Bad Moms

Die zweifache Mutter Amy (Mila Kunis) ist es leid, immer die perfekte Mutter sein zu müssen. Sie opfert sich jede Sekunde am Tag für ihre Kinder auf und kann es doch weder ihrem Nachwuchs, noch den übereifrigen Helikopter-Muttis an der Schule recht machen. Als sie dann auch noch ihren Mann beim Online-Fremdgehen erwischt, hat sie endgültig genug. Jetzt ist Schluss mit all den Regeln, den Verboten und dem Perfektionismus, mit dem sie sich Tag für Tag herumärgern muss. Jetzt ist sie mal wieder an der Reihe. Gemeinsam mit ihren neuen Freundinnen Kiki (Kristen Bell) und Carla (Kathryn Hahn) lässt es Amy endlich mal wieder so richtig krachen – und ruft damit gleich die spießige Übermutti Gwendolyn (Christina Applegate) auf den Plan, die es gar nicht leiden kann, wenn Jemand nicht nach ihrer Pfeife tanzt…

"Bad Moms" ist die neueste Regiearbeit des erfolgreichen Autoren-Duos Jon Lucas und Scott Moore, die besonders für ihre Arbeit an dem Kassenschlager "Hangover" bekannt geworden sind. Auch die wilden Mütter schlagen humoristisch in die gleiche Kerbe. Viele Gags sind sehr derbe und auch wenn sie nicht ganz so tief unter die Gürtellinie gehen, wie bei der chaotischen Junggesellenfeier in Las Vegas, so sind gerade die Dialoge nichts für Feingeister. Doch im Gegensatz zu so manch anderer Holzhammer-Komödie der letzten Monate - wie etwa "Dirty Grandpa" – funktioniert "Bad Moms" über weite Strecken richtig gut. Das liegt daran, dass der Film sich eben nicht nur auf seine Zoten verlässt, sondern auch noch sympathische Charaktere zeichnet und in dem Chaos, das sie durchleben, sogar ein paar clevere Ideen versteckt hat.

Dadurch wirkt die Komödie nicht wie eine sinnlose Aneinanderreihung von spätpubertären Penis-Witzchen, sondern hat neben einigen sehr flachen Witzchen auch viele richtig gute Lacher zu bieten. Und selbst die peinlicheren Momente verzeiht man dem Film gerne, weil er diese mit einer gehörigen Portion Charme überspielen kann. Sicherlich, das macht aus dem Streifen noch lange kein Meisterwerk. Große Überraschungen sucht man hier absolut vergebens und wer eine Klischee-freie Zone sucht, wird hier ebenfalls nicht fündig. Doch wer einfach nur Spaß haben will, der ist hier genau richtig. Denn der Kampf gegen die perfektionistischen Übermuttis, gegen all die Regeln und Aufgaben, mit denen nicht nur Mütter (und natürlich auch viele Väter), sondern auch die Kinder zugemüllt werden, ist vor allem eins: richtig witzig.

Die Besetzung ist gut ausgewählt: Mila Kunis ist als überforderte Frau zwischen Vollzeitmutter und Teilzeitangestellter absolut überzeugend, Kathyrn Hahn als liebenswerte Proll-Mami extrem amüsant und Kristen Bell als endlich aus ihrem Schneckenhaus kriechende Kiki einfach niedlich. Doch der beste Besetzungscoup ist den Machern mit Christina Applegate gelungen, die man als herrische Gwendolyn von der ersten Minute an mit voller Inbrunst hassen kann. Ob das bis zum Ende so bleibt, wird hier natürlich nicht verraten. Doch Applegate spielt die machtbesessene, selbstverliebte Spießer-Mami einfach zu gut. Da denkt man nicht auch nur eine Sekunde an Dumpfbacke Kelly Bundy, als die sie einst berühmt geworden ist.

"Bad Moms" ist ein etwas anderer Frauenfilm für alle, denen "Sex and the City" zu brav, für die "Hangover" aber dann doch etwas zu derb ist. Ein herrlicher Spaß, einfach zum Abschalten und herzhaften Lachen. Dafür gibt es dann auch ein ganz klares: Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold