Die Frankfurt-Tipp Bewertung: | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Originaltitel: | 47 Ronin |
Genre: | Abenteuer, Fantasy, Action |
Regie: | Carl Rinsch |
Kinostart: | 30.01.2014 |
Produktionsland: | USA 2013 |
Laufzeit: | ca. 118 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.47ronin-film.de |
Im Alter von 13 Jahren wird der Waise Kai (Keanu Reeves) von Lord Asano (Min Tanaka) in den Wäldern der Provinz Ako gefunden. Obwohl Kai als Halbblut nur Ablehnung erfährt, beschließt Asano, den Jungen aufzunehmen. Jahre später muss der heimlich in Mika (Ko Shibasaki), die Tochter des Lords, verliebte Kai mit ansehen, wie sein Herr rituellen Selbstmord begehen muss, nachdem er von Lord Kiras (Tadanobu Asano) mit Hilfe einer Hexe (Rinko Kikuchi) in eine Falle gelockt wurde. Die 47 Samurai von Asano sind fortan herrenlose Ronin, die in die Verbannung getrieben werden. Unter der Führung von Oishi (Hiroyuki Sanada), Asanos einst ranghöchstem Samurai, wollen die 47 Ronin Rache für den Tod ihres Lords nehmen. Doch dafür brauchen sie ausgerechnet die Hilfe des verachteten Halbbluts Kai…
"47 Ronin" basiert auf einer der bekanntesten Legenden der japanischen Geschichte. Jeder in Japan kennt den heldenhaften Mythos der 47 Krieger, die ihren Herren gerächt haben. Sie versinnbildlichen die bedingungslose Treue, Ehre und Loyalität, weshalb ihre Geschichte auch immer wieder in unterschiedlichster Form neu erzählt wird. Ob als Bühnenstück, als Buch oder als Film, dieser Heldenmythos eignet sich auch heute noch hervorragend dafür, um eine spannende und mitreißende Geschichte zu erzählen. Das dachten sich auch die Macher dieser neuesten Adaption, die Teile der wahren Geschichte mit Fantasy-Elementen zu einem ganz großen Kinoabenteuer verweben wollten. Für die Umsetzung wurde Regieneuling Carl Erik Rinsch beauftragt. Doch leider wird der von Ridley Scott geförderte Werbe- und Kurzfilmregisseur seine erste Spielfilmerfahrung sicherlich nicht besonders positiv in Erinnerung behalten.
Nachdem die Kosten schon durch die Entscheidung, den Film in 3D zu drehen, in die Höhe schnellten, musste der geplante Start im November 2012 um einige Monate verschoben werden, um weiterhin an den 3D Effekten zu arbeiten. Das Ergebnis gefiel dem Studio anscheinend nicht gut genug, denn es wurden weitere Nachdrehs veranlasst und der Start erneut um fast ein Jahr verschoben. Mittlerweile beliefen sich die Produktionskosten auf über 170 Millionen Dollar. Der Film müsste daher ein riesiger Blockbuster werden, um dem Studio einen Gewinn bescheren zu können. Doch nachdem schon der Start in Japan mehr als enttäuschend ausfiel, wurden die Erwartungen auch für die anderen Märkte deutlich heruntergeschraubt.
So wurde der Film in den USA der Presse im Vorfeld nicht gezeigt und es wurde am Marketing insgesamt gespart, um nicht noch größeren finanziellen Schaden zu erleiden. Mit unter 40 Millionen Dollar Einspielergebnis in den USA und knapp 120 Millionen weltweit muss "47 Ronin" dann auch als enormer Flop bezeichnet werden – zumindest in finanzieller Hinsicht. Wie aber sieht das in künstlerischer Hinsicht aus. Ist die große Comeback-Hoffnung von Keanu Reeves insgesamt ein ganz großer Reinfall? Keine Frage, der Film sieht sehr gut aus. Ausstattung, Kostüme, Special Effects – all das hat einen großen Schauwert. Und gerade zu Beginn offenbart der Streifen durchaus das Potential für ein ganz großes Kinoabenteuer.
Doch dieses Potential bleibt weitgehend ungenutzt. Das größte Problem des Films ist eine völlig unentschlossene Inszenierung. Die Fantasy-Elemente sind zu sporadisch eingesetzt, so dass sie fast wie ein Fremdkörper in einer ansonsten eher traditionell wirkenden Abenteuergeschichte anmuten. Diese hat einige ordentliche Spannungsmomente zu bieten, wird dann aber auch immer wieder von arg langatmigen Dialogszenen ausgebremst, bei denen sich die Schwächen des Drehbuchs besonders deutlich bemerkbar machen. Hier wurde so sehr mit der Klischeekeule durch die Seiten gepflügt, dass der ein oder andere unfreiwillig komische Moment aufkommt.
"47 Ronin" ist kein wirklich schlechter Film. Dafür hat er einfach zu viele ordentliche Momente und zu gute Schauwerte zu bieten. Doch man fragt sich am Ende des Streifens einfach, an welche Zielgruppe er sich richtet. Er ist zu viel Fantasyfilm, um Liebhaber von traditionellen Abenteuerfilmen anzusprechen. Er ist aber gleichzeitig auch zu wenig Fantasyfilm, um die Fans dieses Genres durchgehend unterhalten zu können. Und die Kampfsequenzen sind für eine niedrige Altersfreigabe derart brav umgesetzt, dass sich Freunde der etwas härteren Gangart eher langweilen dürften. Das Potential für etwas Großes ist überall sichtbar und schafft es dann und wann auch, voll und ganz ausbrechen zu dürfen. Doch insgesamt ist dieser Film einfach nicht Fisch und nicht Fleisch. Und dafür gibt es am Ende dann eben auch nur ein: Bedingt sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold