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Auf Teufel komm raus

Auf Teufel komm raus

Deutschland 2010

Filminfo

Genre:Dokumentarfilm
Regie:Mareille Klein & Julie Kreuzer
Kinostart:12.05.2011
Produktionsland:Deutschland 2010
Laufzeit:ca. 82 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.realfictionfilme.de

Karl D. ist ein verurteilter Sexualstraftäter. Mehrere grausame Verbrechen an jungen Mädchen soll er verübt haben. Gerade erst hat er eine 15jährige Haftstrafe verbüßt, gilt aber immer noch als gefährlich. Als sein Bruder Helmut ihn bei sich zu Hause aufnimmt, verwandelt sich die ländliche Idylle schnell in einen brodelnden Hexenkessel. Um das Haus der Familie formieren sich tägliche Mahnwachen, der Ton, der sich gegen Karl D., aber auch vermehrt gegen Helmut und seine Familie richtet, wird von Tag zu Tag rauer. Besonders Helmut hat unter dem enormen Druck zu leiden, was auch einer Gruppe demonstrierender Frauen nicht verborgen bleibt. Sie beginnen, den Sinn ihrer Aktionen zu hinterfragen und beschließen, das Gespräch mit Helmut, aber auch mit Karl D. zu suchen – und drohen dadurch selbst ins gesellschaftliche Abseits zu geraten...

Die Dokumentation "Auf Teufel komm raus" von Mareille Klein und Julie Kreuzer ist auf den ersten Blick ein enorm schwieriges Unterfangen. Einerseits will der Film freilich nicht an der Hexenjagd nach dem Kinderschänder teilnehmen. Andererseits sollen die Taten von Karl D. weder entschuldigt, noch verharmlost werden. Es sollen beide Seiten, die demonstrierende Dorfgemeinschaft auf der einen, Karl D., Helmut und seine Familie auf der anderen, möglichst neutral beleuchtet werden. Dass dies gelungen ist, ist nicht nur den beiden Filmemacherinnen, sondern auch den Protagonisten, die sich bereit erklärt haben, sich von der Kamera begleiten zu lassen, zu verdanken.

Herausgekommen ist das erschütternde Zeugnis vom Verfall einer Gemeinschaft, aber auch ein kritischer Blick auf unser Rechtssystem und auf den menschlichen Geist, der im Angesicht von Bedrohung seine besonders schmutzige Seite offenbaren kann. Die mitunter sehr bewegenden Interviews mit demonstrierenden Frauen, die selbst Opfer von Gewalttaten geworden sind und die durch Karl D. wieder an diese traumatischen Ereignisse erinnert werden, machen den Protest gegen den Sexualstraftäter durchaus verständlich. Andererseits ist das mitunter einfach nur schäbige und abgrundtief bösartige Verhalten gegen Helmut und seine Familie, aber ganz besonders gegen die Frauen, die versuchen, die Wogen zu glätten, indem sie das Gespräch suchen, einfach nur abstoßend, feige und nicht zu entschuldigen.

Mit jeder fortlaufenden Minute macht sich immer mehr Beklemmung breit und der Zuschauer spürt regelrecht, wie sich die Situation immer weiter zuspitzt und bald ist klar: selbst wenn Karl D. wieder ins Gefängnis müsste und Helmut und seine Familie wegziehen, wird das Leben in diesem Dorf nie wieder so sein, wie bisher. Gerade da der Blick der Filmemacherinnen wenig wertend und eher neutral bleibt, erreicht der Film eine extrem hohe Emotionalität, wirkt nicht manipulativ oder von einseitiger Moral durchzogen. Leise und subtil wird offenbart, wie wichtig es ist, auch im Angesicht furchtbarer Verbrechen Menschlichkeit zu bewahren. Eine äußerst bewegende Dokumentation, die wohl Niemanden wirklich kalt lassen wird – und genau deshalb ist "Auf Teufel komm raus" auch absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

Media:

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