Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama, Thriller |
Regie: | Michael "Bully" Herbig |
Kinostart: | 27.09.2018 |
Produktionsland: | Deutschland 2018 |
Laufzeit: | ca. 120 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.studiocanal.de/kino/ballon |
Zwei Jahre lang haben die befreundeten Familien Strelzyk und Wetzel gemeinsam ihre Flucht aus der DDR in den Westen geplant. Im Sommer 1979 soll es dann soweit sein: mit einem selbstgebauten Heißluftballon wollen die Familien nachts unbemerkt nach Westdeutschland fliegen. Doch kurz vor der Grenze stürzt der Ballon ab. Als die Stasi unter der Leitung von Oberstleutnant Seidel (Thomas Kretschmann) den abgestürzten Ballon findet, ist den Familien klar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie gefunden und eingesperrt werden. Da hilft nur eins: ein zweiter Fluchtversuch. Doch kann in wenigen Tagen das geschafft werden, wofür beim ersten Mal zwei Jahre gebraucht wurden? Und kann das, was zum Absturz des ersten Ballons geführt hat, überhaupt verhindert werden? Ein nervenaufreibender Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
"Ballon" ist vielleicht einer der überraschendsten Filme des Jahres. Überraschend nicht unbedingt in dramaturgischer Hinsicht, schließlich wurde die wahre Geschichte der spektakulären Flucht zweier Familien aus der DDR bereits in den frühen 80er Jahren schon einmal von Hollywood verfilmt. Nein, überraschend ist vielmehr, dass Michael Bully Herbig hier ein von der ersten bis (fast) zur letzten Sekunde packendes Drama vorlegt, das man so von dem Comedy-Spezialisten eher nicht erwartet hätte. Obwohl – wer sich Herbigs frühere Regiearbeiten ansieht, der wird auch schon feststellen, dass er reich technisch und stilistisch schon immer großes Kino abgeliefert hat, auch wenn der Humor vielleicht nicht immer jedermanns Sache gewesen ist.
Seine filmische Aufarbeitung der Flucht, die seinerzeit weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat, braucht sich vor Hollywood nun wirklich nicht verstecken. Sicherlich, es gibt einige etwas klischeehaft gezeichnete Figuren und Szenen, die etwas überzeichnet wirken. Doch wirklich negativ schlägt das nicht zu Buche. Denn Herbig schafft es perfekt, den Zuschauer an die Geschichte zu fesseln und die Figuren so zu zeichnen, dass man mit ihrem Schicksal einfach mitfiebern muss – ganz gleich, ob nun einige Klischees bemüht werden oder der Ausgang der Geschichte bereits bekannt ist.
Angenehm ist auch, dass Herbig nicht zu sehr bemüht ist, sich von seinem Image als Komiker zu entfernen, dass er Humor ganz außen vor lassen würde. Hier und da hat er auch ein paar kleine Lacher eingebaut, die allerdings eher subtil und hintersinnig serviert werden. Sie bieten aber immer wieder einen angenehmen Kontrast zu der insgesamt sehr bedrohlich wirkenden Grundstimmung, was den Unterhaltungswert noch einmal deutlich nach oben schraubt. Eine wirklich gelungene Bildsprache und ein tolles Darsteller-Ensemble untermauern diesen positiven Gesamteindruck. Dass am Ende noch ein arg dick aufgetragener Epilog drangehängt wurde, den der Film nicht wirklich gebraucht hätte, ist da wirklich zu verschmerzen. Hut ab, Bully: Dein "Ballon" ist ganz großes Kino und daher auch: Absolut sehenswert!!
Ein Artikel von Sebastian Betzold