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Totengräber vom Goetheturm B3 Verlag

Totengräber vom Goetheturm

von: Johannes Frumen

erschienen: B3 Verlag

am 28.06.2013

www.bedrei.de

Amazon Link : Totengräber vom Goetheturm

Frankfurt im Jahr 1979: auf einer Bank am Goetheturm werden die merkwürdig maskierten Leichen zweier Drogenabhängiger gefunden. Selbstmord? Ein einfacher Drogentod? Oder doch ein Ritualmord? Die Untersuchung des Falls bringt Staatsanwalt Martin Flamme immer wieder um den Schlaf. Immer wieder geraten die Ermittlungen in eine Sackgasse. Eigentlich hat Flamme mit diesen beiden Toten schon genug um die Ohren. Doch dann bekommt er noch einen ganz besonderen Fall von Rufschädigung auf den Tisch. Zwei völlig unterschiedliche Fälle, die aber mehr gemeinsam haben, als es zunächst den Anschein hat.

"Totengräber vom Goetheturm" ist bereits der zweite Roman von Dr. Harald Hans Körner alias Johannes Frumen, in dem Staatsanwalt Martin Flamme im Mittelpunkt steht. Körner, der selbst 40 Jahre lang bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt gearbeitet hat und dabei vornehmlich für Drogendelikte zuständig war, verarbeitet in seinen Büchern reale Fälle aus seinem Berufsleben. Sein neues Werk stellte er heute am Fuße des Goetheturms vor. In dem Krimi steht ein Rufmordfall, der in den 70ern nicht nur in den regionalen Medien für große Aufmerksamkeit gesorgt hat, im Mittelpunkt der Handlung. Diese hat der Autor mit Versatzstücken aus weiteren Fällen zu einem spannenden Thriller ausgebaut. Namen und Orte wurden dabei nicht nur geändert, um Beteiligte zu schützen, sondern auch, um dem Leser noch ein Stück Frankfurter Zeitgeschichte zu bieten. So erzählte Körner, er habe einen Teil der Geschichte extra nach Bockenheim verlegt, um auch die Studentenbewegung und das Vorgehen des Verfassungsschutzes gegen die Sponti-Szene mit in das Geschehen einbauen zu können.

Was dem Staatsanwalt a.D. ganz besonders am Herzen liegt, ist, ein möglichst realistisches Bild von der Arbeit der Staatsanwaltschaft zu zeichnen und dies in eine spannende und mitreißende Geschichte einzubauen. Das ist ihm auch sehr gut gelungen. Bei der Schilderung der einzelnen Ermittlungsschritte ist es dem Buch deutlich anzumerken, dass der Autor "vom Fach" ist. Auch wenn einzelne Passagen dadurch sehr sachlich wirken, trocken oder gar langweilig ist der Roman nie. Allerdings gibt es doch zwei kleinere Schwachpunkte, die den Lesegenuss ein wenig trüben. Zum einen wirken Namen wie Jonny Langbein, Franz Nothelfer oder Kommissar Frühauf zu offensichtlich erfunden, was im Zusammenhang mit den doch sehr authentischen Schilderungen irgendwie unstimmig wirkt. Auch erweist sich die Entscheidung, einige Charaktere mit starkem Dialekt sprechen zu lassen, als nicht immer geglückt. Wenn Gauner Toni in tiefstem Hessisch ausführlich von der sexuellen Misshandlung einer Drogenabhängigen erzählt, ist das nicht nur etwas anstrengend zu lesen, sondern wirkt auch vom Ton her ein wenig unpassend. Das mag allerdings in erster Linie daran liegen, dass der hessische Dialekt in Film, Theater oder Literatur vornehmlich humorvoll genutzt wird, wobei hier eben genau das Gegenteil der Fall ist.

Von diesen kleineren Kritikpunkten abgesehen ist "Totengräber vom Goetheturm" ein spannender und interessanter Krimi, der seinen ganz besonderen Reiz nicht nur durch seine lokalen Bezüge, sondern durch eine etwas andere, realitätsnähere Herangehensweise an die Aufklärung gewinnt. Die Verknüpfung der beiden Fälle ist gelungen, obgleich ihre realen Vorbilder in Wirklichkeit Nichts miteinander zu tun hatten. Wer gerne eine spannende Zeitreise ins Frankfurt der 1970er unternehmen möchte und dabei einen Einblick in die Arbeit der Staatsanwaltschaft erhalten will, dem können die Ermittlungen rund um den "Totengräber vom Goetheturm" wärmstens ans Herz gelegt werden. Lesenswert!

Der Autor vor dem Goetheturm. Foto: Sebastian Betzold

Ein Artikel von Sebastian Betzold