Film: Mitte der 1990er gab es für UFO-Fetischisten und Verschwörungsfanatiker nur ein Motto: "Die Wahrheit ist irgendwo da draußen". Die diesen Leitsatz prägende Kultserie "Akte X" sorgte für einen Alien-Boom in Film und Fernsehen, der seinen Höhepunkt fand, als der Brite Ray Santilli den Medien ein Band zuspielte, das die angeblich echte Autopsie eines 1947 in Roswell abgestürzten Aliens zeigt. Diesem Band, das Sendern weltweit traumhafte Einschaltquoten bescherte, wird nun ein eigener Film gewidmet, der die "Wahrheit" über den Autopsie-Film, seine Entstehung und seine Macher offenbart. Nach zehn Jahren des Schweigens wollen Ray (Declan Donelly) und sein bester Freund Gary Shoefield (Anthony McPartlin) einem Dokumentarfilmer (Bill Pullman) erstmals die ganze Geschichte erzählen und so ihren angeschlagenen Ruf bereinigen.
Sie berichten, wie ihnen bei einer Reise in die USA der Originalfilm von einem ehemaligen Militärkameramann (Harry Dean Stanton) zugespielt wurde, wobei nur Ray den Film tatsächlich gesehen hatte, bevor sie den hoch brisanten Streifen für ihre gesamten Ersparnisse gekauft haben. Zurück in England mussten die Freunde allerdings feststellen, dass der Sauerstoff den Film beinahe völlig zerfressen und damit unbrauchbar gemacht hat. Doch Ray sieht darin noch keinen Grund, den Traum vom unermeßlichen Reichtum aufzugeben. Anhand seiner Erinnerungen an das, was er in Amerika gesehen hat, stellen Ray und Gary mit Hilfe einiger Freunde die Autopsie nach und bieten das gefälschte Band der weltweiten Presse an – mit Folgen, die sie sich selbst in ihren kühnsten Träumen nicht hätten ausmahlen können. Doch es dauert nicht lange, bis der Ruhm zum Fluch für Gary und insbesondere für Ray wird…
Der von wahren Begebenheiten inspirierte Film überrascht insbesondere dadurch, dass er Fakt und Fiktion derart gut und unterhaltsam vermischt, dass sich der Zuschauer nicht nur gerne von den Protagonisten hinters Licht führen lässt. Auch die Erklärungen, die der Film abliefert, klingen plausibel genug, um die Spekulationen, die den Autopsie-Streifen seit seiner Erstausstrahlung umgeben, neu anzuheizen. Gab es diesen ominösen Film, den Ray in Amerika gesehen haben will, wirklich oder ist die nachgestellte Autopsie pure Fiktion? Allen, die an den Wahrheitsgehalt des Bandes glauben wollen, nimmt der Film dadurch nicht sämtliche Illusionen und wer schon immer an der Authentizität gezweifelt hat, findet hier neues Futter für seine Zweifel. Die Geschichte selbst wird locker und mit trockenem britischen Humor erzählt, wobei an vielen Stellen der notwendige Biss fehlt, mit dem "Alien Autopsy" das Zeug zur Kultkomödie unter Alien-Fans gehabt hätte. Das könnte nur ein Moment des Filmes wirklich schaffen: die Nachstellung der Alien Atopsie. Ohne Frage der komödiantische Höhepunkt des Films, überzeugt diese Szene mit vielen kleinen, erfreulich unaufdringlichen Gags und einer Originalität, die der Film leider in vielen anderen Momenten vermissen lässt.
Die beiden Hauptdarsteller, die als Ant & Dec schon seit vielen Jahren Englands Mattscheiben beherrschen und auch in den britischen Charts den ein oder anderen Hit landen konnten, machen bei ihrem Kino-Debüt eine überzeugende Figur. Die Beiden lassen sich von hochkarätigen Nebendarstellern wie Harry Dean Stanton oder Englands bestem Stand Up Comedian Jimmy Carr in keinem Moment an die Wand spielen. Überhaupt ist die Besetzung bis in die Nebenrollen sehr gut ausgewählt. Zusammen mit der amüsanten Geschichte machen sie "Alien Autopsy" zu einer netten kleinen Komödie, die ihr ganzes Potential zwar niemals ausschöpft, aber dennoch für konstant gute Unterhaltung sorgt – und das ist garantiert kein Schwindel.
