Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Atomic Blonde |
Genre: | Action, Thriller |
Regie: | David Leitch |
Kinostart: | 24.08.2017 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 115 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/AtomicBlonde.DE/ |
Berlin 1989: Der Mauerfall steht kurz bevor. Die noch geteilte Hauptstadt ist ein Pulverfass, in dem sich die Supermächte gegenseitig mit ihren Spionage-Aktivitäten übertrumpfen wollen. Nachdem ein MI6 Agent getötet wurde, schickt der britische Geheimdienst die Topagentin Lorraine Broughton (Charlize Theron) nach Deutschland, um den Tod ihres Kollegen aufzudecken und eine brisante Liste mit Identitäten westlicher Agenten zu sichern. Doch kaum ist sie in Berlin angekommen, gerät sie selbst ins Visier der Killer. Gemeinsam mit dem in Berlin stationierten David Percival (James McAvoy) gelingt es Lorraine, dem Anschlag auf ihr Leben zu entkommen und den mysteriösen Spyglass (Eddie Marsan), der im Besitz der Liste sein soll, ausfindig zu machen. Doch das ist nur der Anfang eines immer blutiger werdenden Netzes aus Verschwörung und Verrat, dem auch Lorraine zum Opfer fallen soll…
Bei "Atomic Blonde" zeigt sich erneut, dass David Leitch, Ko-Regisseur des Überraschungshits "John Wick", früher für mehrere Jahre als Stuntman in Hollywood gearbeitet hat. Die Actionszenen seines neuen Films sind wieder ein absolutes Highlight und gerade die Kampfszenen wirken knallhart und echt – im Zeitalter von CGI wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Mit Charlize Theron hat Leitch eine wirklich gute Hauptdarstellerin gefunden, die nicht nur die Action absolut überzeugend umgesetzt hat. In einen düsteren 80er Jahre Look getaucht und untermalt von einem großartigen Soundtrack zeigt der Ex-Stuntman eindrucksvoll, dass handgemachte Action noch immer das Maß aller Dinge ist.
Allerdings macht sein Spionagethriller auch deutlich, dass Action eben nicht alles ist. Und wenn es um packende Dramaturgie oder die Konstruktion clever miteinander verbundener Verschwörungen geht, so offenbart der Filmemacher doch noch einige Schwächen. Trotz hervorragender Darsteller und einer enorm coolen Optik weißt "Atomic Blonde" doch auch erstaunlich viele Längen auf. Die werden zwar gerade durch den letzten Akt, der wirklich fulminante Stunts bietet, wieder wettgemacht. Doch hätte man sich durchaus gewünscht, dass es nicht so lange gedauert hätte, bis die Geschichte so richtig in Fahrt kommt.
Zugegeben, wenn sich Lorraine zu den Klängen von Peter Schillings "Major Tom" einen knallharten Zweikampf in einem fahrenden Auto liefert, dann nimmt man für solche Szenen gerne auch mal etwas zähere Dialogsequenzen in Kauf. Trotzdem bleibt am Ende das Gefühl, dass die Story sehr viel komplexer und intelligenter zu sein vorgibt, als sie es bei genauerer Betrachtung ist. Und das führt letztendlich zu dem Fazit, dass "Atomic Blonde" mit einem etwas besseren Drehbuch zweifellos das Zeug zum Kultfilm des modernen Actionkinos gehabt hätte, so aber nicht viel mehr bietet, als "nur" gute Unterhaltung mit jeder Menge Schauwerten. Das reicht aber immerhin noch für ein absolut zufriedenes: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold