Film:
Nach zwei enorm erfolgreichen und qualitativ hochwertigen Staffeln fragten sich viele Fans von Jack Bauer natürlich zu recht, ob die Macher von "24" das hohe Niveau der Serie auch im dritten Jahr würden halten können. Die Zweifel waren durchaus berechtigt, gab es doch auch in Staffel 1 und 2 immer wieder überflüssige Handlungsstränge und nervende Nebenfiguren, die dem positiven Gesamtbild der Serie aber nie wirklich geschadet haben. Die erste Folge der dritten Staffel verspricht zunächst nur Gutes, denn die Macher haben einen mutigen Schritt gewagt, um der Serie etwas Frische zu verleihen. Die Handlung spielt drei Jahre nach dem Ende der zweiten Staffel und Jack Bauer (Kiefer Sutherland) muss sich nicht nur mit der Bedrohung durch einen tödlichen Virus, den Terroristen in Amerika freisetzen wollen, auseinandersetzen, sondern muss auch gegen innere Dämonen ankämpfen, eine Folge aus Erlebnissen der letzten drei Jahre, von denen der Zuschauer zunächst natürlich noch keine Ahnung hat. Für genügend Zündstoff ist also gesorgt.
Doch schon bald kommt die Ernüchterung. Obwohl "24" noch immer weit besser ist, als die meisten anderen Serie, geht der dritten Staffel schon nach kurzer Zeit die Puste aus. Zu oft verliert sich die Story in schon fast Soap-artigen Nebenplots, die einfach nur stören. Das haben die Macher dann zum Glück aber auch selber bemerkt und es ist ihnen gelungen, gegen Mitte der Staffel das Ruder noch einmal herum zu reißen. Etwa ab Folge 13 wird wieder "24" in Bestform geliefert und gegen Ende der Staffel präsent die Serie sogar einige ihrer stärksten Momente überhaupt. Es ist nur schade, dass es dieses mal extrem lange dauert, bis man als Zuschauer wirklich gefesselt ist.
Die Figur von Jacks Tochter Kim (Elisha Cuthbert) ist in dieser Staffel zum Glück nicht in derart dämliche Nebenplots verwickelt, wie das noch in der zweiten Staffel der Fall war. Damals hatten ihre absolut unnötigen Eskapaden – trotz knappen Outfits – etliche "Kill Kim"-Initiativen im Internet zur Folge. Kim ist in Staffel 3 wesentlich erwachsener, dafür haben ihr die Produzenten eine ganz besonders fiese Frisur verpasst. Aber darüber sieht man spätestens nach Folge 5 hinweg.
Die dritte Staffel von "24" ist trotz erheblicher Schwächen in der ersten Hälfte noch immer Hochspannung pur. Allerdings müssen sich die Macher für die vierte Staffel einiges einfallen lassen, denn die Grundidee der Serie scheint so langsam ausgereizt. Und tatsächlich scheint es in der kommenden Staffel (US-Start: Januar 2005) einige drastische Veränderungen zu geben – von denen einige natürlich aus den Vorkommnissen der dritten Staffel resultieren. So wird von der bisherigen Stammbesetzung wohl nur Kiefer Sutherland zurückkehren. Ob die übrigen Darsteller nur für einige Folgen oder etwa gar nicht auftreten werden, steht bislang noch in den Sternen. Sicher ist auf jeden Fall, dass für Fans der Serie auf jeden Fall gilt: auch Season 3 ist absolut empfehlenswert!
Bild:
Wie schon bei Staffel 2 gilt auch hier wieder: für eine TV-Produktion ist das Bild sehr gut, erreicht aber noch nicht Kinoqualität. Einige Unschärfen und unsaubere Kontraste können beobachtet werden. Dafür sind die Farben sehr schön und es können so gut wie keine Verschmutzungen festgestellt werden. Sehr schön!
Ton:
Der Ton ist für eine TV-Serie wirklich sehr gut. Bei den zahlreichen Verfolgungsjagden, Schießerein und anderen Soundeffekten ist eine angenehme Räumlichkeit feststellbar. Die Boxen fangen beim Anflug zweier F-14 Abfangjäger in der vorletzten Folge der Staffel richtig an zu dröhnen! Super!
Extras:
Keine Frage, die Box der zweiten Staffel war an Extras in Punkto Qualität ohnehin kaum zu überbieten. Dennoch wurde zumindest versucht, ähnlich anspruchsvolles Bonusmaterial auch für die dritte Staffel zu produzieren. Los geht es mit Audiokommentaren zu ausgewählten Episoden von einigen Darstellern und den Machern hinter der Kamera. Besonders hörenswert dabei sind der Audiokommentar von Kiefer Sutherland und Autor/Regisseur Howard Gordon (Episode 3) und der von Reiko Aylesworth (Michelle Dessler), Carlos Bernard (Tony Almeda) und Robert "Bob" Cochran (Co-Creator, Autor) (Episode 17). Besonders Carlos Bernard erweist sich, wie schon bei seinem Kommentar bei der zweiten Staffel, als gut aufgelegter Scherzkeks. Insgesamt sind aber alle Kommentare informativ und streckenweise sehr amüsant.
Als Nächstes gibt es über 45 geschnittene Szenen. Es gibt insgesamt vier verschiedene Möglichkeiten, sich diese anzusehen. Bei der ersten Option werden die Szenen in die jeweiligen Folgen eingefügt (durch "Seamless branching"). Auf Disc 7 kann man sich die geschnittenen Szenen dann noch einzeln oder am Stück, mit oder ohne Kommentar von Produzent/Regisseur Jon Cassar ansehen. Insgesamt haben die geschnittenen Szenen eine Gesamtlaufzeit von 54:02 Minuten.
Weiter geht es auf Disc 7 mit drei Featurettes. Qualitativ kommt keine an das hervorragende 90minütige Making-of "24 Exposed" auf der Box der zweiten Staffel heran. Aber dennoch sind alle Extras weitaus informativer, als das bei den meisten anderen TV-Serien Boxen der Fall ist. Die ausführlichste Dokumentation ist die 31:02 Minuten lange Featurette "24: on the Loose", die sich eingehend mit den Dreharbeiten zu den Folgen 5 und 6 beschäftigt, die in einem Gefängnis gedreht wurden. Besonders angenehm ist hier, wie schon bei "24 Exposed", dass ein weitgehend werbefreier Blick hinter die Kulissen gewährt wird, der die Arbeit der Menschen hinter der Kamera zeigt und auch dann nicht wegblendet, wenn mal etwas schief geht und der Regisseur fluchend durch die Gegend läuft. Dokumentationen dieser Art könnte es gerne öfter geben!
"Boys and their Toys" (11:30 Minuten) ist ähnlich gestaltet und wirft einen genauen Blick auf die Dreharbeiten einer spektakulären Szene in der vorletzten Episode der dritten Staffel (worum es geht, wird hier natürlich nicht verraten). Interessant ist hierbei, wie die Macher den Luftraum über L.A. koordinieren lassen mussten, um diese Szene zu verwirklichen. Sehr interessant, hätte aber gerne etwas länger sein können.
"Biothreat: Beyond the Series" beschäftigt sich 24:38 Minuten lang mit den Recherchearbeiten zu der Serie. Es kommen Wissenschaftler zu Wort, die als Berater tätig waren und die einen Bezug zur Realität herstellen und erklären, warum für die Serie ein fiktiver Virus "entwickelt" wurde. Durchaus interessant und schon alleine wegen Kiefer Sutherlands ironischen Intro auf jeden Fall sehenswert!
Abgerundet wird das Bonusmaterial durch eine Multi-Angle-Study, bei der man eine Szene aus zwei verschiedenen Kameraperspektiven ansehen kann.
Anmerkung:
Die Extras haben keine Untertitel!
Fazit:
Keine Frage: wer Fan der Serie ist und über gute Englischkenntnisse verfügt, der sollte sich die dritte Staffel von "24" auf jeden Fall sofort zulegen. Ohne lästige Werbeunterbrechungen und in sehr guter Qualität kann die dritte Staffel, die sowohl die schwächsten, als auch einige der stärksten Momente der bisherigen Serie aufweist, genossen werden. Die Extras sind nicht ganz so gut, wie die der zweiten Staffel-Box, aber noch immer überdurchschnittlich gut und absolut sehenswert! Daher gilt: DVD-Box besorgen und sich dann für die nächsten Tage in der Wohnung einsperren! Es lohnt sich!!
Originaltitel: 24 – Season 3
Anzahl der Discs: 7
Sprachen: Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Englisch
Bildformat: 16:9 (1.78:1)
Extras: Audiokommentare, Geschnittene Szenen, 3 Featurettes, Multi-Angle Study
FSK: 16
Länge: ca. 1006 Min.
Ein Artikel von Sebastian Betzold