das oft nicht zum Besseren. Die wirtschaftliche Bedeutung des Frankfurter Flughafens für die gesamte Rhein-Main-Region steht zwar außer Frage. Doch der Preis, den viele Anwohner dafür zahlen müssen, ist zu hoch, um hier nicht nach einer erträglicheren Alternative suchen zu müssen. Angesichts des erheblich gesteigerten Fluglärms und die zerstörerischen Folgen von sogenannten Wirbelschleppen ist es mehr als verständlich, dass sich die Betroffenen derart gegen die Verantwortlichen aus Wirtschaft und Politik auflehnen. Diese ganze Kontroverse bietet mit all ihrer Brisanz den perfekten Stoff für den sechsten Einsatz von Kommissar Rauscher, der nun mit Gerd Fischers neuestem Roman "Fliegeralarm" vorliegt.

Eigentlich wollte Kommissar Andreas Rauscher in aller Ruhe und Harmonie seine Freundin Elke heiraten und danach seinen wohlverdienten Urlaub genießen. Doch dann wird er, noch bevor er das Jawort aussprechen kann, vom Altar zu einem vermeintlichen Selbstmordversuch nach Bockenheim abberufen. Dann taucht auch noch ein abgeschnittenes Ohr mit einem Bekennerschreiben auf, das ein Ende des Fluglärms fordert. Doch wem gehört das Ohr? Und hängt der Selbstmordversuch der jungen Frau aus Bockenheim damit irgendwie zusammen? Und wer ist die Frau, die kurz vor ihrem Sturz ausdrücklich nach Kommissar Rauscher verlangt hatte? Und wird Elke ihm jemals verzeihen können, dass er sie vor dem Altar hat stehen lassen? Rauscher stehen turbulente Tage bevor, deren Ausgangspunkt bis zu den Demonstrationen um die Startbahn West im Jahr 1987 zurückreicht.

"Fliegeralarm" ist ein sehr kurzweiliger Krimi, der mit einer clever konstruierten Geschichte Fakten mit Fiktion vermischt und das Ganze mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit würzt. Alleine Rauschers Vorliebe für Ebbelwoi – die ihm mit diesem Nachnamen ja quasi mit ihn die Wiege gelegt worden ist – dürfte bei vielen Frankfurtern immer wieder für ein amüsiertes Lächeln sorgen. Aber auch die sehr anschaulichen, dabei aber auch nicht zu aufdringlichen Ortsbeschreibungen sorgen dafür, dass dem Roman ein ganz eigenes Frankfurt-Flair verpasst wird.

Weshalb der Roman aber wirklich gut funktioniert, ist die Art und Weise, wie Fischer hier Tatsachen rund um das Thema Fluglärm mit einer fiktiven Geschichte zu spannendem Lesestoff verknüpft. Dabei gelingt es ihm sehr anschaulich, die Belastung, die der nicht enden wollende Lärm auf die betroffenen Anwohner ausübt, auch für solche Leser nachvollziehbar zu machen, die nicht in der direkten Einflugschneise leben. Auch wenn die Konsequenzen daraus etwas überspitzt sein mögen (was für eine Krimihandlung aber absolut notwendig ist), so wirkt das Ganze äußerst realistisch und auch irgendwie bedrückend.

Dass die Geschichte trotz einer schon recht klaren Positionierung immer wieder versucht, beide Seiten zu beleuchten und auch die Argumente, die für die Nordwest-Landebahn sprechen, eingebaut werden, trägt zum positiven Gesamteindruck dieses Frankfurt-Krimis bei. Ohnehin hat Fischer einen sehr ausgewogenen Ton gefunden, der dem Buch einerseits eine gewisse thematische Brisanz und dadurch auch eine angenehme Tiefe verleiht, der die Geschichte aber nie zu einem reinen Politikum werden lässt, sondern stets den Unterhaltungswert ganz vorne anstellt. Und unterhaltsam ist dieser "Fliegeralarm" allemal. Wer sich also einmal auf andere Art mit dem Thema Fluglärm auseinandersetzen möchte, Krimis mit Frankfurter Lokalkolorit schätzt oder schon die ersten Bücher um Kommissar Rauscher mochte, der sollte hier unbedingt zugreifen. Empfehlenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold