Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Hors normes |
Genre: | Drama |
Regie: | Éric Toledano und Olivier Nakache |
Kinostart: | 05.12.2019 |
Produktionsland: | Frankreich 2019 |
Laufzeit: | ca. 115 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.prokino.de |
Bruno (Vincent Cassel) lebt für seine Arbeit. Keine Minute, in der er nicht am Telefon hängt oder sich mit seiner gemeinnützigen Organisation um bis zu 40 Kinder mit schweren Autismus kümmert. Selbst bei ehemaligen Patienten, die längst erwachsen sind, kann Bruno nicht nein sagen, wenn sie um seine Hilfe bitten. Auch sein guter Freund Malik (Reda Kateb) arbeitet in einer solchen Einrichtung, muss sich aber nicht nur mit jungen Patienten, sondern auch mit unerfahrenen Mitarbeitern herumschlagen. Doch davon lassen sich die beiden Männer nicht einschüchtern. Es gibt ihnen Kraft, anderen helfen zu können. Doch dann erhält Bruno Besuch von Mitarbeitern einer Kommission, die prüfen soll, ob seine Organisation überhaupt noch weiter arbeiten darf…
Mit ihrem neuen Film "Alles außer gewöhnlich" haben sich die Regisseure Éric Toledano und Olivier Nakache ("Ziemlich beste Freunde") ein echtes Herzensprojekt erfüllt. In dem Drama zollen sie einem Freund, Stéphane Benhamou, und dessen Verein "Le Silence des Justes" (dt.: das Schweigen der Gerechten) Tribut. Seit 1996 kümmert sich Benhamou aufopferungsvoll um die Aufnahme und Integration autistischer Kinder und Jugendlicher. Für den Verein hatten Toledano und Nakache bereits einen Imagefilm gedreht, wobei sie auch den Erzieher Daoud Tatou kennenlernten. Die Arbeit von Tatou und Benhamou hat die beiden Filmemacher derart beeindruckt, dass sie unbedingt einen Film über sie drehen wollten.
Zwei Jahre lang haben sie dann die beiden Vereine "Le Silence des Justes" von Stéphane Benhamou und "Le Relais Île-de-France", der mittlerweile von Daoud Tatou geleitet wurde, begleitet und daraus den Stoff für ihr neuestes Werk bezogen. Und so erzählt der Film dann auch weniger eine klare Geschichte, sondern spiegelt die Arbeit der Mitarbeiter von Organisationen wie diesen wider. Das ist gut gemeint und stellenweise auch sehr mitreißend. Doch in dem Versuch, das Ganze von einer dokumentarischen auf eine dramaturgische Ebene zu heben, verliert sich der Film zunehmend in einem Wust an Figuren und Klischees, was es dem Zuschauer extrem schwer macht, einen Bezug zu den Charakteren und ihren Geschichten aufzubauen.
Das Regie-Duo hat zu viel gewollt und ist letztendlich genau daran gescheitert. Zu zeigen, welche Hürden Vereine wie "Le Silence des Justes" zu bewältigen haben, ist ebenso gut und wichtig wie zu offenbaren, welche Bedeutung die Arbeit der Menschen hat, die sich Tag für Tag gegen die Mühlen von Bürokratie, aber auch gegen Vorurteile und Ausgrenzung behaupten müssen. Doch so sehr der Film das Herz auch am richtigen Fleck hat, so gelingt es durch mitunter völlig unnötig überfrachtete Inszenierung nicht wirklich, die gute Botschaft adäquat zu übermitteln. Gut gemeint, aber trotzdem nur mit Einschränkungen "Sehenswert"!
Ein Artikel von Sebastian Betzold