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Rotlicht im Kopf – Das Sudfass B3 Verlag

Rotlicht im Kopf – Das Sudfass

von: Peter Zingler (Hrsg.)

erschienen: B3 Verlag

am 01.04.2010

www.bedrei.de

Amazon Link : Rotlicht im Kopf – Das Sudfass

Über das berühmteste Bordell der Welt und warum Männer in den Puff gehen

Der B3 Verlag rief zu einem ungewöhnlichen Pressetermin in das Frankfurter Edelbordell "Sudfass", das 1971 seine Pforten geöffnet hat und vierzig Jahre lang zu den berühmtesten Bordellen Deutschlands, Europas und vielleicht sogar der ganzen Welt gehört hat. Schließlich hat sich der gute Ruf des Hauses längst in Australien, Asien oder Amerika herumgesprochen. Kaum ein Prominenter, der zu Gast in Frankfurt war und nicht im "Sudfass" Halt gemacht hat. Kaum ein Messegast, der sich nicht im "Sudfass" von dem stressigen Messegeschehen erholt hat. Der bekannte (Drehbuch-)Autor und Regisseur Peter Zingler hat nun diesem traditionsreichen Bordell und seinem Gründer Dieter Engel ein Denkmal gesetzt.

Mit Unterstützung von einigen Mitautoren, wie der Diplom-Pädagogin und Sexualberaterin Monika Büchner, der Stadt-Historikerin Silke Wustmann, der erfolgreichen Cartoonistin Doris Lerche und mit einem Text, den der 2002 verstorbene Kabarettist Matthias Belz 1996 über das Frankfurter Nachtleben und das "Sudfass" geschrieben hat, ist ein interessantes wie amüsantes Buch entstanden, das nicht nur fast 40 Jahre "Sudfass" würdigt, sondern auch einen ganz speziellen Blick auf die kulturelle Sittengeschichte der Mainmetropole ermöglicht. Zudem befasst sich das Buch auch mit der nicht ganz uninteressanten Frage, warum Männer überhaupt in den Puff gehen.

Das reich bebilderte Buch erlaubt den Leser einen in Wort- und Bildauswahl mitunter recht offenen, ehrlichen Blick hinter die Kulissen des Edel-Etablissements. Seine Entstehungsgeschichte, Dieter Engels beinahe schon romantische Geschäftsphilosophie, amüsante, interessante und auch mal traurige Anekdoten aus der bewegten Geschichte des Hauses und seiner Bewohner werden hier ebenso zum Besten gegeben, wie auch ein Blick auf die Geschichte des ältesten Gewerbes der Welt in Frankfurt allgemein, eingeleitet – wie sollte es in einem Buch über Frankfurt auch anders sein – mit dem passenden Goethe-Zitat: "Seid reinlich bei Tage und säuisch bei Nacht".

Neben der kurzen Abhandlung über Prostitution in Frankfurt ist auch der Exkurs, in dem der Frage nach der Motivation, die Männer ins Bordell treibt, eine extrem spannende Lektüre. Besonders, da hier die Experten zu Wort kommen, die am ehesten wissen, warum tagtäglich Millionen von Männern auf der ganzen Welt die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen. Was einige der Damen aus dem "Sudfass" über die Motivationen der Männer zu berichten haben, offenbart etwa, dass es bei Weitem nicht nur um Sex geht. Monika Büchner versucht daraufhin aufzuzeigen, welche verschiedenen Typen von Männer welche unterschiedlichen Beweggründe für einen Bordellbesuch haben und warum einige davon eigentlich äußerst traurig anzusehen sind.

Es ist die Mischung aus analytischen Fakten, Historie und den etwas aufgelockerter geschriebenen Geschichten aus dem Haus, die dieses Buch so lesenswert macht. Etwa die Geschichte des größten Idioten, der jemals im "Sudfass" zu Gast war und mit seiner ganz speziellen Fleischeslust beinahe das ganze Haus abgebrannt hätte oder eine kurze, aber äußerst tragische Liebesgeschichte zwischen einer Prostituierten und einem Barkeeper, die Vielseitigkeit der Mitarbeiter und Gäste des "Sudfass" spiegelt sich auch in den im Buch geschilderten Anekdoten wider. Besonders unterhaltsam ist auch die aus rechtlichen Gründen geschwärzte Gästeliste prominenter Sudfass-Besucher. Hier ist der Leser gefordert, mit ein wenig Kombinationsgabe heraus zu finden, welcher Promi sich schon mal den Diensten der Sudfass-Damen hingegeben hat.

Informativ, kurzweilig, offen und ein wenig frivol, das ist "Rotlicht im Kopf". Ein Buch, dass es ermöglicht, in eine Welt einzutauchen, die sich zwar gerade bei Männern großer Beliebtheit erfreut, die aber dennoch den Meisten in dieser Offenheit, wie sie hier präsentiert wird, eher fremd sein dürfte – und genau das macht die Lektüre so unterhaltsam. Da das Haus in den nächsten Jahren abgerissen werden soll, ist diese Hommage an das "Sudfass" gleichzeitig auch ein Stück Stadtgeschichte. Denn ob man es nun mag, oder nicht, ob man Prostitution per se verurteilt, oder nicht, es ist nicht zu leugnen, dass Häuser wie das "Sudfass" ein wichtiger und integraler Bestandteil des Stadtbildes und seiner Historie sind.

Ein Artikel von Sebastian Betzold