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Frankfurt Ripper – Aus dem Leben eines Serienkillers Mainbook

Frankfurt Ripper – Aus dem Leben eines Serienkillers

von: Martin Olden

erschienen: Mainbook

am 05.11.2013

www.mainbook.de

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Für seinen jungen Chef ist er einfach nur ein Relikt vergangener Tage, das sich ohne großen Widerstand wegrationalisieren lässt. Für seine Nachbarin ist er der freundliche Mann, der ihr immer helfend zur Hand geht. Und für den Kioskbesitzer um die Ecke ist er der treue BILD-Käufer, mit dem es sich gut über das aktuelle Tagesgeschehen reden lässt. Doch hinter der unscheinbaren Fassade des 60jährigen Klaus Scholz schlummert ein grausames Monster. Denn der ältere Herr aus Frankfurt-Sindlingen ist ein Serienkiller, der nur ein Ziel verfolgt: er will eine Legende werden, ein Star im Internet, dessen Wikipedia-Eintrag den von Fritz Haarmann wie eine brave Gute-Nacht-Geschichte aussehen lässt. Doch bislang wurden seine taten von den Medien nicht gerade mit echter Aufmerksamkeit bedacht. Doch das soll sich jetzt ändern. Akribisch plant Scholz seine nächsten Morde, die er in seinem frankfurtripper-Blog bis ins kleinste Detail beschreibt. Und wenn das nicht ausreicht, um endlich berühmt zu werden, dann müssen die Morde eben noch ausgefallener und brutaler werden…

Der Journalist, Moderator und Autor Martin Olden alias Marc Rybicki liefert mit "Frankfurt Ripper – Aus dem Leben eines Serienkillers" eine gelungene Mischung aus blutigem Serienkiller-Roman und bissiger Satire auf die geltungssüchtige Gesellschaft und auf die Medien, die Jedem seine 15 Minuten Ruhm versprechen. Wenn der Frankfurt Ripper seiner Community seine Morde bis ins kleinste Detail schildert, dann muss man als Leser bisweilen schon über einen starken Magen verfügen. Doch die sehr sachlich-nüchternen Schilderungen der Tötungsvorgänge gepaart mit den Kommentaren der Online-User verleihen dem Ganzen einen satirischen Unterton, der das Grauen zunächst ein wenig abzuschwächen scheint. Doch erkennt man dann, wie nahe die auf den ersten Blick doch arg überzogenen User-Kommentare an der Wirklichkeit sind, läuft es einem wieder eiskalt den Rücken runter.

Natürlich ist die Geschichte etwas überzogen dargestellt, was bei Satire an sich immer der Fall ist. Doch leider erweisen sich gerade die Internet-Kommentare und die Unterhaltungen, die Scholz mit seinen Mitmenschen führt, als weniger überzogen, als einem das lieb ist. Hier hat der Autor seinen Mitmenschen im wahrsten Sinne des Wortes sehr genau aufs Maul geschaut. Einzig die Tatsache, dass wirklich Jeder, mit dem Scholz ins Gespräch kommt – ganz gleich ob Taxifahrer, Altenpflegerin, Kioskbesitzer oder einfacher Passant – die Unterhaltung sofort auf aktuelle politische oder gesellschaftliche Themen lenken und sich dort als äußerst gut informiert erweisen – oder zumindest glauben, es zu sein. Diese Unterhaltungen klingen doch allesamt sehr ähnlich, was sich allerdings dadurch erklären ließe, dass die Geschichte aus Sicht von Scholz erzählt wird und er die Unterhaltungen auf seine Art nacherzählt.  Auch wenn die Gespräche gut geschrieben sind, wäre in dieser Hinsicht etwas weniger mehr gewesen, da diese Dialogszenen auf Dauer etwas repetitiv wirken, während der Leser längst begriffen hat, worauf der Autor hinaus will.

Die kranken Gedankengänge des Killers, die abgestumpften User-Feedbacks und die von Enttäuschung, Wut, Vorurteilen und Desillusionierung geprägten Unterhaltungen entwerfen das Bild einer sehr zynischen Gesellschaft, in der Ruhm – so oberflächlich er auch sein mag – wichtiger zu sein scheint, als Mitmenschlichkeit und Ethik. Martin Olden ist ein Buch gelungen, das mal sehr unterhaltsam und amüsant ist, das dann aber auch wieder richtig schmerzt, sei es durch die Brutalität oder durch den oftmals deprimierenden Blick auf eine Welt, in der Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit und Abgestumpftheit keine Seltenheit mehr sind. Eingebettet in gut beschriebenes Frankfurt-Flair ist "Frankfurt Ripper – Aus dem Leben eines Serienkillers" ein spannendes und bitterböses Buch, das allen Lesern, die sehr blutige Gesellschaftssatire mit viel Lokalkolorit mögen, ans Herz gelegt werden kann. Empfehlenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold