Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Alexander Kleider |
Kinostart: | 11.05.2017 |
Produktionsland: | Deutschland 2016 |
Laufzeit: | ca. 96 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.berlin-rebel-high-school.de/ |
Junge Menschen, die mit den Regeln des üblichen Schulbetriebs nicht zurechtkommen oder die an Leistungsdruck und Notensystem versagen, haben oft keine Perspektive auf eine richtige Schulbildung. Alex, Anfang 20, ist so ein junger Mensch, genau wie die in ihrer Dorfgemeinschaft als sehr rebellisch angesehene Lena oder Hanil, der sich einfach nie dazu aufraffen konnte, richtig zu lernen. Was sie mit vielen anderen verbindet, ist, dass sie trotzdem einen richtigen Abschluss haben möchten, damit ihnen ihre Zukunft nicht komplett verbaut ist. Zum Glück gibt es die Berliner Schule für Erwachsenenbildung (SFE). Hier gibt es keinen Direktor, keine Noten und die Schülerinnen und Schüler sind mit in wichtige Entscheidungsprozesse eingebunden, müssen aber auch organisatorische Aufgaben erledigen. Darunter fällt auch die Bezahlung der Lehrer. Es ist ein ungewöhnliches Konzept, das allerdings schon seit 1973 funktioniert und etliche erfolgreiche Abschlüsse hervorgebracht hat.
Filmemacher Alexander Kleider hat einige Schüler der "Berlin Rebel High School" auf ihrem Weg zum Abitur begleitet. Herausgekommen ist ein sehr interessanter, dabei aber auch extrem unterhaltsamer Dokumentarfilm. Indem nicht nur Schüler und Lehrer vorgestellt werden, sondern auch ein tiefer Einblick in ihren Alltag gewährt wird, wird nicht nur sehr anschaulich gemacht, wie und warum das ungewöhnliche Schulkonzept funktioniert. Es wird auch klar, warum eine Institution wie die SFE wirklich nötig ist und für einige junge Menschen eine wichtige Chance für eine berufliche Zukunft ist. Dabei werden die Schüler nicht nur mit Lehrstoff versorgt, sondern auch in Sozialkompetenz geschult. Sie werden nicht den üblichen Regeln und dem schwierigen Konkurrenzdruck ausgesetzt, sondern sollen Eigenverantwortung ebenso lernen, wie soziales Verhalten in der Gruppe.
Auch wenn man nicht mit allen Aspekten dieses Konzepts übereinstimmen mag, so macht der Film doch eins sehr schön klar: Jeder Mensch ist verschieden und es gibt nicht das eine Schulkonzept, das für alle Kinder genau das Richtige ist. Da aber jeder Mensch das gleiche Recht auf Bildung haben sollte, ist es ungeheuer wichtig, dass auch bei der Schule auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Lernenden eingegangen wird. Wir müssen uns von der Idealvorstellung der einen perfekten Schule für alle verabschieden. Einrichtungen wie die SFE sind da auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.
Es ist sehr interessant zu sehen, wie engagiert junge Menschen darum kämpfen, einen Schulabschluss zu schaffen, der ihnen auf dem eher konventionellen Weg verwehrt geblieben ist. Gleichzeitig ist es aber auch absolut spannend zu erfahren, warum die nicht verbeamteten Lehrer das nicht gerade üppige Gehalt und die fehlenden Sicherheiten in Kauf nehmen, um zum Teil bis weit ins Rentenalter hinein an der SFE zu unterrichten. Hier geht es wirklich um Ideale und darum, den Schülern den richtigen Weg zum Abschluss zu bereiten. Und das macht diese Dokumentation zu einem sehr interessanten Film, über den man lange sprechen und diskutieren kann, der aber auch bestens unterhält. Dafür gibt es ein ganz klares: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold