Foto: Stephan Morgenstern
Keßler reißt in seinem Stück viele Themen an, die er mit teilweise sehr bissigem Sarkasmus, bisweilen aber auch mit subtil-hintergründigem Humor kommentiert. Im Vordergrund aber steht der verzweifelte Versuch eines Mannes, nicht alles zu verlieren, was ihm im Leben wichtig ist. Welchen Plan er fasst, um nicht ins Prekariat abzustürzen, soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Nur so viel: nicht nur die Gerichtsvollzieherin, die eigentlich immer schon von einem ganz anderen Leben geträumt hat, sondern auch die Tochter von seinem ehemaligen Chef, gespielt von Iris Reinhardt-Hassenzahl, nimmt darin einen großen Platz ein. Womit wir schon bei der ganz großen Stärke des Stücks wären: Die Besetzung! Die drei Stalburg-Profis Undine Schmiedel („Gut gegen Nordwind“), Thomas Rausch („Familie Hesselbach“, „Arsen und Spitzenhäubchen“) und Iris Reinhardt-Hassenzahl („Sex. Oder so“) harmonisieren perfekt miteinander, gerade weil ihre Charaktere so komplett unterschiedlich sind. Wenn der nervöse Western-Nerd, die frustrierte, aber langsam auftauende Gerichtsvollzieherin und die herrlich überdrehte Luxus-Göre mit ihrem Hipster-Anglizismen aufeinander treffen, dann sorgt das durch das gute Zusammenspiel der drei Schauspieler für einige wirklich witzige Momente. Obwohl alle drei Figuren ganz offensichtlich auf verschiedenen Ebenen dysfunktional sind, schließt man sie als Zuschauer schnell ins Herz und man wünscht ihnen, dass sich am Ende alles zum Guten wenden wird. Ob das tatsächlich gelingt, erfahrt Ihr ab sofort im Stalburg Theater. Mit minimaler Förderung aber maximalem Engagement hat es das kleine Theater im Frankfurter Nordend bislang geschafft, im der hart umkämpften Kulturszene der Stadt überleben zu können. Dabei war es den Machern des Theaters immer wichtig, ihren Gästen hohe Qualität zu fairen Preisen, und ihren Künstlern angemessene Löhne über dem Mindestlohnniveau zu zahlen. Trotz einer ordentlichen Auslastung von durchschnittlich 85 %, wovon so manch anderes Theater nur träumen kann, steht das Stalburg Theater jetzt aufgrund stetig steigender Kosten tatsächlich vor dem Aus. Damit es nicht dazu kommt, müsste die Förderung ein wenig angehoben werden. Aber auch jeder Gast, der gerade die kleinen Frankfurter Theater liebt, kann mit seinem Besuch den Erhalt dieses Theaters unterstützen. Und in dem wirklich vielseitigen Programm, dass das Stalburg Theater auch in dieser Saison wieder zu bieten hat, dürfte wirklich für jeden Geschmack etwas dabei sein. Also, gleich mal den Spielplan studieren und dann Tickets für „John Wayne war nie in Offenbach“ oder eines der anderen Stücke sichern.