Anton Corbijn hat sich im Laufe seiner Karriere besonders als Fotograf einen Namen gemacht. Aber auch als Regisseur von Videoclips (u.a. für Herbert Grönemeyer), Designer oder Graphiker hat der niederländische Starfotograf, der weltweit zu den ganz Großen im Bereich Porträtfotografie gehört, erfolgreich gearbeitet. Seitdem er 2007 mit dem Musikfilm "Control" großen Erfolg gefeiert hat, konzentriert sich Corbijn momentan in erster Linie auf das Drehen von Spielfilmen. Doch so ganz läßt ihn seine Leidenschaft fürs Fotografieren nicht los. Denn begleitend zu seinem zweiten Spielfilm "The American", in dem George Clooney einen Auftragskiller spielt, hat Corbijn einen großartigen Bildband veröffentlicht, in dem er anhand wunderbarer Fotografien dem Leser einen Einblick in den Dreh in Italien in den Abruzzen (Castel del Monte) und Südschweden gewährt.
In 116 meist ganzseitigen Bildern, die Corbijn mit handschriftlichen Notizen und Skizzen bereichert, bietet "Inside The American" eine Art Drehtagebuch, das nicht nur die Stars des Films in mal schlichtweg schönen, mal amüsanten und auch mal sehr persönlichen, privaten Momenten zeigt, sondern auch die malerischen Drehorte in faszinierenden Bildern einfängt. Ob George Clooney mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht das Blöken eines Schafes mit seinem Handy aufnimmt, ob der Lichteinfall den Drehort im Wald in ein regelrechtes Paradies verwandelt oder Nebendarsteller Paolo Bonacelli in der Mittagspause beim Rauchen abgelichtet wird, Corbijn findet gerade in kleinen Momenten das Faszinierende und Schöne. Das Spiel mit dem Licht und Schatten, der Kontrast zwischen inszenierten Porträtfotos und Stillleben von natürlicher Schönheit machen dieses Buch ungeheuer faszinierend.
"Inside The American" ist das insgesamt elfte Buch, das Corbijn im Laufe von zwanzig Jahren mit Schirmer/Mosel veröffentlicht hat. Es unterstreicht wieder einmal, dass der gute Ruf Corbijns mehr als gerechtfertigt ist. Ihm ist das Kunststück gelungen, einen Bildband zu erstellen, der nicht nur für alle Fotografie-Liebhaber, sondern auch für Cineasten ein echter Leckerbissen ist. Absolut empfehlenswert!
Noch eine Anmerkung: Die Notizen von Corbijn sind im Buch selbst im englischen Original belassen. Eine Übersetzung der Texte liegt dem Buch bei.
Ein Artikel von Sebastian Betzold