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Juli 2025
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Adams Äpfel

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Film: Ob als Drehbuchautor (u.a. von dem wunderbaren "Wilbur wants to kill himself") oder Regisseur, Anders Thomas Jensen hat immer wieder bewiesen, dass er sich nicht davor scheut, politisch völlig unkorrekte Themen derart zu verarbeiten, dass man als Zuschauer gar nicht anders kann, als darüber zu lachen. Das war schon bei "Dänische Delikatessen" so, wo Menschen zu wohlschmeckender Wurst verarbeitet wurden. Und das ist auch bei "Adams Äpfel" nicht anders, wo Anders Thomas Jensen brisante Thematiken wie Rechtsradikalismus, Alkoholismus, geistige Behinderungen oder sexuellen Missbrauch in ein schwarzhumoriges Gewand packt und zu einem wunderbaren Ganzen vermischt, dass sich in all seiner Respektlosigkeit niemals wirklich im Ton vergreift. Erzählt wird die Geschichte von Neonazi Adam (Ulrich Thomsen), der zur Resozialisierung zu Landpfarrer Ivan (Mads Mikkelsen) geschickt wird. Mit Ivans fast schon unnatürlichen Gutmenschlichkeit kommt Adam so gar nicht zurecht. Und seine Mitbewohnern, der Trinker und Sexualstraftäter Gunnar und der arabischen Tankstellenräuber Khalid, sind ihm gleich zu Beginn ein Dorn im Auge. Mehr und mehr zweifelt Adam an Ivans Verhalten, begegnet dieser doch selbst den größten Unflätigkeiten und sogar körperlichen Angriffen mit unerschütterlichem Verständnis. Adam merkt, dass dies Verhalten weniger Gutmütigkeit, als vielmehr Besessenheit ist, der er seine Boshaftigkeit entgegen setzen möchte. Sein Ziel ist es, Ivan aus der Reserve zu locken, ihn richtig in rage zu bringen und so zu beweisen, dass es das Böse wirklich gibt. Sein anderes Ziel ist es, mit Hilfe der Äpfel vom kirchlichen Apfelbaum, einen köstlichen Apfelkuchen zu backen. Doch dies stellt sich alsbald als genauso schwer heraus, wie der Kampf gegen Ivans Gutmütigkeit. Das Ganze geht so weit, dass sich die Ereignisse auf dramatische Weise überschlagen und Adam seine gesamte Einstellung in Zweifel zieht... Das angenehme an "Adams Äpfel" ist, dass Anders Thomas Jensen hinter all der Boshaftigkeit seines Skripts eine wirklich schöne Geschichte versteckt hat, die sich langsam, aber sicher vor den Augen der Zuschauer entfaltet. Jede politisch unkorrekte Szene hat einen tieferen Grund, wird nicht nur als Mittel für einen billigen Lacher eingesetzt, sondern dient der ganzen Geschichte. Getragen wird das hervorragende Drehbuch von zwei erstklassigen Hauptdarstellern. Mads Mikkelsen, der zuletzt als Bond-Gegenspieler in "Casino Royale" begeistern konnte, spielt die verschiedenen Facetten seiner Figur mit einer bravourösen Genialität. Und Ulrich Thomsen ist als rechtsradikaler Adam ebenso komisch wie furchteinflößend. Indem die Figuren und ihre Motivationen ernst genommen werden, verkommt der Film nie zum billigen Klamauk, sondern hält stets ein hohes Niveau, das nicht ohne Grund mit mehreren Filmpreisen ausgezeichnet wurde. Wer tiefschwarze Komödien mit Herz und Verstand mag, sich an völliger politischer Unkorrektheit nicht stört, der wird an "Adams Äpfel" seine helle Freude haben. Im Kino leider fast völlig untergegangen, wird dem Streifen auf DVD jetzt hoffentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil. Absolut sehenswert!! Bild: Das Bild der DVD gefällt durch die kräftig abgemischten Farben. Der Gesamtschärfeeindruck ist okay, wobei in den dunklen Szenen hier und da leichtes Bildgrieseln festgestellt werden kann. Auch die Kontraste könnten insgesamt etwas besser sein, aber dennoch ist der Gesamteindruck zufriedenstellend und gut. Ton: Im direkten Vergleich klingt die dänische Tonspur etwas harmonischer und kräftiger, als die beiden deutschen Tonspuren. Da es aber ohnehin nur wenige Szenen gibt, in denen sich etwas Dynamik im Ton bemerkbar macht, stellen auch die frontlastigen deutschen Spuren durchaus zufrieden. Gut. Extras: Das knapp halbstündige Making of ist sehr informativ, hat neben Interviews auch einige nette Szenen von den Dreharbeiten zu bieten, lässt aber insgesamt etwas den Charme und Biss des Films vermissen. Die 15 Minuten an geschnittenen Szenen bieten einige nette Momente, wobei die letzten fünf Minuten aus verschiedenen Einstellungen der Schlussszene bestehen und daher nicht unbedingt als geschnittenes Material bezeichnet werden können. Der Trailer zum Film auf Deutsch und Dänisch sowie Texttafeln mit einem Rezept für dänischen Apfelkuchen und Informationen zum Buch Hiob runden, gemeinsam mit weiteren Programmtipps des Anbieters, das Bonusmaterial ab. Nett, aber nicht umwerfend. Fazit: "Adams Äpfel" ist eine rabenschwarze, respektlose Komödie mit viel Herz und Verstand. In den Händen eines anderen Regisseurs hätte die Geschichte leicht zu einer geschmackslosen Peinlichkeit verkommen können, doch Anders Thomas Jensen trifft in jedem Augenblick den richtigen Ton. Die DVD-Umsetzung ist ordentlich und das Bonusmaterial informativ, wenngleich nicht wirklich umwerfend gut. Insgesamt aber reicht der Film alleine schon aus, um hier einen eindeutigen Kaufbefehl auszusprechen. Originaltitel: Adams Æbler Regie: Anders Thomas Jensen Anzahl der Discs: 1 Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1, Dolby Stereo 2.0), Dänisch (DD 2.0) Untertitel: Deutsch Bildformat: 16:9 (2,35:1) Extras: Making of, geschnittene Szenen, Trailer, Rezept für dänischen Apfelkuchen, Hintergrundinfos FSK: ab 16 Jahren Länge: ca. 93 Min. Regionalcode: 2

Ein Artikel von Sebastian Betzold