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Alexander Granach – Da geht ein Mensch

Alexander Granach – Da geht ein Mensch

Deutschland 2012 - mit Juliane Köhler, Samuel Finzi, Gad Granach, Thomas Langhoff ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Genre:Dokumentarfilm
Regie:Angelika Wittich
Kinostart:29.11.2012
Produktionsland:Deutschland 2012
Laufzeit:ca. 109 Min.
FSK:ab 0 Jahren
Webseite:www.zorrofilm.de

Das Leben von Alexander Granach war im wahrsten Sinne des Wortes absolut filmreif: 1890 als neuntes von insgesamt dreizehn Kindern einer armen jüdischen Familie in Galizien, der heutigen Ukraine, geboren, lernte der krummbeinige Jessaja Szajko Gronach bereits mit sechs Jahren in der Backstube des Vaters das Bäckershandwerk. Mit gerade einmal zwölf Jahren riss er von Zuhause aus und hielt sich mit der Arbeit als Bäckersgehilfe über Wasser, bis er mit 14 seine Leidenschaft für das Schauspiel entdeckte. Sein Weg führte ihn bis nach Berlin, wo er es nach einigen schweren Jahren mit 22 endlich an die Max Reinhardt Schauspielschule schaffte. Als daraufhin die ersten Rollenangebote kamen, änderte er seinen Namen in Alexander Granach und ließ sich seine Beine in einer riskanten Operation gerade brechen. Nach einer vierjährigen Unterbrechung durch seinen Dienst in der österreichischen Armee wurde Granach zum Star des deutschen Theaters, dann auch im Stumm- und Tonfilm. Den ersten Höhepunkt erreichte er wohl mit seiner Rolle in Murnaus NOSFERATU. Nach der Machtübernahme Hitlers musste der Schauspieler allerdings1933 aus Deutschland fliehen, gelangte über harte Umwege schließlich nach Amerika, wo er in Hollywood und später auch am Broadway große Erfolge feiern konnte.

Obwohl er mit großen Regisseuren wie Ernst Lubitsch und Fritz Lang zusammen gearbeitet hat und seine Autobiografie "Da geht ein Mensch", deren Veröffentlichung der 1945 verstorbene Granach nicht mehr erleben durfte, ein großer Erfolg war, droht der Schauspieler selbst bei eingeschworenen Cineasten mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Dem möchte Filmemacherin Angelika Wittich nun mit ihrer Dokumentation "Alexander Granach – Da geht ein Mensch" entgegen wirken. Dabei geht sie allerdings nur bedingt den üblichen Weg biografischer Dokumentationen, indem sie verschiedene Stationen seines Lebens vor Ort in der Ukraine, Deutschland oder Amerika nachzeichnet, seinen Sohn Gad Granach, Zeitzeugen und Historiker, Schriftsteller oder Journalisten zu Wort kommen lässt. Diesem eher sachlich-informativen Teil des Films setzt sie Szenen entgegen, in denen sie die Schauspieler Juliane Köhler und Samuel Finzi aus Granachs Briefen an seine große Liebe, die Schweizer Schauspielerin Lotte Lieven, und aus seiner Autobiografie lesen lässt.

Diese Szenen, in denen sich die Stimmen der beiden Lesenden auch schon mal überlappen, sind es dann auch, die diesen Film ein wenig gewöhnungsbedürftig machen. Zwar tragen die vorgetragenen Passagen durchaus dazu bei, ein tieferes Verständnis für den Menschen Alexander Granach aufzubauen. Auf der anderen Seite wirkt dieser Aspekt etwas anstrengend, reißt mit seiner getragenen Vortragsweise aus dem ansonsten guten Informationsfluss heraus. Daher könnte es durchaus vorkommen, dass sich Zuschauer, die eher traditionelle Dokumentarfilme favorisieren, von diesen sehr artifiziell wirkenden Szenen schnell gelangweilt werden, was sich dann freilich auch negativ auf den Rest des Films auswirkt.

Es ist ganz klar, dass Wittich sehr intensiv recherchiert hat und mit viel Leidenschaft an dieses Projekt herangegangen ist. Das ist insofern lobenswert, da die Geschichte von Alexander Granach nicht nur für Film- und Theaterbegeisterte höchst interessant ist, sondern auch aus historischer Sicht viele spannende Momente zu bieten hat. Leider werden viele dieser spannenden Aspekte nur gestreift, da der Film auf andere Momente ungleich mehr Zeit verwendet und dann eben auch immer wieder durch die Ausschnitte aus den Briefen und der Autobiografie ausgebremst wird. Um "Alexander Granach – Da geht ein Mensch" genießen zu können, muss man sich also zum einen voll und ganz auf das etwas getragene Tempo der Inszenierung und den mitunter gewöhnungsbedürftigen Stil einlassen und sollte sich gleichzeitig von der Erwartungshaltung verabschieden, einen trotz der offensichtlich intensiven Recherche ausgewogen umfassenden Einblick in das spannende Leben des Schauspielers zu erhalten. Wem das gelingt, der bekommt aber eine sehr interessante Dokumentation geboten, die auf jeden Fall eines schafft: sie macht große Lust darauf, mehr über Alexander Granach erfahren zu wollen. Und das macht den Film dann auch trotz seiner Schwächen noch: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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