Wer die echten Ray und Gary sehen möchte, der sollte die DVD unbedingt bis zum Ende des Abspanns laufen lassen. Dann geben die Beiden nämlich noch eine wichtige Information zum Wahrheitsgehalt des Filmes preis!
Bild und Ton: Zuschauer sollten sich von der eher dürftigen Bildqualität zu Beginn nicht abschrecken lassen, wurde hier doch bewusst im dokumentarischen Stil gedreht. Wenn die Geschichte dann zurück in die 90er geht, wird das Bild (bewusst) etwas grobkörniger und die Farben leicht verfremdet, was aber Nichts an der Tatsache ändert, dass im Endeffekt ein sehr sauberes, scharfes Bild ohne große Mängel vorliegt. Der Ton ist ordentlich abgemischt, wobei lediglich die Musik und ganz vereinzelte Soundeffekte wie Reifenquietschen für ein wenig Räumlichkeit sorgen. Gut!
Extras: Hier gibt es einige nette Extras zu entdecken. Los geht es mit einem Audiokommentar von Regisseur Jonny Campbell, der intensiv auf alle Aspekte der Dreharbeiten eingeht, von den Sets über die Beleuchtung, die Darsteller und den Dreh in los Angeles. Campbell mag nicht unbedingt der mitreißendste Erzähler sein, aber inhaltlich liefert der Kommentar einige wirklich interessante Fakten, die es sich anzuhören lohnt.
Weiter geht es mit einem knapp 30minütigen Making of, das von den Hauptdarstellern, in England bekannt als Ant & Dec, moderiert wird. So ist diese Dokumentation auch stark von dem Humor der beiden Schauspieler und Moderatoren, die im übrigen die amerikanische Version von "Wetten, dass...?" moderieren werden, geprägt, der sich mitunter eigentlich nur Fans der Beiden erschließen kann. Dennoch: die für das britische TV gedrehte Dokumentation (also nicht wundern, wenn Ant & Dec am Anfang großspurig 45 Minuten Making of verkünden – 15 Minuten gingen bei der TV-Ausstrahlung für Werbung drauf!) bietet neben etwas zu vielen Filmausschnitten etliche amüsante Behind the Scenes Momente und sehenswerte Interview-Schnipsel.
Weiter geht es mit 12 geschnittenen Szenen mit einer Gesamtlaufzeit von knapp 23 Minuten. Darunter befindet sich auch eine völlig entfernte Nebenhandlung, die stärker auf den Bruch der Freunde in der zweiten Filmhälfte eingeht. Geschnitten wurde diese lange Sequenz, da sie zu weit von der Alien Autopsy fortgeht und zu sehr ins Dramatische abgleitet und damit dem an sich fröhlichen Grundton des Films so gar nicht mehr entspricht. Für sich genommen ist die Szene absolut sehenswert und ist damit eine absolute Bereicherung für die DVD.
Knapp 2 Minuten an mehr oder weniger lustigen Outtakes sowie ein knapp 42 Sekunden langer alternativer Beginn runden das ordentliche Bonusprogramm ab.
Fazit: "Alien Autopsy" ist zwar längst nicht so bissig, wie der Streifen hätte sein können, doch insgesamt wird allen Ufo-Fanatikern und Verschwörungs-Theoretikern nette Unterhaltung der britischen art geboten. Technisch ist die DVD in Ordnung und das Bonusmaterial ist kurzweilig. Daher gibt es an dieser DVD-Umsetzung eigentlich Nichts zu bemängeln. Empfehlenswert!
Originaltitel: Alien Autopsy
Regie: Jonny Campbell
Anzahl der Discs: 1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Norwegisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch
Bildformat: 16:9 (1,85:1)
Extras: Audiokommentar, Making of, geschnittene Szenen, alternativer Anfang, verpatzte Szenen
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 92 Min.
Regionalcode: 2
Ein Artikel von Sebastian Betzold